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Die Welt des Jeff Bezos

Jeff Bezos, Gründer und Chef von Amazon, ist eine lebende Legende. Für die einen ist er der smarteste Unternehmer seit Sam Walton, für die anderen ein rücksichtsloser Unmensch.

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Bezos, der als Kind viel Zeit auf der Ranch seines Großvaters in Texas verbracht hatte, gründete Amazon 1994. Die Firma überlebte das Platzen der Internetblase vor über zehn Jahren und ist der weltgrößte Onlineeinzelhändler. „Ich habe in meinen Jahren im Geschäft gelernt, dass es am Gefährlichsten ist, sich nicht von den anderen zu unterscheiden“, sagte Bezos in einem Interview mit der deutschen Nachrichtenagentur dpa. „Wir wollen Sachen erfinden, die den Leuten anfangs ungewöhnlich vorkommen - aber einige Jahre später für alle normal sind.“

Wachstum vor Gewinn

Bezos’ Führungsstil bei Amazon ist so eigenwillig wie kontrovers. Man erzählt, er lasse in Besprechungen oft einen Stuhl frei - für den imaginären Kunden. In den klammen Anfangsjahren wurden kurzerhand Türen zu Schreibtischen umfunktioniert, Topmanager müssen alle paar Jahre an die Telefonhotline.

Der unprätentiöse, zierliche Mann, dessen Markenzeichen ein schallendes Lachen ist, kann hart sein. „Es ist unser Job, den Kunden den besten Preis und den besten Service zu bieten. Die Kunden entscheiden, wo sie kaufen, nicht wir“, sagte er einmal auf die Frage nach den Branchen, die Amazon umpflügt. Wachstum geht vor Gewinn: Bis heute ist der Riese Amazon - anders etwa als Apple - nicht besonders profitabel. Der Börsenkurs zeigt dennoch stetig nach oben.

Medienhobby

Auf den ersten Blick entbehrte die Nachricht im Oktober vergangenen Jahres nicht einer gewissen Ironie. Als Gründer und Chef von Amazon („Kindle“) hat Bezos wie kaum ein anderer die Verdrängung gedruckter Bücher durch E-Books beschleunigt. Dann kaufte er sich die „Washington Post“. Aber vielleicht passt die Geschäftsphilosophie des 49-Jährigen zum derzeitigen Zustand der Zeitungsbranche in Amerika: Er ist bereit, jahrelange Durststrecken in Kauf zu nehmen.

Zudem ist Bezos nicht darauf angewiesen, dass die „Washington Post“ ihn reicher macht. Die 250 Millionen Dollar, die er für eine der berühmtesten Zeitungen der Welt bezahlte, machen höchstens ein Prozent seines geschätzten Vermögens aus. Bezos ist vor allem bekannt als aggressiver Innovator, der mit gnadenlosem Preiskampf den klassischen Einzelhandel das Fürchten lehrte. Vor allem Buchläden und Verlage können ein Lied davon singen. Die Leidtragenden sind auch die schlecht bezahlten Angestellten in Amazons Lagern.

Weltraumhobby

Bezos hat neben dem Geschäft ein Herz für teure Hobbys. Seit er fünf ist, brennt er für die Raumfahrt. Bezos versucht, Reisen ins Weltall auf die Beine zu stellen, eigenes Raumschiff inklusive. Ein Prototyp stürzte bei einem unbemannten Testflug ab. Bezos blieb dran und scheute in der Zwischenzeit keine Mühen, um Triebwerke der Trägerrakete von „Apollo 11“ vom Meeresgrund zu heben.

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