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Von Laien kaum bedienbar

Falls die über der Ostukraine abgestürzte malaysische Boeing tatsächlich mit dem Lenkwaffensystem Buk abgeschossen worden ist, wirft das neue Fragen auf. Um ein derartiges System bedienen zu können, ist nämlich eine Ausbildung von zwei bis drei Jahren notwendig.

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Die US-Regierung geht davon aus, dass Russland den Separatisten das Waffensystem zur Verfügung stellte - und noch am Freitag wieder nach Russland zurückholte.

„Ein Laie kann es nicht einmal in Betrieb nehmen“, sagte Oberstleutnant Reinhard Zmug vom österreichischen Bundesheer. Das Radar des Systems lässt zudem keinerlei Rückschlüsse darauf zu, ob es sich um ein ziviles oder ein militärisches Flugzeug handelt. „Das ist nicht erkennbar. Man sieht nur einen Punkt, kann aber nicht sagen, wie groß oder wie schwer das Objekt ist“, erklärte Zmug gegenüber der APA. Dementsprechend hoch ist natürlich auch die Gefahr, versehentlich eine zivile Maschine zu treffen.

System ohne Sekundärradar

Zum Vergleich: Um zivile Maschinen klar als solche zu erkennen, kommt in der regulären Luftfahrt und auch bei modernen Waffensystemen das sogenannte Sekundärradar zum Einsatz. Dabei wird nicht wie beim einfachen Radar - über das das Buk-System verfügt - nur die reflektierte Energie eines Objektes gemessen, vielmehr verbindet sich ein in dem Flugzeug installiertes Antwortgerät mit dem empfangenen Radarsignal. Neben der Position werden unter anderem auch Daten wie Flugnummer und Kennung mitgeschickt.

Zwei Mann nötig

Auch der Abschuss von Raketen ist beim Buk-System sehr kompliziert. Während bei den modernen sogenannten Fire-and-Forget-Systemen die Raketen ihr Ziel selbst ansteuern, muss beim Buk das Objekt über einen längeren Zeitpunkt hin verfolgt werden, wofür zumindest zwei gut ausgebildete Personen notwendig sind.

Dass das Flugzeug der Malaysia Airlines überhaupt über ukrainisches Gebiet fliegen durfte, lag Zmug zufolge daran, dass der Luftraum nur bis 10.000 Meter gesperrt gewesen ist. Die Piloten würden vor den Flügen aber sehr wohl über etwaige Risiken auf der Strecke aufgeklärt werden. Theoretisch wäre es auch möglich, den Luftraum über der Ukraine komplett zu sperren, doch ist das von der Europäischen Flugsicherung derzeit nicht geplant.

USA: Moskau lieferte Raketensystem

US-Außenminister John Kerry bestätigte am Sonntag einen Bericht der „Washington Post“, wonach die USA davon ausgehen, dass Russland den Separatisten das Raketenabwehrsystem zur Verfügung stellte. „Es ist ziemlich klar, dass dieses System von Russland in die Hände der Separatisten gelangte.“

Nach dem Absturz der Maschine seien die verbliebenen Raketen in der Nacht zum Freitag wieder auf russisches Territorium geschafft worden, berichtete das US-Blatt weiter. Die US-Geheimdienste hatten demnach vor gut einer Woche Hinweise darauf erhalten, dass die Boden-Luft-Raketen den prorussischen Rebellen zur Verfügung gestellt worden seien. Der ukrainische Geheimdienstchef Witali Najda habe berichtet, dass eine Batterie des Systems mit einer fehlenden Rakete Freitagfrüh die Grenze nach Russland überquert habe.

„Wir nehmen an, dass sie dabei sind, die Beweise für ihr Tun zu beseitigen“, sagte ein US-Regierungsvertreter dem „Wall Street Journal“. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte dementiert, dass die prorussischen Separatisten von Russland aus militärisch unterstützt werden.

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