Parlament legalisiert Kinderarbeit
„Nr. 321/2013-2014 Mädchen, Buben und Jugendliche“: Dieses Gesetz hat das bolivianische Parlament am Mittwoch einstimmig verabschiedet und damit Kinderarbeit legalisiert. Die bisherige Regelung setzte das Mindestalter bei 14 Jahren an.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Solange Unternehmen die körperliche und geistige Gesundheit ihrer Beschäftigten respektierten, könnten sie in Ausnahmefällen bereits Zwölfjährige anstellen, heißt es in der Gesetzesnovelle. Kinder, die „selbstständig“ arbeiten, dürfen das nun bereits mit zehn Jahren.
„Freiwilligkeit“ als Voraussetzung
Das neue Kinderarbeitsgesetz verlangt bei unter 14-Jährigen allerdings die Freiwilligkeit des Kindes sowie die Zustimmung der Eltern und eines Ombudsmannes. „Dann wird die entsprechende Anfrage beim Arbeitsministerium hinterlegt“, sagte Senator Adolfo Mendoza, der die Novelle mit vorangetrieben hatte.

Reuters/Enrique Castro-Mendivil
Weil ich es auch schon so gemacht habe: Evo Morales Argument für die Kinderarbeit.
Mit dem neuen Gesetz verstößt Bolivien gegen internationales Recht. Als Mitglied der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen (UNO) ratifizierte das Land 1997 die ILO-Konvention 138 und legte damit das Mindestarbeitsalter auf 14 Jahre fest. Unter dem bisherigen Gesetz waren deshalb auch keine Ausnahmen vom Mindestalter ab 14 Jahren erlaubt. Kritiker nannten das angesichts der allgegenwärtigen Armut realitätsfern.
Präsident unterstützt Kinderarbeit
Zu den Fürsprechern für Kinderarbeit unter 14 Jahren gehört auch der bolivianische Präsident Evo Morales, der jetzt das neue Gesetz in Kraft setzen muss. Der Staatschef weist gern darauf hin, dass er in seiner Kindheit selbst als Hilfskraft in einer Bäckerei gearbeitet und sich bei der Herstellung von Bauziegeln verdingt habe. Mit fünf Jahren habe er seinen Vater zur Zuckerernte nach Argentinien begleitet und sich als Teenager mit der Trompete auf der Straße etwas dazuverdient.
Kinderarbeit schon jetzt Normalität
Wie für Morales in seiner Jugend ist Kinderarbeit in Bolivien auch heute für viele Familien Normalität. Nach einer Umfrage des Nationalen Instituts für Statistik im Jahr 2008 gehen im ärmsten Land Südamerikas 850.000 Kinder zum Arbeiten anstatt in die Schule. Das ist mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen zwischen fünf und 17 Jahren. Laut dem Kinderhilfswerk der UNO (UNICEF) ist die Arbeit der Kinder zumeist gefährlich und gesundheitsschädlich. Die Kinder seien körperlichem, psychischem oder moralischem Missbrauch ausgesetzt, so die UNICEF.
Die Argumentation für das neue Gesetz wirkt dagegen zumindest ambivalent. So solle die Neuregelung dabei helfen, das Land bis zum Jahr 2025 von extremer Armut zu befreien und in der Folge Kinderarbeit zukünftig gänzlich abzuschaffen. Bestenfalls werde Kinderarbeit schon ab 2020 nicht mehr nötig sein, sagte der Abgeordnete Javier Zavaleta der Nachrichtenagentur AFP.
Links: