Verlust von 400 Mio. bestätigt
Die bulgarische Tochter Mobiltel (Mtel) reißt ein 400 Mio. Euro schweres Loch in die Bilanz der teilstaatlichen Telekom Austria (TA). Nach einer Krisensitzung im Aufsichtsrat am Mittwochnachmittag räumte die TA in einer Pflichtmitteilung den Wertberichtigungsbedarf ein, der im ersten Halbjahr 2014 schlagend wird. Der Konzern bestätigte damit Berichte von „News“ und „Presse“.
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Die Abwertung bei Mtel „wird sich negativ auf Nettogewinn und Eigenkapital auswirken“, so die TA. Wie groß das Finanzloch tatsächlich sein wird, das der 400 Mio. Euro schwere Brocken in die Halbjahresbilanz reißt, ist im Detail noch offen. Es ist aber davon auszugehen, dass das Ergebnis heuer sowohl im Halbjahr als auch im Gesamtjahr tiefrot ausfallen wird. Die Abwertung „schlägt voll durch“, sagte Pressesprecher Peter Schiefer zur APA.
„Erwartungen nicht länger haltbar“
Zum Vergleich: Die TA hatte im Vorjahr einen Halbjahresgewinn von 108 Mio. Euro. Zuletzt lag der Nettogewinn im ersten Quartal 2014 bei 40,8 Mio. Vor der millionenschweren Abwertung hatten Analysten für 2014 mit einem Jahresgewinn von rund 130 Mio. Euro gerechnet. Demnach ist nun ein Verlust von 270 Mio. Euro zu erwarten. Die Wertminderung sei im Wesentlichen auf einen Anstieg der Kapitalkosten in Bulgarien und „veränderte Erwartungen“ bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes zurückzuführen, erklärte das Unternehmen seinen Aktionären.
Ein Risiko für das Geschäft in Bulgarien sei auch die Krise in der Ukraine, so die TA. Die veränderten mittelfristigen makroökonomische Erwartungen hätten die Erwartungen für den gesamten bulgarischen Telekommunikationsmarkt und die Entwicklung der bulgarischen Tochtergesellschaft Mobiltel getrübt. „Die Erwartung des Managements, dass sich die Region mittelfristig erholen wird, ist somit nicht länger haltbar“, heißt es in der Ad-hoc-Aussendung.
„Keine Konsequenzen“
Die APA berichtete am Donnerstag unter Berufung auf „informierte“ Personen, die Abschreibung bei der Bulgarien-Tochter Mobiltel sei formal kein Ausstiegsgrund für Slim. Im Syndikatsvertrag gebe es eine solche Klausel nicht. Zuvor hatte bereits eine Sprecherin von America Movil versichert, dass es „keine Konsequenzen“ geben werde. „News“ berichtete, die Mexikaner um Slim hätten vertraglich gegen böse Überraschungen vorgesorgt.
Auch TA-Chef Hannes Ametsreiter betonte im „Kurier“ (Donnerstag-Ausgabe), dass aus Mexiko „keine negativen Ansagen in Richtung eines Ausstiegs“ gekommen seien. Der Vertreter von America Movil sei per Videokonferenz bei der Aufsichtsratssitzung dabei gewesen. „Bei der Unterzeichnung des Syndikatsvertrags Ende April wussten wir ja selbst die Höhe des Wertberichtigungsbedarfs noch nicht“, so Ametsreiter.
Das Management sei „sehr unglücklich über die 400 Millionen“, so Ametsreiter. Zur geplanten Investitionsmilliarde sagte er: „Wir müssen jetzt überlegen, wie man das Kapital bestmöglich einsetzt, um uns einerseits zu stabilisieren und andererseits zu prüfen, in welchem Wachstumsbereich wir Aktivitäten starten.“ Während Ametsreiter nicht an Rücktritt denke, ortet der Direktor der Wiener Arbeiterkammer (AK), Werner Muhm, „dringenden Aufklärungsbedarf“. „Eine derart hohe Abwertung ergibt sich nicht von einem Tag auf den anderen“, so Muhm. Neben dem TA-Vorstand sieht er auch den Aufsichtsrat in der Verantwortung: „Offensichtlich ist die Kontrolle durch die ÖIAG nicht engmaschig genug.“
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