Demokratie erst seit Sturz Suhartos 1998
Indonesien (Republik Indonesia) ist der größte Inselstaat und zugleich das größte muslimische Land weltweit und im Schatten von China und Indien eine der aufstrebenden Wirtschaftsmächte in Südostasien. Die Demokratie in der früheren niederländischen Kolonie, heute eine Präsidialrepublik, ist noch relativ jung.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Das Land liegt am Äquator und erstreckt sich von Osten nach Westen über mehr als 5.000 und von Norden nach Süden über knapp 2.000 Kilometer. Es besteht aus mehr als 17.500 Inseln, von denen nur rund 6.000 bewohnt sind. Die Hauptinseln sind Java (die bevölkerungsreichste Insel mit der Hauptstadt und dem Regierungssitz Jakarta), Sumatra, Borneo und Neuguinea, wobei von letzteren nur jeweils ein Teil zu Indonesien gehört: Kalimantan auf Borneo und West-Papua (Irian Jaya) auf Neuguinea. Weitere bekannte Inseln bzw. Inselgruppen sind Sulawesi (Celebes), die Molukken (Maluku) und die Ferieninseln Bali und Lombok (kleine Sundainseln).

ORF.at
130 Mio. Menschen in eineinhalbmal Österreich
Indonesien hat nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 245 und 250 Millionen Einwohner, wobei die Bevölkerungsdichte sehr unterschiedlich ist. Während sie in den eher entlegenen Inselregionen sehr niedrig ist, lebt rund die Hälfte der Indonesier auf der Hauptinsel Java, deren Fläche mit nicht ganz 127.000 Quadratkilometern nur rund eineinhalb Mal so groß ist wie Österreich (knapp 84.000 Quadratkilometer).
Unter dem autoritär regierenden Präsidenten Suharto begann die Regierung 1969 mit einem Umsiedlungsprojekt („Transmigrasi“), das die Entwicklung entlegenerer Inseln fördern sollte, tatsächlich aber zu zahlreichen Konflikten zwischen der ansässigen Bevölkerung und den Umgesiedelten führte. Gemessen an seiner Gesamtbevölkerung ist Indonesien das viertgrößte Land der Erde nach China, Indien und den USA. Nach beiden letzteren ist es die drittgrößte Demokratie weltweit - allerdings noch nicht sehr lange.
Von der Kolonialherrschaft in die Diktatur
Nach der Unabhängigkeitserklärung von 1945 erkannte die frühere Kolonialmacht Niederlande diese erst 1949 an. Erster Präsident wurde Sukarno (1945 bis 1967). Bereits ab 1959 herrschte er quasi diktatorisch, 1963 ließ er sich als Präsident auf Lebenszeit wählen. Nach einem angeblichen Putschversuch 1965, für den die Kommunistische Partei Indonesiens (PKI) verantwortlich gemacht wurde, kam es bis 1966 unter Sukarno und seinem späteren Nachfolger, General Suharto, zu Massakern an Anhängern der Kommunisten und Angehörigen der chinesischen Minderheit im Land. Hunderttausende Menschen starben.

AP/Kreusch
Sukarno (im Bild mit dem seinerzeitigen Oberbürgermeister von West-Berlin, Otto Suhr), während eines Besuchs in Deutschland 1956
Ende der Diktatur inmitten der Asienkrise
Nach der Entmachtung Sukarnos durch Suharto trat er 1967 zurück und wurde unter Hausarrest gestellt. Suharto regierte abschließend bis 1998 gleichfalls diktatorisch. Er setzte den linksnationalistischen Kurs („Nasakom“) seines Vorgängers außer Kraft und verordnete dem Land eine „Neue Ordnung“ („Orde Baru“). Suharto schaltete die politische Opposition aus, ließ Gegner verschleppen und ermorden. Das Ausland drückte - wie so oft - ein Auge zu, der Kontakt zum Westen war gut - insbesondere in wirtschaftlichen Belangen.
Nach anhaltenden Massenprotesten (in der Zeit der Asienkrise 1997 bis 1998), die vor allem in der Hauptstadt Jakarta in Unruhen ausarteten, trat Suharto im Mai 1998 zurück. Das Präsidentenamt übernahm Vizepräsident Bacharuddin Jusuf Habibie. Er regierte bis 1999 und lockerte das repressive Regime seines Vorgängers.
Bisher nur drei freie Präsidentenwahlen
Anschließend wurde 1999 (damals noch nicht vom Volk) Abdurrahman Wahid, ein Gegner Suhartos, zum Präsidenten gewählt. Er war der erste frei gewählte Präsident Indonesiens. Nach Verwicklungen in Finanzskandale trat er 2001 zurück, seine Nachfolgerin wurde Megawati Sukarnoputri, eine Tochter Sukarnos. Sie setzte den Reformkurs fort. 2004 unterlag sie (in der ersten Direktwahl) ihrem Herausforderer Susilo Bambang Yudhoyono, der laut Verfassung für keine dritte Amtszeit mehr kandidieren durfte und dessen Amtszeit im Oktober endet.
Indonesien ist ein multiethnischer und multireligiöser Staat, die Zahl der unterschiedlichen Ethnien beträgt mehrere hundert, ebenso die Zahl der indigenen Sprachen. Amts- und Verkehrssprache ist Bahasa Indonesia. Der Großteil der Bevölkerung sind Muslime (fast 90 Prozent), danach folgen Christen, ein geringer Anteil sind Hindus und Buddhisten.
Auf den Weg in die wirtschaftlichen Top Ten
Indonesien ist Mitglied der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20). Unterschiedliche Prognosemodelle über die künftige Gewichtung der Weltwirtschaft räumen dem Land als Teil der „Next 11“ und „Breakout Nation“ eine zunehmend wichtige und nicht nur regionale Rolle in Südostasien ein. Bis 2030 könnte sich der riesige Inselstaat unter den Top Ten der Weltwirtschaft finden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Vorjahr rund 870 Mio. Dollar (rund 635 Mio. Euro), das Wirtschaftswachstum dürfte heuer erneut über sechs Prozent ausmachen. Trotzdem lebt nach Schätzungen ein Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.
Außerdem hat der wirtschaftliche Boom auch seine Schattenseiten. Vor allem für Palmölplantagen werden riesige Flächen Regenwald abgeholzt. Neben der Landwirtschaft spielt auch der Bergbau eine zentrale Rolle für die Wirtschaft des Landes, unter anderem werden Gold, Kupfer, Nickel, Kohle, aber auch flüssiges Erdgas exportiert.
Weltkulturerbe und Naturjuwelen
Eine wichtige Devisenquelle ist auch der Tourismus. Sehenswürdigkeiten wie die historischen Tempelanlagen von Borobudur und Prambanan, beide Weltkulturerbe, ziehen internationale Besucher an, die Ferieninsel Bali jedes Jahr Millionen von (hauptsächlich) Badeurlaubern.

APA/AP/Binsar Bakkara
Ausbruch des Gunung Sinabung auf Sumatra im Februar
Auch die (begehbaren) Vulkane wie der Gunung (Berg) Rinjani auf der Insel Lombok und der Bromo auf Java sind Ziel von Outdoortouristen, ebenso Nationalparks wie der auf Komodo mit seinen „Drachen“, den Komodowaranen. Allerdings erlitt der Tourismus durch die verheerenden Terroranschläge auf Bali 2002 erhebliche Rückschläge. Damals waren bei einer Serie von Bombenexplosionen über 200 Menschen ums Leben gekommen.

Corbis/Robert Harding World Imagery/Matthew Williams-Ellis
Borobudur in der Nähe von Yogyakarta, eine der weltweit größten buddhistischen Tempelanlagen, erbaut ab dem Jahr 750
Die Tsunami-Katastrophe von 2004
In Indonesien bzw. vor seinen Küsten sind Erdbeben relativ häufig, da der Inselstaat auf dem „Pazifischen Feuerring“, einem Vulkangürtel rund um den Pazifischen Ozean, liegt. Vulkanische Aktivitäten sind in der Region stark. Auch für die verheerende Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2004 war ein Beben im Indischen Ozean mit einer Stärke von 9,1 nach Richter und einem Epizentrum vor der Küste Sumatras verantwortlich. Insgesamt starben durch mehrere Flutwellen rund 230.000 Menschen, davon etwa 180.000 in Indonesien. Besonders schwer getroffen wurde damals die Provinz Aceh auf Sumatra.

AP/Achmad Ibrahim
Der Tsunami vom Dezember 2004 hinterließ in Indonesien eine Spur unglaublicher Zerstörung
Fast 130 aktive Vulkane
Der letzte Vulkanausbruch ereignete sich erst Anfang Juni. Der knapp 2.000 Meter hohe Sangeang Api auf der (unbewohnten) Insel Sangeang stieß eine Aschewolke aus, die kurzzeitig den Flugverkehr beeinträchtigte. Mitte Februar hatte der Gunung Kelut auf Java Feuer und Asche gespuckt, nur kurz zuvor Anfang Februar der Sinabung auf Sumatra. Es gab Tote, Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser räumen.

AP/Trisnadi
Eruption des Merapi von der Stadt Yogyakarta aus gesehen
Ein Vulkan, der immer wieder brodelt, ist der Merapi im Großraum der Stadt Yogyakarta. Zuletzt war er im letzten Herbst aktiv. 2010 starben bei einem Ausbruch des Merapi rund 350 Menschen. Der bei Treckingtouristen beliebte Gunung Rinjani im gleichnamigen Nationalpark auf Lombok galt lange Zeit als ruhig, brach allerdings 2009 und 2010 erneut aus. Er ist mit über 3.700 Metern nach dem Kerinchi auf Sumatra (3.805 Meter) der zweithöchste Vulkan Indonesiens und wird von den Bewohnern der Region als heiliger Berg angesehen. Insgesamt sind in Indonesien fast 130 Vulkane aktiv.
Link: