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Prototypen für 4.000 Tester noch im Juni

Noch vor der firmeneigenen Entwicklerkonferenz Ende Juni will der Google-Konzern 4.000 Stück eines Tablet-Prototypen an ausgewählte Tester ausliefern, die das Arbeiten am Computer endgültig von der Zweidimensionalität in die dritte Dimension bringen sollen. Damit will sich Google wohl einen Startvorteil in Sachen 3-D verschaffen, wo offenbar auch andere großes Entwicklungspotenzial sehen.

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Erst im März hatte Facebook überraschend den Kauf von Oculus VR angekündigt, einem Spezialisten für Brillen zur dreidimensionalen Darstellung virtueller Welten. Die Firma, deren Produkte noch nicht einmal marktreif sind, war Facebook rund 2,3 Milliarden Dollar (1,7 Mrd. Euro) wert. Dass Facebook-Gründer Mark Zuckerberg dabei Videospiele höchstens am Rande im Sinn hat, bewies schon damals seine Aussage, dass 3-D „verändern wird, wie wir arbeiten, spielen und kommunizieren“. Vorerst hat Google aber allem Anschein nach die Nase vorn.

„Tango“ bringt schneller Resultate als gedacht

Mit seinem „Projekt Tango“, so der Codename der kompletten 3-D-Implementierung mobiler Geräte, war Google im Februar an die Öffentlichkeit gegangen. Als erstes Testprodukt nahm man sich ein hochgerüstetes Smartphone vor. Die 3-D-Erfassung der Geräte basiert nicht nur auf einer stereoskopischen Kamera, sondern auch auf einer Infrarot-Tiefenmessung. 250.000 dreidimensionale Messungen pro Sekunde werden in dem Gerät von Spezialsoftware verarbeitet. Die nunmehrige Ankündigung eines 3-D-Tablets kam dennoch überraschend.

Google hatte offenbar selbst nicht daran geglaubt, dass „Tango“ so schnell handfeste Resultate abwerfen würde, wie sie auf einem Imagevideo des Konzerns zu sehen sind. Die nunmehr geplante Ausgabe an Tester noch vor der Entwicklerkonferenz ist jedenfalls kein Zufall. „Es ist essenziell, dass man die neue Technologie zuerst den Entwicklern eröffnet, denn es wird darauf ankommen, wie man diese Technologie in praktische Applikationen übersetzt“, zitiert das „Wall Street Journal“ („WSJ“) den IT-Analysten Bryan Ma.

Die Welt jenseits des Bildschirmrands

Schon das „Tango“-Smartphone konnte offenbar komplette Orientierung bis ins letzte Detail bieten, so dass etwa Sehbehinderte sich ohne jegliche Hilfe durch unbekanntes Terrain bewegen konnten. Außerdem konnte das Phone die Umgebung und Gegenstände augenblicklich dreidimensional vermessen und bot darüber hinaus reichlich Augmented-Reality-Spielereien. Das Tablet - wenn auch mit nur sieben Inches (17,78 cm) großem Schirm - bietet die Möglichkeiten, noch ein paar Schritte weiter zu gehen.

Die verwendeten Technologien stellen das Gegenüber zum dreidimensionalen Output von Geräten dar, wie sie etwa Facebook mit Oculus erkauft hat und Google mit Google Glass vorantreibt. „Tango“-Projektverantwortlicher Johnny Lee setzt sich als Ziel, dass mobile Endgeräte endlich dem Menschen gerecht werden sollten - einem „physischen Wesen, das in einer 3-D-Welt lebt“. Es solle damit Schluss sein, dass „unsere Mobilgeräte glauben, dass die physische Welt mit dem Rand des Bildschirms aufhört“.

Gefäß vorhanden, Inhalt gesucht

Dass in der Dreidimensionalität die Zukunft liegen könnte, beweist auch das Interesse etwa der Investmentbank Rutberg & Co., die sich auf IT-Firmen spezialisiert. Deren Forschungschef Rajeev Chand erklärte gegenüber dem „Wall Street Journal“, man solle als Konsument keine Rückschlüsse von bekannten 3-D-Technologien auf das Kommende ziehen. Die am Start stehende Technologie sei bisherigen Produkten „haushoch überlegen“ und „viel weiter“ als gemeinhin vermutet. Es brauche nun nur noch die Anwendungen.

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