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Familie an Schumachers Seite

Zwei Tage vor Silvester ist der deutsche Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher beim Skifahren verunglückt. Seitdem wurde er zweimal wegen seiner Kopfverletzungen operiert. Er lag im künstlichen Koma auf der Intensivstation des Universitätskrankenhauses von Grenoble. Ein Überblick über die Ereignisse.

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29. Dezember, etwas nach 11.00 Uhr: Schumacher verunglückt. Er hilft einem gestürzten Freund, verlässt die markierte Piste und fährt gegen einen Felsen. Er verliert die Kontrolle über die Ski und kracht mit dem Kopf auf einen Felsen. Auch Sohn Mick zählt zur Ausflugsgruppe.

29. Dezember, Minuten nach dem Unfall: Bergretter versorgen Schumacher. Er ist ansprechbar, aber verwirrt. Sein Helm soll bei dem Aufschlag zerbrochen sein. Der Rettungshubschrauber bringt ihn von Meribel ins Krankenhaus nach Moutiers.

29. Dezember, gegen 12.40 Uhr: Schumacher wird ins Universitätskrankenhaus von Grenoble eingeliefert. Die Verletzungen waren zu schwer, um in Moutiers behandelt zu werden. Schumacher wird sofort notoperiert. Er hat ein Kopftrauma mit Koma. Bis dato weiß die Öffentlichkeit noch nichts von Schumachers Unfall.

29. Dezember, früher Nachmittag: Französische Medien berichten als erste von Schumachers Skiunfall. Managerin Sabine Kehm bestätigt zunächst nur: „Michael ist bei einem privaten Skitrip in den französischen Alpen auf den Kopf gestürzt. Er wurde ins Krankenhaus gebracht und wird medizinisch professionell versorgt.“ Wie schwer der zweimalige Familienvater verletzt ist, ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar.

29. Dezember, früher Abend: Schumachers Zustand verschlechtert sich. Er schwebe in Lebensgefahr, berichten französische Medien. Sein ärztlicher Wegbegleiter Gerard Saillant kommt unter Polizeiaufgebot in Grenoble an. Im Internet beginnt eine Welle der Genesungswünsche. „Ich bete für dich, mein Bruder!“, schreibt Felipe Massa, einst Schumachers Teamkollege bei Ferrari: „Gott segne dich, Michael.“

29. Dezember, später Abend: Die Ungewissheit hat ein Ende. Die Sorgen werden aber größer. Schumacher ist in kritischem Zustand, heißt es vom Krankenhaus. Ross Brawn, guter Freund, und Erfolgsbegleiter Schumachers, kommt nun auch in Grenoble an. Die Sportwelt bangt. „Meine Gedanken sind bei Schumi“, schreibt der deutsche Basketballstar Dirk Nowitzki.

30. Dezember, früher Morgen: Erste Nacht überstanden. Um 11.00 Uhr aber die Schockdiagnose: Sein Zustand ist weiterhin „außerordentlich ernst“. Schumacher schwebt in Lebensgefahr. Weit verbreitete Verletzungen im Gehirn. „Wir sind beunruhigt über seinen Zustand“, betont Saillant. Keine Prognose zu Überlebenschancen.

30. Dezember, Mittag: Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zeigt sich betroffen. „Wie Millionen von Deutschen waren auch die Bundeskanzlerin und die Mitglieder der Bundesregierung außerordentlich bestürzt, als sie von Michael Schumachers schwerem Skiunfall erfahren haben“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Schumachers Familie bedankt sich für die ergreifende Anteilnahme weltweit.

30. Dezember, im weiteren Verlauf: Leichte Besserung. Die Ärzte sind selbst überrascht nach einem entsprechenden Gehirnscan. Um den Druck weiter zu verringern, nachdem sich Schumacher ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit Blutungen und Hämatomen zugezogen hat, entscheiden sie sich nach Absprache auch mit der Familie für eine zweite Operation.

30. Dezember, gegen 22.00 Uhr: Zweiter Eingriff. Ein Hämatom in der linken Hirnseite wird entfernt. OP-Dauer etwa zwei Stunden. Keine Komplikationen. Die Öffentlichkeit erfährt von diesem Eingriff am nächsten Vormittag.

31. Dezember, gegen 11.00 Uhr: Zweite Pressekonferenz des hochrangigen Ärzteteams. Schumachers Unfall ist 48 Stunden her. Der Gesundheitszustand hat sich leicht verbessert, zumindest haben die Mediziner die Situation nach eigener Aussage nun „etwas besser unter Kontrolle“. Schumacher bleibt aber in Lebensgefahr.

31. Dezember, nach der Pressekonferenz: Zum ersten Mal werden Details zum Unfallhergang bekannt. Schumacher-Managerin Kehm berichtet zudem von einem Journalisten, der sich als Priester verkleidet Zutritt zu Schumacher verschaffen wollte.

1. Jänner: Schumachers Zustand in der dritten Nacht nach dem Unfall war weiter kritisch, aber stabil. Weil die zahlreichen Medienvertreter die Abläufe im Spital stören, werden die TV-Übertragunswagen vom Parkplatz auf ein angrenzendes Grundstück verwiesen.

2. Jänner: Neue Mitteilungen zu Schumachers Gesundheitszustand gibt es nicht. Es wird dagegen bekannt, dass die französischen Behörden routinemäßig den Unfall prüfen.

3. Jänner: Schumacher wird 45 Jahre alt. Genesungswünsche aus aller Welt treffen ein. Fans versammeln sich vor der Klinik. Managerin Kehm stellt in einer Mitteilung klar: Schumachers Zustand bleibt stabil, aber kritisch. Zudem sei die Helmkamera, die Schumacher beim Unfall getragen haben soll, den Untersuchungsbehörden übergeben worden.

4. Jänner: Der „Spiegel“ berichtet von einem angeblichen Video eines Skifahrers, das Erkenntnisse über den Unfallhergang bringen könnte.

6. Jänner: Aus einer von Kehm verbreiteten Pressemitteilung geht hervor, dass Schumachers Zustand von den behandelnden Ärzten „als stabil angesehen und kontinuierlich beaufsichtigt“ werde. „Das zuständige Ärzteteam unterstreicht jedoch, dass sie nicht aufhören werden, die Situation von Michael als kritisch zu betrachten“, hieß es weiter.

7. Jänner: Schumachers Ehefrau Corinna wendet sich mit einem Appell an die Öffentlichkeit, sie, ihre Familie und die Ärzte „in Ruhe zu lassen“. Am Abend berichten französische Medien unter Berufung auf Ermittler, das Bildmaterial aus Schumachers Helmkamera unterstütze Angaben, wonach der Unfall nicht mit überhöhter Geschwindigkeit geschehen sei.

8. Jänner: Die Ermittler erklären, dass Schumacher nicht mit erhöhter Geschwindigkeit gefahren ist. Die Untersuchungen sind aber noch nicht abgeschlossen. Auch die Aufnahmen von Schumachers Helmkamera werden weiter ausgewertet.

17.Jänner: Schumachers Zustand „wird weiterhin als stabil angesehen“. Noch einmal betont Managerin Kehm, „dass Michaels Familie sehr zufrieden ist mit der Arbeit des behandelnden Ärzteteams und dass sie ihnen absolut vertrauen“.

29. Jänner: Französische Medien berichten, dass Schumacher aus dem künstlichem Koma geholt werden soll. Kehm nennt das reine Spekulation.

30. Jänner: Kehm bestätigt in einer schriftlichen Stellungnahme: „Michaels Narkosemittel werden seit kurzem reduziert, um ihn in einen Aufwachprozess zu überführen, der sehr lange dauern kann.“

12. Februar 2014: Berichte über eine Lungenentzündung kursieren. Es wird nachträglich klar, dass diese länger zurückliegt, als zunächst vermeldet wurde, und längst ausgestanden ist.

17. Februar: Die Staatsanwaltschaft teilt nach Abschluss der Ermittlungen mit, dass es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt und kein strafbares Verhalten vorliegt.

7. März: Kehm gibt nach gegenteiligen Spekulationen bekannt, dass sich Schumacher weiter in der Aufwachphase befindet.

12. März: Schumachers Familie erklärt: „Wir sind und bleiben zuversichtlich, dass Michael da durchgehen und aufwachen wird.“ Es gebe immer wieder kleine Anzeichen, die der Familie Mut machen.

16. März: Mercedes widmet den Formel-1-Saisonauftaktsieg in Australien durch Nico Rosberg seinem ehemaligen Piloten Schumacher.

28. März: Ferraris Internetkampagne #ForzaMichael endet nach 72 Grußbotschaften, für jeden Sieg Schumachers im Ferrari eine Nachricht. „Ich weiß, dass dies der Familie Kraft gibt und sie sehr dankbar ist“, sagt Kehm.

3. April: Kehm spricht von Anzeichen, die „uns Mut machen“, und dementiert in der „Bild“-Zeitung Berichte über ein Wachkoma.

4. April: „Michael macht Fortschritte auf seinem Weg. Er zeigt Momente des Bewusstseins und des Erwachens“, teilt Kehm in einer schriftlichen Stellungnahme mit.

16. Juni: Seine Managerin gibt bekannt: „Michael hat das CHU Grenoble verlassen, um seine lange Phase der Rehabilitation fortzusetzen. Er ist nicht mehr im Koma.“

23. Juni: Kehm gibt bekannt, dass die Krankenakte Schumachers gestohlen und Medienvertretern zum Kauf angeboten wurde. Man prüfe noch, ob die Unterlagen echt seien. Der Diebstahl wird angezeigt.

6. August: Ein Mann, der der illegalen Weitergabe eines Teiles der Krankenakte verdächtigt und verhaftet wurde, hat sich in seiner Zelle erhängt. Der Leichnam des Verdächtigen sei in einem Polizeigefängnis in Zürich aufgefunden worden, gibt die Zürcher Staatsanwaltschaft bekannt.

Es handelte sich laut Staatsanwaltschaft um einen hochrangigen Mitarbeiter eines Helikopterunternehmens. Die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) hätte ursprünglich den Transport Schumachers von der Universitätsklinik Grenoble nach Lausanne durchführen sollen. Daher hatten Mitarbeiter Einblick in Teile der Akten. Letztlich wurde Schumacher aber gar nicht mit dem Hubschrauber, sondern mit einem Krankenwagen in die Schweiz überstellt. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

27. August: Schumachers Frau scheitert mit einer Klage gegen die Zeitung „taz“ und das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF). Corinna Schumacher wollte den beiden Medien die Veröffentlichung von Fotos untersagen, die sie auf dem Weg zu ihrem verunglückten Mann in der Klinik von Grenoble zeigen. Das Landgericht Köln lehnt das ab.

9. September: Schumacher verlässt die Rehaklinik in der Schweiz. Die Rehabilitation werde „von nun an zu Hause fortgeführt werden“, so sein Management.