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Näherrücken an Bagdad

Die Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS) soll der kurdischen Armee einen Waffenstillstand angeboten haben. Die Dschihadisten hätten einen Kurier zum kurdischen Stützpunkt bei Tus Churmatu im Ostirak geschickt, berichtete die kurdische Nachrichtenseite Rudaw am Montag. Demnach habe der Kurier angeboten: „Wenn Ihr uns nicht angreift, greifen auch wir nicht an.“

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ISIS hatte vor einer Woche begonnen, Städte im Irak zu erobern. Mossul fiel in die Hände der Islamisten. Bis zum Wochenende kämpften sie sich entlang des Flusses Tigris weiter in Richtung Bagdad vor. Auch am Montag lieferten ISIS-Kämpfer der irakischen Armee heftige Gefechte rund um Bagdad.

ISIS meldete auf Twitter, mehr als hundert irakische Soldaten in der Provinz Salaheddin nordwestlich von Bagdad getötet zu haben. Weitere 75 Menschen seien bei Selbstmordanschlägen in Bagdad getötet worden. Die Terrorgruppe habe zudem Hunderte Häftlinge aus einem Gefängnis in nordirakischen Stadt Tell Afar befreit.

Armee bat kurdische Truppen um Unterstützung

Die irakische Armee hatte kurdische Truppen der Autonomieregion Kurdistan im Nordirak um Unterstützung gebeten. Die Peschmerga genannte kurdische Armee sicherte daraufhin die nordirakische Stadt Kirkuk und deren Umland sowie weite Teile der nördlichen Provinzen Ninive und Dijala. Die besonders ölreichen Provinzen waren bisher in irakischer Verwaltung. Das kurdische Verteidigungsministerium gab an, die Eroberungen nicht mehr herzugeben.

Kurden fordern von Bagdad Gebietsanerkennungen

Die kurdische Armee forderte ihrerseits am Montag eine Anerkennung der von ihr eroberten Gebiete im Nordirak durch die irakische Regierung ein. Die Truppen würden die Provinzen Kirkuk, Nineve und Dijala nicht verlassen, solange Bagdad nicht Artikel 140 der irakischen Verfassung zur Anwendung bringe, zitierte das Webportal des TV-Senders al-Sumaria News einen kurdischen Offizier am Montag.

Artikel 140 der nach dem Sturz des Präsidenten Saddam Hussein durch die USA geschriebenen irakischen Verfassung sieht ein Referendum für die kurdischen Regionen des Irak vor. Die Bevölkerung der Provinzen Kirkuk, Salaheddin, Nineve und Dijala soll über eine Zugehörigkeit zur kurdischen Autonomieregion entscheiden. Die Regionen werden zu großen Teilen von kurdischstämmigen Irakern bewohnt, aber von Bagdad aus verwaltet.

Unter Hussein fand eine „Arabisierung“ dieser ölreichen Region statt, um neue Mehrheitsverhältnisse zu schaffen. Die irakische Regierung unter Ministerpräsident Nuri al-Maliki hatte eine Anwendung von Artikel 140 bisher verhindert. Die kurdische Armee konnte die Region erobern, nachdem ISIS-Extremisten die irakische Armee von dort vertrieben hatten.

Arabische Außenminister beraten über Irak

Die Außenminister der arabischen Staaten kommen bereits am Mittwoch und Donnerstag in Saudi-Arabien zusammen, um über den Vormarsch der Dschihadisten im Irak zu beraten. Wie der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, in Kairo mitteilte, soll es bei dem Treffen in Dschidda um die „kritische Lage“ im Irak und mögliche Gegenmaßnahmen gehen. Die Arabische Liga zeigte sich äußerst besorgt über die Zunahme der „Terroreinsätze“ im Irak.

Die NATO forderte die Freilassung der im nordirakischen Mossul verschleppten Türken. „Ich hoffe, die Geiseln werden unversehrt freigelassen“, sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu in Ankara. Man beobachte die Entwicklung im Irak mit großer Sorge. In der vergangenen Woche waren rund 80 Türken, darunter der türkische Konsul, in Mossul mutmaßlich von ISIS-Kämpfern verschleppt worden.

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