„Großen Intellektuellen verloren“
Nach dem überraschenden Tod von Frank Schirrmacher herrscht in Deutschland Schock und Betroffenheit. Politiker, Medienvertreter und Autoren trauern um den 54-Jährigen und würdigten seine Verdienste.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck sagte, mit Schirrmacher verliere das Land „einen herausragenden Journalisten und Publizisten. Als Herausgeber hat er die Entwicklung der ‚Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘ nachhaltig geprägt, wichtige Innovationen auf den Weg gebracht und viele junge Talente gefördert“, erklärte Gauck.
Schirrmacher habe sein Urteil stets mit Sachkenntnis, historischem Bewusstsein und einer humanitären Grundhaltung gefällt. „Frank Schirrmacher war ein ebenso aufmerksamer wie wortgewaltiger Beobachter und Gestalter des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Er hat maßgebliche Debatten zu zentralen Zukunftsfragen unseres Landes angestoßen“, sagte Gauck weiter. Schirrmachers „Stimme der Vernunft“ werde Deutschland fehlen.
Gabriel erschüttert
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel zeigte sich erschüttert. „Das ist eine fürchterliche Nachricht“, erklärte der deutsche Vizekanzler in einer ersten Reaktion in Berlin. „Deutschland hat einen großen Publizisten und Intellektuellen verloren. Und ich einen Freund“, so Gabriel.
Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) würdigte Schirrmacher als Wegbereiter einer offenen Debatte über das Internet. „Ohne Frank Schirrmacher wüssten wir weniger zum Thema Internet und die Debatte darüber wäre nicht halb so spannend und schön gewesen! Danke“, teilte Altmaier am Donnerstag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.
„Wegweisende Debatten angestoßen“
Kulturministerin Monika Grütters (CDU) erklärte: „Die sich rasant wandelnde Medienwelt verdankt dem herausragenden Gestalter und Blattmacher Frank Schirrmacher bedeutende Impulse und Denkanstöße.“ Wie wenige andere seiner Generation habe er gesellschaftliche Zukunftsthemen erkannt und wegweisende Debatten angestoßen. „Die Kultur verliert einen Freund“, erklärte Grütters.
„Er wird uns fehlen“
Auch SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel zeigte sich bestürzt. „Eine schlimme Nachricht. Schirrmacher war eine große Bereicherung in jeder Debatte“, teilte der hessische Landeschef über Twitter mit. „Sein Verlust wiegt sehr schwer. Er wird uns fehlen“, betonte der 44-jährige Sozialdemokrat.
Die Grünen-Vorsitzenden Simone Peter und Cem Özdemir erklärten, Deutschland habe „einen der wichtigsten Verleger, großen Journalisten und einen führenden Intellektuellen verloren“. Grünen-Fraktionschef Katrin Göring-Eckardt twitterte: „Einer der wichtigen Intellektuellen und bedeutenden Journalisten ist tot.“
„Vordenker in der digitalen Welt“
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbands, Michael Konken (DJV), sagte der dpa: „Das ist ein Riesenverlust für die deutsche Medienlandschaft.“ Schirrmacher habe diese über viel Jahre geprägt, als Autor und als „FAZ“-Mitherausgeber. „Die FAZ ist eine Qualitätszeitung und daran hatte Schirrmacher einen Riesenanteil.“ Konken würdigte Schirrmacher auch als einen „Vordenker in der digitalen Welt“. Das mache ihn auch unvergesslich.
Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), schrieb: „Die Nachricht vom Tod Frank Schirrmachers hat uns tief erschüttert. Wir trauern um einen großen und leidenschaftlichen Zeitungsmann. Der BDZV hat einen Freund verloren, der mit seiner scharf analytischen und zugleich visionären Kraft für die Zeitungskultur in Deutschland noch so vieles hätte tun können.“
„Er war ein Meinungsführer“
Auch die Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ würdigte Schirrmacher als „einen der führenden Intellektuellen des deutschen Journalismus“. „Er war ein begeisterter, ja ein besessener Zeitungsmacher“, erklärte der „SZ“-Innenpolitik-Chef Heribert Prantl in München. „Er hat vorausgedacht, er hat Themen gesetzt, er hat Debatten geprägt, er war ein Meinungsführer. Er gehörte zu denen, die dem Journalismus den Weg ins digitale Zeitalter gewiesen haben. Er wird der deutschen Publizistik an allen Ecken und Enden fehlen.“
Springer-Chef Mathias Döpfner würdigte den Verstorbenen für seine Verdienste um die deutsche Medienlandschaft und als Freund. „Er hat in den letzten drei Jahrzehnten den deutschen Journalismus geprägt wie kein anderer“, schrieb der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE am Donnerstag nach dem Tod Schirrmachers. „Er war das intellektuelle Energiezentrum des Landes. Sein Weg war begleitet von Bewunderung und Neid. Er war ein wunderbarer Freund. Ihn zu verlieren, ist unfassbar.“
„Scharfsinniger Analytiker“
Der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Lutz Marmor sagte: „Frank Schirrmacher war ein scharfsinniger Analytiker gesellschaftlicher und medialer Prozesse. Deutschland verliert einen herausragenden Publizisten und Vordenker.“ WDR-Intendant Tom Buhrow würdigte Schirrmacher als große Persönlichkeit. „Die Nachricht vom Tode Frank Schirrmachers ist ein Schock für mich persönlich“, erklärte Buhrow. Er habe ihn als einen der anregendsten Gesprächspartner schätzen gelernt - mit einem kritischen, aber immer wertschätzenden Blick auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
„Gigant des deutschen Journalismus“
Der Publizist Jakob Augstein twitterte: „Es gibt wirklich nicht viele Leute, von denen man sagen kann, sie seien unersetzlich. Er war einer.“ Der einflussreiche US-Blogger und Journalismus-Vordenker Jeff Jarvis twitterte: „Ich war oft nicht einig mit Schirrmacher. Aber er war ein Gigant des deutschen Journalismus im FAZ-Feuilleton. Ein schrecklicher Verlust.“
Josef Haslinger, Präsident der deutschen Sektion der Schriftstellervereinigung PEN, nannte Schirrmacher einen „erstaunlich kritischen Geist“, der seine Zeitung für viele kontroverse Themen geöffnet habe. Er habe dem Blatt, das als Wirtschaftszeitung bekannt war, ein ganz anderes Gesicht gegeben.
Links: