Neue Details, prominente Namen
Die Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 an Katar bringt den Fußball-Weltverband (FIFA) immer mehr in Bedrängnis. Druck kommt nun von bedeutenden Großsponsoren der FIFA: So forderten Elektronikkonzern Sony, Sportartikelhersteller adidas und der Kreditkartenanbieter Visa eine rasche Aufklärung der Korruptionsvorwürfe.
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„Als FIFA-Partner erwarten wir, dass diese Vorwürfe angemessen untersucht werden“, erklärte Sony an Sonntag. Sony erwarte von dem Verband, dass er sich in allen Bereichen an seine Prinzipien von Integrität, ethischem Verhalten und Fairness halte. Kurz darauf mahnte auch adidas eine zügige Untersuchung an und zeigte sich besorgt über die Negativschlagzeilen rund um die WM-Vergabe.
Korruptionsbericht für Juli erwartet
Der britischen Zeitung „Sunday Times“ liegen nach eigenen Angaben interne Unterlagen vor, die Schmiergeldzahlungen bei der Vergabe der Fußball-WM an Katar eindeutig belegen. Das Emirat streitet die Vorwürfe ab. Die FIFA hatte vor kurzem angekündigt, die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar auf Korruption zu prüfen. Ein Bericht dazu soll im Juli vorliegen - nach dem Finale der in wenigen Tagen beginnenden Fußball-WM in Brasilien.

Reuters/Christian Hartmann
Bereits Ende 2010 gab FIFA-Präsident Blatter den Zuschlag für Katar bekannt
Wir sind zuversichtlich, dass diese Untersuchung mit hoher Priorität behandelt wird", teilte adidas am Sonntag mit. Das Unternehmen mahnte, „der negative Tenor der öffentlichen Debatte derzeit über die FIFA ist weder für den Fußball noch für die FIFA noch für deren Partner gut“. Adidas hat seinen Vertrag mit der FIFA erst vor kurzem bis zum Jahr 2030 verlängert. Beim Kreditkartenanbieter Visa aus den USA hieß es, man schaue sehr genau hin, wie die FIFA mit dem Korruptionsuntersuchungsbericht umgehen werde.
Beckenbauer und Platini umworben?
Unterdessen machte die „Sunday Times“ neue Korruptionsvorwürfe rund um die umstrittene WM-Vergabe an Katar publik. Der frühere katarische Spitzenfunktionär Mohamed bin Hammam soll weitere 1,7 Millionen Dollar für Stimmen aus Asien bezahlt haben. Außerdem habe er Gespräche auf Regierungsebene mit Thailand für einen Gasdeal eingefädelt, um sich die Stimme von FIFA-Exekutivmitglied Worawi Makudi zu sichern.
Bin Hammam soll im Vorfeld der erfolgreichen WM-Kandidatur nach Angaben der „Sunday Times“ auch um die Gunst von Franz Beckenbauer und UEFA-Präsident Michel Platini geworben haben. Nur ein paar Monate nach dem Zuschlag für Katar als WM-Gastgeber sei Beckenbauer im Juni 2011 auf Einladung von Bin Hammam zusammen mit Vorständen der unter anderem im Reedereigeschäft tätigen E.R. Capital Holding in Katar gewesen sein.
Beckenbauers Management erklärt Treffen
Ein Sprecher des Beckenbauer-Managements bestätigte, Beckenbauer habe von 1. April 2011 bis Ende März 2014 als Berater und Botschafter für die E.R. Capital Holding gearbeitet. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte der „Sunday Times“, das Treffen habe sich um eine mögliche Zusammenarbeit mit katarischen Investoren im Schifffahrtssektor gedreht. Ein Vertrag sei dabei nicht zustande gekommen.
Beckenbauer, bei der WM-Vergabe im Dezember 2010 Mitglied der FIFA-Exekutive, hat bisher nicht offenbart, welchem Kandidaten er seine Stimme gegeben hat. Beckenbauers Management verwies unterdessen auf eine Stellungnahme des 68-Jährigen von vergangener Woche. „Ich habe nie für Katar oder für Bin Hammam gearbeitet“, hatte die deutsche Fußballlegende gesagt.
Platini weist Behauptungen zurück
Auch einen persönlichen Termin des katarischen WM-Bewerbungskomitees bei UEFA-Präsident Platini im Oktober 2010 in Nyon habe Bin Hammam arrangiert, schrieb die „Sunday Times“. Diese Behauptung wies der Boss der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zurück. Bin Hammam sei nicht persönlich bei ihm gewesen und habe auch nicht um ihn geworben, versicherte Platini.
Die Zeitung hat nach eigenen Angaben Zugang zu einer Million geheimer Dokumente. Sollten diese tatsächlich die Bestechung von FIFA-Exekutivmitgliedern beweisen und FIFA-Chefermittler Michael Garcia bei seiner Untersuchung zum gleichen Schluss kommen, könnte es für den Golfstaat eng werden. Am Montag will Garcia seine Ermittlungen abschließen und sechs Wochen später - also kurz nach der WM - seinen Bericht an die Rechtskammern weiterleiten.
Treffen mit russischen Vertretern wirft Fragen auf
In der „Sunday Times“ ist auch von einem Treffen mit russischen Vertretern einen Monat vor dem zweifelhaften Votum am 2. Dezember 2010 die Rede. Dabei soll es um „bilaterale Beziehungen“ zwischen den beiden Ländern im Sport gegangen sein. Pikanterweise erhielten beide Länder den Zuschlag für die WM-Endrunden 2018 und 2022.
Der internationale Fußball ist ein Milliardengeschäft. Im vergangenen Jahr hat die FIFA rund 1,4 Milliarden Dollar eingenommen, umgerechnet gut eine Milliarde Euro. 600 Millionen Dollar stammten aus Übertragungsrechten, 400 Millionen von Sponsoren und Partnerfirmen, zu denen neben Sony auch adidas, Coca-Cola, Emirates, Hyundai und Visa gehören.
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