ÖVP und SPÖ kritisieren einander
Ein Aussendungswahlkampf ist am Sonntag den ORF-„Pressestunden“ mit den Spitzenkandidaten von SPÖ, Eugen Freund, und ÖVP, Othmar Karas, gefolgt. ÖVP und SPÖ kritisierten den jeweils anderen Frontmann. FPÖ, Grüne, Europa anders und das BZÖ ließen an beiden kein gutes Haar.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Freund habe in der „Pressestunde“ seine Unwissenheit in EU-Fragen unter Beweis gestellt und sich als „ahnungsloser Populist“ gezeigt, schrieb ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel in einer OTS (Originaltextservice) der APA und pries Othmar Karas als den „besten aller Spitzenkandidaten“.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos wiederum nannte Karas einen „müden und konzeptlosen“ Schutzpatron der Banken und Konzerne, während er Freund als „souveränen“ Vertreter der Sozialdemokratie, der „verlässlichen Anwältin für die Menschen“, anpries.
„Wie ein Ei dem anderen“
Keinen Unterschied machten die anderen Parteien: Beide Kandidaten hätten „in Zeitraffermanier ihren EU-hörigen Senf zum Besten“ gegeben - und einander dabei inhaltlich geglichen wie ein Ei dem anderen, war der Kommentar von FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Freund und Karas hätten geradezu eine Wahlempfehlung für die FPÖ abgegeben, er sieht „das Match um Platz eins voll intakt“.
Aus Sicht der grünen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek haben Freund und Karas vergeblich versucht, sich als zwei unterschiedliche Optionen zu positionieren. Aber „egal, ob die EVP oder SPE nach den Wahlen die Nase vorne haben wird - einen wirklichen Kurswechsel wird es damit nicht geben“. Für starke Klimaziele oder genug Geld für die Förderung der Jugendbeschäftigung brauche es vielmehr starke Grüne im Europaparlament.
„Große Koalition hat sich heute abgewählt“
Ob die SPÖ oder die ÖVP gewinnt, werde nicht den Ausschlag geben für die tiefgreifenden Veränderungen, die die EU dringend nötig habe, befand auch Europa-anders-Spitzenkandidat Martin Ehrenhauser. Beide hätten „das Verbrechen der Bankenrettung auf Kosten des Sozialstaates“ verteidigt. Die Sozialdemokratie nehme zwar gern schöne Worte in den Mund, könne damit aber „nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie in zentralen Fragen mit den Konservativen mitstimmten“. Und bei Karas hätten bei den Themen Vermögenssteuer und Gleichstellung „Werte plötzlich keine Rolle mehr“ gespielt.
Für BZÖ-Chef Gerald Grosz hat sich „die Große Koalition in der heutigen ,Pressestunde‘ abgewählt“. Freund habe eingestehen müssen, dass die ESM-Bankenhilfe „nichts gebracht hatte, außer einem Milliardenloch im Budget“. Und Karas sei „zu keinerlei konkreten Festlegungen bereit. Neben den schwammigen Formulierungen hatte man den Eindruck, dass er sich für die ÖVP und die Konservativen in Europa zu genieren beginnt.“
Links: