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Katastrophenalarm ausgerufen

Tagelanger sintflutartiger Regen hat in Serbien und Bosnien zu schweren Überschwemmungen geführt. Die Regierung in Belgrad rief am Donnerstag für mehrere besonders betroffene Regionen Katastrophenalarm aus, mindestens fünf Menschen kamen in den Fluten ums Leben.

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Tote wurden aus Umcari südöstlich der Hauptstadt Belgrad, Lajkovac im Westen und Topola im Zentrum gemeldet. Mehr als 600 Menschen mussten im Westen und Südwesten des Landes aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden. In Belgrad und 18 weiteren Städten sollen die Schulen bis Ende der Woche geschlossen bleiben.

Obrenovac unter Wasser

Am schlimmsten war in der Region die Situation am Freitagvormittag in Obrenovac, einer Stadt etwa 25 Kilometer südwestlich von Belgrad. Obrenovac mit etwa 75.000 Einwohnern stand laut Medienberichten unter Wasser. Zur Rettung der Bevölkerung wurden Polizisten und zahlreiche Rettungsteams eingesetzt. Ein Einwohner der Stadt galt als vermisst. Ministerpräsident Aleksandar Vucic appellierte an die Bevölkerung in der Stadt, den Hinweise der Rettungsteams zu folgen und die Evakuierung nicht abzulehnen.

Eisenbahnverkehr unterbrochen

Weiterhin unterbrochen war der Eisenbahnverkehr in Richtung Montenegro und zwischen Belgrad und dem südserbischen Nis, wo in der Nacht auf Freitag auch 70 Angehörige von russischen Rettungsteams eingetroffen waren. Die serbische Regierung hatte zuvor die EU-Kommission, Russland und Slowenien um Hilfe ersucht.

Während im bosnischen Doboj der Wasserpegel des Bosna-Flusses am Freitag um 20 Zentimeter gesunken war, gelang es Rettungsteams erstmals, zu der vom Wasser eingeschlossenen Kleinstadt Maglaj vorzudringen. In einzelnen Stadtvierteln Banja Lukas,dem Verwaltungszentrum der Republika Srpska, herrschte eine dramatische Situation. Der Fluss Vrbas hatte mehrere Brücken mitgerissen. Die Fluten näherten sich der Autobahn zwischen Banja Luka und Gradiska an der Grenze zu Kroatien bis auf wenige Meter.

Drei Tote in Bosnien

Auch Bosnien rief für mehrere Regionen Katastrophenalarm aus - hier gab es drei Tote. In einzelnen Regionen fielen bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter. Der monatliche Durchschnitt würde die Hälfte davon ausmachen. Betroffen waren vor allem auch das Zentrum und der Nordosten des Landes. Dort waren die schlimmsten Regenfälle seit 120 Jahren niedergegangen und hatten mehrere Flüsse über die Ufer treten lassen.

Die Hauptstadt Sarajevo wurde ebenso wie die Städte Zenica, Bijeljina und Tuzla in Mitleidenschaft gezogen. Hunderte Häuser wurden überschwemmt oder von der Außenwelt abgeschnitten. In Sarajevo waren rund 3.500 Haushalte ohne Strom. Auf mehreren Straßen des Landes war der Verkehr unterbrochen.

Hilfe von EU

Die Europäische Union erhielt einen Hilferuf von Serbien und Bosnien wegen der schweren Überschwemmungen in den beiden Staaten. Einige EU-Staaten sagten den beiden Balkan-Ländern umgehend Unterstützung zu, wie ein Sprecher der EU-Kommission am Freitag in Brüssel mitteilte. Serbien nahm demnach das Angebot Deutschlands und Bulgariens an, Hochleistungspumpen, Rettungsmotorboote und Expertenteams zu schicken.

Kroatien: Teile der Küstenautobahn gesperrt

Starke Unwetter und Regenfälle legten am Donnerstag auch Teile Kroatiens lahm. In Slawonien-Baranja im Osten des Landes fiel am Vormittag für zwei Stunden der Strom aus. Geschäfte und Banken schlossen, auf den Straßen der Landeshauptstadt Osijek kam es zum Verkehrskollaps. Verantwortlich war ein technischer Defekt. Wegen des starken, orkanartigen Bora-Windes mussten am Mittwoch an der Küste Teile der Autobahn A1 für den gesamten Verkehr gesperrt werden. Auf den Inseln Hvar und Vis hagelte es.

Ein Toter in der Slowakei

Orkanartige Stürme und Dauerregen verursachten in der Slowakei ein Verkehrschaos und schwere Schäden. Im Dorf Dlhona (Bezirk Svidnik) fiel ein 83-jähriger Mann in einen überschwemmten Bach und ertrank, wie Innenminister Robert Kalinak am Freitag mitteilte. Umgestürzte Bäume und von den Häusern gerissene Dächer beschädigten Autos und blockierten zahlreiche Straßen und mehrere Eisenbahnschienen vor allem im Osten und Norden des Landes.

In der Region Banska Bystrica waren am Freitag mehr als 50.000 Haushalte schon den zweiten Tag ohne Strom. Der Schiffsverkehr auf der Donau musste im Bereich eines Kraftwerks unterbrochen werden. In den Städten Kezmarok und Presov standen mehrere Straßen unter Wasser.

Hochwassergefahr in Tschechien

Auch in Tschechien verstärkt sich die Hochwassergefahr. Nach ergiebigen Regenfällen drohen an mehreren Flüssen im Osten Überschwemmungen. Angespannt war die Lage an der Olsa in Cesky Tesin, wie das tschechische Fernsehen berichtete. Dort versuchte die Feuerwehr, die Gefahr mit Sandsackbarrieren zu bannen. Die Behörden sprachen für die Regionen Mährisch-Schlesien, Olomouc (Olmütz) und Zlin Hochwasserwarnungen aus. Es wurden weitere Regenfälle erwartet. Zugleich sorgte ein Sturm für umgestürzte Bäume auf Straßen und Eisenbahnstrecken. Die Feuerwehr musste bis Freitagvormittag zu mehr als 300 wetterbedingten Einsätzen ausrücken.

Tote auch in Polen

Starker Regen und heftige Stürme verursachten auch in Polen schwere Schäden und lokale Überschwemmungen. In Warschau wurde eine Frau von einem herabstürzenden Ast erschlagen, und in der Stadt Debica ertrank ein Mann, wie die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete.

Landesweit wurde in 51 Bezirken Hochwasseralarm ausgelöst - am stärksten betroffen war der Südosten des Landes. Umgestürzte Bäume und Hochwasser blockierten zahlreiche Straßen und beschädigten Stromleitungen - mehr als 60.000 Haushalte waren ohne Strom. Die Feuerwehr musste zu über 2.000 Einsätzen ausrücken.

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