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Griss um Song-Contest-Siegerin

Die ÖVP wehrt sich gegen eine politische Vereinnahmung des Song-Contest-Erfolges von Conchita Wurst. Generalsekretär Gernot Blümel gratulierte am Mittwoch zwar zum Erfolg, „warnte“ aber davor, einen künstlerischen Erfolg zu instrumentalisieren.

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Klubobmann Reinhold Lopatka sagte bei einer Pressekonferenz, man müsse „aufpassen, wenn man als Trittbrettfahrer unterwegs ist, gerade als Bundeskanzler“. Lopatka nahm damit Bezug auf den von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) für Sonntag angekündigten Empfang für Wurst im Kanzleramt.

ÖVP: Bremsen „überhaupt nicht“

Zur Debatte über die Homosexuellengleichstellung versicherte der Klubobmann, dass die ÖVP „überhaupt nicht“ als Bremser auftrete. Mit seinem SPÖ-Kollegen Andreas Schieder habe er sich bereits sachlich verständigt, dass man gemeinsam zu einem Ergebnis kommen wolle. Und das sei unabhängig vom Song-Contest-Erfolg zu sehen.

Die Freude über den Sieg sei richtig, aber bei der Homosexuellengleichstellung solle die Sache im Vordergrund stehen. Und dabei gehe es zunächst um die Willensbildung innerhalb der eigenen Fraktion und dann um Verhandlungen mit dem Koalitionspartner, so der ÖVP-Klubobmann.

Grüne: „Erfolg für Offenheit“

Auch die Grünen versuchten einen Tag nach der SPÖ auf den Conchita-Wurst-Erfolgszug aufzuspringen. Die Spitzenkandidatin der Grünen, Ulrike Lunacek, forderte die europaweite Beseitigung der Diskriminierung homosexueller Paare. So sollten in Herkunftsländern anerkannte Ehen auch in anderen Mitgliedsstaaten gelten.

„Ein großartiger Erfolg für Offenheit, Nicht-Diskriminierung und eine Welt, in der Lieben ohne Angst möglich sein muss“ ist der Sieg Wursts für Lunacek. Im Votum selbst sieht die grüne Spitzenkandidatin „ein Zeichen dafür, dass die Bevölkerung weiter ist, als es die Gesetze in vielen Ländern vermuten lassen“.

Die Grünen hätten bei dem Thema die höchste Glaubwürdigkeit, zeigte sich Lunacek überzeugt und verwies auf einen eigenen Antrag im EU-Parlament, der mehrere Punkte zur europaweiten Gleichstellung Homosexueller beinhaltet - unter anderem die Berücksichtigung unterschiedlichster Familienformen in den Schulbüchern.

SPÖ: „Schönes Ereignis“

SPÖ-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek - sie stellte am Mittwoch ein Fünfpunkteprogramm für EU-Frauenpolitik vor - ließ ebenfalls die Gelegenheit, sich auf Conchita Wursts Erfolg zu beziehen, nicht aus: Aufgrund des „schönen Ereignisses“ könne man „vielleicht den politischen Schub mit der ÖVP schaffen“ und beim Thema Adoption für homosexuelle Paare sowie beim „Levelling-up“ (ein Verbot für die Diskriminierung aus religiösen, weltanschaulichen oder Gründen der sexuellen Orientierung auch außerhalb der Arbeitswelt, Anm.) einen Schritt weiterbringen, zeigte sie sich hoffnungsvoll.

ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin hatte bezüglich Adoption erst diese Woche das Gespräch mit SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer gesucht. Dieser hatte anschließend betont, man werde das Thema in der zweiten Jahreshälfte angehen. REKOS-Spitzenkandidat Ewald Stadler findet das gesamte „Wurst-Theater“ bedauerlich. Ihm fehlt die Toleranz für die „religiösen Gefühle von Christen“.

Weniger „nicht normal“

Laut einer ersten Schnellumfrage des Wochenmagazins „News“ ließ Wursts Sieg zwar den Stolz der Österreicher auf ihre Siegerin steigen. Die Umfrage weist aber auch darauf hin, dass sich dadurch die grundsätzlichen Einstellungen der Österreicher zum Thema Homosexualität und Transidentitäten nicht geändert haben. Immerhin sank in der Umfrage die Anzahl derer, die Homosexualität als „nicht normal“ bezeichnen, von zehn auf sieben Prozent.

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