Sex, Tod und Science-Fiction
Der Schweizer Künstler HR Giger ist im Alter von 74 Jahren verstorben, wie der Schweizer Rundfunk (SRF) von seiner Familie erfahren hat. Giger war am Montag gestürzt und erlag danach im Krankenhaus seinen Verletzungen.
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Bekannt wurde Giger, der mit Vornamen eigentlich Hans Rudolf heißt - wobei Fans das HR mit „Horror Rex“ uminterpretierten - mit seinen „Alien“-Entwürfen für den gleichnamigen Film von Ridley Scott. 1980 bekam er dafür sogar den Oscar für visuelle Effekte. Andauernden Ruhm in Kunstkreisen brachten ihm seine eher düster-aggressiven Schöpfungen jedoch nicht ein. Zwar waren seine Arbeiten mehrmals auf der ART Basel zu sehen, in etablierten Museen wie dem Zürcher Kunsthaus findet man seine Werke aber nicht.
Mangelnde Anerkennung in der Heimat veranlasste ihn, das Schloss St. Germain im mittelalterlichen Dörfchen Greyerz (La Gruyere im Kanton Freiburg) zu einem eigenen Museum umzubauen. Seit 1998 stellte Giger dort seine Bilder und Plastiken aus, seine „Biomachanoiden“, die das Mechanische im Lebendigen herausstreichen. Auch seine Plattencover kann man sehen, etwa für Emerson, Lake & Palmer (Brain Salad Surgery, 1973), Debbie Harry (Koo Koo, 1981) und die Dead Kennedys (Frankenchrist, 1985).

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HR Giger wurde für seine „Alien“-Entwürfe mit dem Oscar ausgezeichnet
Die Mechanisierung der Menschheit
Im HR Giger Museum sind die wichtigsten Werke des in Chur geborenen Apothekersohns von 1960 bis heute versammelt. Aber auch die Arbeiten anderer surrealistischer Künstler sind dort zu sehen. Direkt gegenüber findet sich in dem für seinen Käse bekannten Gebirgsdorf seit 2003 die Giger-Bar. Hier hat der Künstler mit selbst gestalteten Möbeln, knöchernem Inventar und Totenköpfen eine eigenwillige Geisterwelt in Szene gesetzt.
Giger widmete sich in seinen Bildern grundlegenden Fragen der Menschheit, Sexualität und Tod spielten eine zentrale Rolle in seinen Arbeiten. Giger setzte diese Themen in Bezug auf eine Zukunft um, für deren Vorstellung er sich durch Träume und Visionen leiten ließ, die Bilder der Science-Fiction aufnahm und die visuellen Ausdrucksformen des Genres ein Stück weit prägte. Gigers Sorge galt der Industrialisierung der Welt und letztlich der Mechanisierung der Menschheit in ihrem Dienste.

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2011 war im Kunsthaus Wien eine umfassende Giger-Retrospektive zu sehen
Ehrfurcht vor Ernst Fuchs
In Österreich war eine Personale Gigers 2011 im Kunsthaus Wien und 2013 im Rahmen der Ars Electronica zu sehen. Giger lebte und arbeitete in Zürich. In Wien erzählte er anlässlich der Eröffnung der Kunsthaus-Ausstellung den einen oder anderen Schwank aus seinem Leben. Sein Vater hatte Hans Richard geheißen: „Mein Vater war Apotheker. Auf seinem Schild waren lediglich die Anfangsbuchstaben seines Vornamens eingraviert. Da dachte sich meine Mutter: ‚Praktisch. Wenn unser Sohn die Apotheke übernimmt, brauchen wir wenigstens das Schild nicht zu wechseln.‘“ Daraus wurde bekanntlich nichts. Giger machte eine Ausbildung zum Innenarchitekten und Industriedesigner.
Dass er es als Künstler Anfang der 60er Jahre überhaupt probiert hat, verdankt er dem Umstand, dass er damals noch keinen Fernseher besaß. „Hätte ich früher die Arbeiten zum Beispiel von Ernst Fuchs gesehen, hätte ich nie begonnen.“ Überhaupt habe er sich früher ein wenig gefürchtet, in Wien auszustellen: „Damals wurde die Wiener Schule des Phantastischen Realismus angefeindet. Ich wusste nicht, ob ich hier anerkannt werde“, so Giger.
Dali als „Offenbarung“
Arbeiten von Salvador Dali habe er zum ersten Mal mit 14 Jahren auf einer Postkarte gesehen. „Das war wie eine Offenbarung!“ Bange vor Kritiken hatte der erfolgreiche Maler, Skulpteur und Designer bis zuletzt: „Ich schaue immer nur, wie viel geschrieben wurde.“ Den Besuchern der Ausstellung im Kunsthaus Wien gab Giger einen Rat mit auf den Weg: „Sie müssen das Ganze mit Humor sehen!“
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