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Hunderte Busse in Rio demoliert

In Brasilien laufen die Vorbereitungen auf die im Juni beginnende Fußballweltmeisterschaft auf Hochtouren. Je näher der Anpfiff rückt, desto heftiger werden anscheinend auch die Proteste. Diese richten sich nicht gegen das sportliche Großereignis direkt. Doch die WM und die Vorbereitungen spülen soziale Probleme wieder an die Oberfläche.

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In zahlreichen Austragungsstädten gehen die Menschen regelmäßig gegen unhaltbare Arbeitsbedingungen, zu niedrige Gehälter und Wohnungsnot auf die Straße. In Rio de Janeiro, der zweitgrößten Stadt des Landes, führte am Donnerstag ein Streik der Busfahrer zu teils chaotischen Zuständen. Maximal ein Viertel der üblichen Flotte war in der Sechs-Millionen-Einwohner-Metropole unterwegs, die Fahrgäste mussten teils stundenlange Verspätungen in Kauf nehmen. Außerdem wurden laut örtlichen Medien rund 500 Busse beschädigt oder komplett demoliert.

Passagiere vor einem Bus

Reuters/Ricardo Moraes

Streiks im Busverkehr ließen den Verkehr in Rio praktisch zusammenbrechen

Die Fahrer im öffentlichen Dienst wollten mit dem Streik unter anderem höhere Löhne durchsetzen. Beschäftigte, die sich nicht an dem Streik beteiligten, berichteten, sie seien von bewaffneten Männern bedroht worden. Streikende errichteten außerdem Barrikaden, um Arbeitswillige vom Dienst abzuhalten. Die Polizei war im Einsatz. In der Stadt am Zuckerhut werden im Maracana-Stadion insgesamt sieben WM-Partien ausgetragen, darunter auch das Endspiel am 13. Juli.

Büros von Industrieriesen besetzt

In Sao Paulo, wo am 12. Juni Brasilien und Kroatien zum Eröffnungsspiel antreten, organisierte ein Zusammenschluss mehrerer Bewegungen drei Anti-WM-Protestzüge. Die Bewegungen fordern eine Bekämpfung der Wohnungsnot und bessere Arbeitsbedingungen. Der Protest gipfelte in der Besetzung der Büros der Baufirmen Odebrecht, OAS und Andrade Gutierrez, die hauptsächlich mit dem Bau der Stadien beauftragt sind.

Protesierende Menschen mit Bannern

APA/AP/Andre Penner

„Es wird keine WM geben“: Demonstrationen in mehreren Austragungsstädten

Die Demonstrationen fielen mit dem Besuch von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff in der Arena Corinthians zusammen, die sich dort über den Stand der Bauarbeiten informierte. Bei einem Treffen zwischen Rousseff und Anführern der Proteste versprach die Präsidentin, nach Lösungen für deren Forderungen zu suchen. Auch in den Spielstätten Belo Horizonte und Curitiba blockierten Demonstranten mit Barrikaden auf wichtigen Straßen den Verkehr teils über Stunden. Sie wollten damit ihre Forderungen nach einem besseren öffentlichen Nahverkehr beziehungsweise Wohnraum unterstreichen.

Zeitdruck: Acht Tote bei Arbeitsunfällen in Stadien

Die Zahl der Arbeiter, die beim Bau der WM-Stadien ums Leben kamen, stieg zuletzt auf acht. In Cuiaba im Bundesstaat Mato Grosso erlitt ein Arbeiter im Stadion Arena Pantanal einen tödlichen Stromschlag. Die Bauarbeiten wurden wegen der Ermittlungen zu dem Unfall zwischenzeitlich gestoppt. Der Mann hatte an der Beleuchtungsanlage für das 43.000 Plätze umfassende Stadion gearbeitet. Allein bei den Bauarbeiten am Stadion in Sao Paulo kamen bisher drei Arbeiter ums Leben.

Die Organisatoren des in fünf Wochen beginnenden Fußballturniers stehen unter enormem Druck, weil die Arbeiten in vielen Städten weit hinter dem Zeitplan liegen. Eine vom Weltfußballverband (FIFA) gesetzte Frist bis zum 31. Dezember 2013 zur Fertigstellung der Stadien wurde in sechs der zwölf WM-Spielstätten nicht eingehalten. Auch jetzt sind vier Stadien noch nicht fertig. Unter ihnen ist die für vier Spiele vorgesehene Arena von Cuiaba. Neben den Problemen bei den Stadien kämpfen die Organisatoren auch mit erheblichem Rückstand bei der Infrastruktur, viele Flughäfen und Straßen sind noch nicht ausreichend saniert.

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