Trotz Verbots durch IGH-Urteil
Erstmals seit einem historischen Urteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) zum Walfang ist in Japan wieder eine Walfangflotte zur Jagd auf die Meeressäuger aufgebrochen. Vier Boote liefen Ende April aus dem Fischerhafen Ayukawa im Nordosten des Landes aus, um in Küstennähe auf Walfang zu gehen.
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Die Praxis dient offiziell der Forschung, ist aber anders als das angebliche Forschungsprogramm in der Antarktis, in dessen Rahmen Japan seit Jahren nach Walen jagt, nicht von dem Urteil des obersten UNO-Tribunals betroffen. Der IGH hatte im März einer Klage Australiens recht gegeben und geurteilt, bei dem Antarktisprogramm würden „eher finanzielle Überlegungen als rein wissenschaftliche Kriterien“ eine Rolle spielen.
Neue Konfrontation mit Walfanggegnern
Umweltschützer begrüßten das Urteil des höchsten UNO-Gerichts, Japan kündigte an, die Entscheidung zu respektieren. Vergangene Woche erklärte die Regierung jedoch, ihr Antarktisprogramm stärker wissenschaftlich ausrichten zu wollen, um seine Fortführung zu erlauben. Nun droht eine neue Konfrontation mit Walfanggegnern.

APA/AP/Tim Watters/Sea Shepherd Australia
Wale auf einem japanischen Fischkutter
Rückkehr zur Normalität nach Tsunami
Der Fischerort Ayukawa, aus dem die Boote aufbrachen, war beim Tsunami im März 2011 stark zerstört worden. Einwohner sagten, der Walfang sei für sie eine wichtige Einkommensquelle. Die Regierung verteidigt Walfang als Teil der kulturellen Tradition Japans. Laut einer aktuellen Umfrage unterstützen 60 Prozent der Japaner die Praxis, jedoch essen nur 14 Prozent Walfleisch. Anders als im 19. Jahrhundert spielen Walprodukte kaum eine wirtschaftliche Rolle mehr, und Walfleisch gehört nicht zur gewöhnlichen Nahrung der Japaner.
Trotz dieses Walfangverbots für die Antarktis und der weltweiten Kritik an Japans Jagd auf die Meeressäuger sollten noch bis Ende März 2015 etwa 210 Wale und nicht wie im Vorjahr 380 Tiere harpuniert werden. Die Jagd in der Antarktis werde nach dem IGH-Urteil in diesem Jahr zwar ausgesetzt, doch planten die Walfänger, im nächsten Steuerjahr (bis Ende März 2016) in die Antarktis zurückzukehren, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo.
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