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„Wozu kein Einzelner imstande ist“

Die in der Nacht auf Dienstag vergebenen Pulitzer-Preise an „Guardian“ und „Washington Post“ bejubelt einer ganz besonders: NSA-Aufdecker Edward Snowden, der in einer schriftlichen Stellungnahme auf die Bedeutung dieser Medien hinweist: „Meine Anstrengungen wären ohne Einsatz, Engagement und Können dieser Zeitungen bedeutungslos gewesen.“

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Für die Enthüllung des NSA-Skandals erhielten die US-Ausgabe des britischen „Guardian“ und die „Washington Post“ den renommierten Pulitzer-Preis. Die beiden Zeitungen veröffentlichten Auszüge der von Snowden gesammelten Geheimdienstdokumente. Dafür war eigens die wichtigste der 21 Preiskategorien geteilt worden, um zwei Blätter ehren zu können.

Berichte, die Hintergründe deutlich machten

Die „Washington Post“ bekomme den Preis für „die Enthüllung der weitreichenden Überwachung durch die National Security Agency, besonders die maßgeblichen und aufschlussreichen Berichte, die der Öffentlichkeit halfen, den größeren Rahmen zu verstehen“. Beim „Guardian“ klingt die Formulierung fast genauso. Hier wird hervorgehoben, dass die Zeitung „mit ihrer streitlustigen Berichterstattung geholfen hat, einen Funken an die Debatte über staatliche Überwachung und den Widerspruch zwischen Sicherheit und Privatsphäre zu legen“.

Freude bei der Washington Post

APA/EPA/Marlon Correa

So verfolgte man im Newsroom der „Washington Post“ die Nachricht von der Verleihung des Pulitzer-Preises an die Zeitung

Snowden gratuliert

Snowden sagte in einer schriftlichen Reaktion, die Preise erinnerten daran, dass eine freie Presse das bewirken könne, wozu kein Einzelner alleine imstande sei. Das schrieb er auf der Website der US-amerikanischen Freedom of the Press Foundation. Er gratulierte den Journalisten. Trotz außerordentlicher Einschüchterungen wie der erzwungenen Zerstörung journalistischen Materials und einer unangemessenen Anwendung der Terrorismusgesetze durch Großbritannien hätten sie mutig weitergearbeitet.

Die weiteren Preise der Pulitzer Foundation

Die beiden Zeitungen setzten sich gegen den „Newsday“ von Long Island bei New York durch, der über Polizeigewalt berichtet hatte. Ein weiterer Preis in der Kategorie investigativer Journalismus ging an den Journalisten Chris Hamby, der ein Kartell aus Anwälten und Ärzten aufgedeckt hatte, das kranke Bergarbeiter um Entschädigungen gebracht hatte. Der „Boston Globe“ wurde für seine „eingehende und einfühlsame Berichterstattung“ über den Bombenanschlag auf den Marathon vor einem Jahr geehrt.

„Der Distelfink“ als bester Roman geehrt

Donna Tartt („Die geheime Geschichte“) bekam den Hauptpreis in Literatur für ihren Roman „Der Distelfink“. Er schildert den Kampf eines Burschen, nachdem seine Mutter bei einem Bombenanschlag ums Leben kam. Dabei kommt der 13-Jährige einem Geheimnis auf die Spur. Nach Ansicht der Jury ist der Roman „wunderschön geschrieben“ und die Charaktere „ausgezeichnet entworfen“.

Bestes historisches Werk war für das Komitee „The Internal Enemy: Slavery and War in Virginia, 1772-1832“ von Alan Taylor über Sklaverei im Bundesstaat Virginia, der Heimat von George Washington und Thomas Jefferson. Die beste Biografie habe Megan Marshall mit „Margaret Fuller: A New American Life“ über die Schriftstellerin geschrieben. Mit dem Preis für Poesie wurde der in Indien geborene Vijay Seshadri für „3 Sections“ geehrt, der für Musik ging an John Luther Adams für sein Orchesterwerk „Become Ocean“. Die Pulitzer-Preise werden seit 1917 vergeben und gelten als weltweit wichtigste Auszeichnung für Journalisten.

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