Ausbreitung „wie ein Buschfeuer“
Wissenschaftler warnen vor einer dramatischen Situation: Ein Tropical Race 4 (TR4) genannter Pilz breitet sich ausgehend von Asien aus und könnte bis zu 85 Prozent der weltweiten Bananenernte gefährden.
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Das hätte, so fürchtet die Food and Agriculture Organisation der Vereinten Nationen (FAO), verheerende Auswirkungen auf die Ernährungssituation von mehreren Millionen Menschen. Die Kochbanane ist in vielen tropischen und subtropischen Regionen Amerikas, Afrikas und Asiens ein Grundnahrungsmittel. Wie die britische Tageszeitung „The Independent“ berichtete, plant die FAO in den nächsten Tagen die Veröffentlichung einer offiziellen Warnung vor dem Pilz.
„Angesichts der Herausforderungen im Zusammenhang mit der Kontrolle der Krankheit und des Risikos für die weltweite Bananenproduktion,“ heißt es laut „Independent“ in einem FAO-Dokument, „ist es offensichtlich, dass eine konzertierte Aktion von Industrie, Wissenschaft, Politik und internationalen Organisationen nötig ist, um die Verbreitung der Krankheit zu verhindern“. Wie der Pilz von Kontinent zu Kontinent übertragen wird, ist bisher unklar.
Angst vor Übertragung nach Afrika und Lateinamerika
Die Sorge ist primär, dass der Pilz in die großen Anbaugebiete in Afrika und Lateinamerika übertragen werden könnte. Einige Wissenschaftler befürchten, dass TR4 den Sprung bereits geschafft hat. Rony Swennen, führender Bananenexperte an der Universität von Leuven in Belgien schätzt die Lage dramatisch ein: „Wenn TR4 in Lateinamerika auftaucht, wird es ein Desaster sein, egal was die multinationalen Konzerne auch machen. Dann besteht die Gefahr, dass sich der Pilz wie ein Buschfeuer verbreitet.“
Laut einem anderen Wissenschaftler, der aufgrund seiner Tätigkeit für einen Bananenkonzern im „Independent“ anonym zitiert wird, ist es quasi schon zu spät: „Es gibt gute Gründe, anzunehmen, dass TR4 bereits in Lateinamerika angekommen ist.“ In Lateinamerika und der Karibik werden 80 Prozent der weltweit exportierten Bananen geerntet.
Der irische Bananengigant Fyffes, der im März bekanntgab, mit dem US-Unternehmen Chiquita zu fusionieren, versucht in einem Statement gegenüber dem „Independent“ zu beruhigen. „Wir werden die Situation weiterhin beobachten, aber momentan sehen wir keinen gravierenden Einfluss auf das Bananenangebot in Großbritannien.“
Produktion bereits einmal komplett umgestellt
Doch die Bananenindustrie hat schon einmal gegen einen Pilzbefall verloren. In den 50er und frühen 60er Jahren musste die gesamte Bananenproduktion von der Sorte Gros Michel auf Cavendish umgestellt werden - ein teures Unterfangen, das die großen Unternehmen der Branche an den Rand des Bankrotts brachte.
Der Großteil der weltweiten Bananen gehört heute der Cavendish-Sorte an. Doch diese ist TR4 schutzlos ausgeliefert, ein wirksames chemisches Fungizid gib es nicht. Dabei hatte diese Züchtung in den 50er Jahren die damals vorrangig wachsende Sorte Gros Michel vom Markt verdrängt, weil Cavendish im Gegensatz zu den Gros-Michel-Bananen besonders resistent gegen Pilze war.
Die Suche nach einer immunen Bananenart
Mit Hochdruck arbeiten Genetiker an einer neuen, immunen Bananenart. Durch Zufall kann sie nicht entstehen: Die Essbanane hat sich seit Jahrhunderten ausschließlich ungeschlechtlich vermehrt - wurde also gleichsam fortwährend „geklont“. Doch bisher fehlt von einer Ersatzsorte jede Spur - zumindest von einer solchen, die die Geschmäcker der Kunden nicht verwirrt. Denn mit Goldfinger gibt es zwar eine neue Sorte, diese hat aber einen Schönheitsfehler: Sie schmeckt eher nach Apfel.
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