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Aus für die düster-gelbe Dunkelheit

Egal ob eine Verfolgungsjagd oder eine nächtliche Taxifahrt durch die Straßen von Los Angeles: Filmszenen wie diese werden künftig eine neue Ästhetik haben und dabei möglicherweise einiges an Charme und Stimmung verlieren. Mit der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf Leuchtdioden (LEDs) ist es vorbei mit dem schummrigen Licht, das in Filmen wie „Drive“ mit Ryan Gosling maßgeblich zur Atmosphäre beiträgt.

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„Hollywood wird nie wieder aussehen wie früher“, prognostiziert der amerikanische Filmblog „nofilmschool“. Denn schon vor rund vier Jahren wurde damit begonnen, die Natriumdampf-Hochdrucklampen, die seit den 1930er Jahren mit ihrem typisch orangefarbenen Schein für Erhellung sorgten, Schritt für Schritt zu ersetzen. Zwar ist Los Angeles damit nicht alleine, zahlreiche Städte und Dörfer weltweit setzen auf das neue Licht, die US-Metropole an der Westküste nimmt allerdings eine Vorreiterrolle ein, was Geschwindigkeit und Umfang des Austauschs anlangt. Von den über 210.000 Straßenlaternen sind mittlerweile bereits über 140.000 mit LEDs bestückt.

LA-Straßenbeleuchtung im Vergleich

Los Angeles Bureau of Street Lighting

In der Luftaufnahme erkennt man deutlich den Unterschied zwischen der alten (oben) und der neuen Beleuchtung (unten)

Einsparungen bei Energie- und Wartungskosten

Die Stadt rechnet damit, jährlich rund sieben Mio. Dollar (5,2 Mio. Euro) an Stromkosten und weitere 2,5 Mio. Dollar (1,8 Mio. Euro) Wartungskosten einzusparen, verbrauchen die LEDs doch 63 Prozent weniger Strom und halten dreimal so lange wie die alten Lampen.

Doch der Austausch macht sich nicht nur in der Stadtkasse, sondern auch optisch bemerkbar. Statt in das schummrig-gelbe Licht der Natriumdampf-Hochdrucklampen getaucht, sind die Straßen nun kalt-weiß erleuchtet. Das soll zur Verkehrssicherheit beitragen, grenzt die Lichttemperatur doch annähernd an jene des Tageslichts.

LA-Straßenbeleuchtung im Vergleich

Los Angeles Bureau of Street Lighting

Das neue Licht soll unter anderem zur Verkehrssicherheit beitragen

Denn LED-Licht ist - je nach Halbleitermaterial - von Natur aus farbig, etwa grün, rot oder blau. Die Herstellung von annähernd weißem Licht ist erst seit wenigen Jahren überhaupt möglich. Dabei greifen die Techniker zu einem Trick: Die meist blauen Dioden werden beschichtet, und diese Beschichtung erzeugt jene zusätzlichen Farben, die dann gemeinsam Weiß ergeben.

Neue Zeiten für die Filmbeleuchtung

Für die Beleuchter von Filmen mit Nachtaufnahmen in der Stadt hat die neue Beleuchtung unterschiedliche Auswirkungen. Einerseits ermöglicht das tageslichtähnliche Licht neutralere Einstellungen, die später in der Postproduktion flexibel und je nach Anforderung verändert werden können. Anderseits fehlt der Stadt jetzt ihre spezielle Nachtstimmung, die schon so manche Drehortwahl beeinflusst haben soll und die nun extra künstlich erzeugt werden muss.

Szene aus dem Film Collateral

picturedesk.com/Mary Evans

Los Angeles bei Nacht galt als ganz spezielle Filmkulisse, so auch im Thriller „Collateral“

Regisseur Michael Mann etwa soll seinen Thriller „Collateral“ (2004) nur wegen der nächtlichen Atmosphäre nicht in New York, sondern in Los Angeles angesiedelt haben, berichtete die britische Zeitung „The Independent“. Um die ihn so faszinierenden Lichter auch richtig zur Geltung zu bringen, ließ Mann unter anderem das Taxi, in dem die Protagonisten durch die Nacht reisen, mit einer speziell reflektierenden Farbe bemalen. Der Film mit Tom Cruise, Javier Bardem und Jada Pinkett Smith spielt in einer einzigen Nacht und ist, wie auch Nicolas Winding Refns „Drive“ (2011) schon heute ein „anthropologisches Artefakt“, wie es im Blog nofilmschool heißt. Die Nachtszenen seien ein „historisches Dokument einer überholten urbanen Infrastruktur“.

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