„Besonders schlechte Nachricht“
Die nationale Arbeitslosenquote soll heuer laut einer aktuellen Prognose des Arbeitsmarktservice (AMS) auf 8,1 Prozent steigen (nach 7,6 Prozent im Vorjahr) und 2015 bei 8,0 Prozent liegen. Nur im Jahr 1953 wurde in der Zweiten Republik mit 8,7 Prozent eine höhere Arbeitslosenrate verzeichnet. AMS-Vorstand Johannes Kopf erwartet einen Rückgang der Rekordarbeitslosigkeit erst für das dritte Quartal 2015.
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Der „leichte konjunkturelle Aufschwung“ werde auf dem heimischen Arbeitsmarkt „in den Jahren 2014 und 2015 noch zu keiner wesentlichen Entspannung führen“, schreibt das Forschungsinstitut Synthesis in seiner aktuellen Prognose für das AMS. Heuer soll die Anzahl der Arbeitslosen um 21.200 auf 308.400 Personen steigen. Zusätzlich wird es laut AMS rund 80.000 Schulungsteilnehmer geben. Wirklich begründete Hoffnung auf ein baldiges Ende der Jobmisere gibt es nicht.
Werte von 2007 inzwischen unerreichbar
„Wir brauchen einen mehrjährigen Aufschwung, um die Werte vor der Wirtschaftskrise 2008/09 zu erreichen“, sagte Kopf gegenüber der APA. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 lag die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition bei 6,2 Prozent. Das laufende Jahr bereitet dem AMS-Vorstand dennoch „weniger Sorgen“ als 2013, weil die Anzahl der offenen Stellen heuer wieder wachsen soll. Das erwartete Plus bei den Arbeitslosen sei aber dennoch eine „besonders schlechte Nachricht“.

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Die Arbeitslosigkeit ist auf dem Stand der 50er Jahre angekommen
2014 und 2015 soll der größte absolute Personalabbau aufgrund von Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen im Bankensektor stattfinden. Auch in den Branchen „Verkehr und Lagerei“ sowie „Grundstücks- und Wohnungswesen“ wird sich der Beschäftigungsabbau fortsetzen, heißt es in der Prognose. In absoluten Zahlen erwartet das AMS heuer um 21.200 Arbeitslose mehr als im Jahr 2013. Nächstes Jahr soll die absolute Zahl der Arbeitslosen noch einmal um 1.900 steigen. Weil zugleich andere Branchen Jobs anbieten, wird sich die Kurve der Arbeitslosenrate von 8,1 auf 8,0 abflachen, schätzt das AMS.

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Der Job-Kahlschlag in vielen Branchen dauert bis mindestens 2015 an
Der größte absolute Beschäftigungszuwachs wird bei den „sonstigen wirtschaftliche Dienstleistungen“ erwartet - etwa bei Leiharbeit, die besonders vom konjunkturellen Aufschwung profitiert. Das „Gesundheits- und Sozialwesen“ soll bis 2015 ebenfalls einen ähnlich hohen Beschäftigungszuwachs verzeichnen, wobei das Jobplus weniger konjunkturabhängig ist. Als dritte Wachstumsbranche gilt der Bereich der „freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“.
Bildungspolitik gefordert
ÖGB-Chef Erich Foglar bezeichnete die Arbeitsmarktsituation hierzulande am Dienstag als „bemerkenswert“. Einerseits sei die Arbeitslosenrate in Österreich im EU-Vergleich am niedrigsten, und gleichzeitig habe man die höchste Arbeitslosenquote in Österreich seit 60 Jahren. Angesichts der Arbeitsmarktlage drängt der ÖGB auf baldige Einführung des Bonus-Malus-Systems zur Beschäftigung älterer Arbeitnehmer und die „bessere Verteilung der vorhandenen Arbeit durch Arbeitszeitverkürzung“.
Kopf seinerseits sieht die Bildungspolitik in der Pflicht. Er verwies erneut darauf, dass knapp die Hälfte der Arbeitslosen nur einen Pflichtschulabschluss habe. Das AMS könne mit Schulungsmaßnahmen nur reagieren, aber die Grundlagen müssten im Bildungssystem geschaffen werden. Der AMS-Vorstand erwartet sich deutlich positive Impulse durch die geplante Ausbildungspflicht für Jugendliche bis 18 Jahre ab 2016. Die Zahl der „early school leavers“ müsste von derzeit knapp acht Prozent mindestens halbiert werden. „Wir schaffen nicht Chancengleichheit. Da muss noch mehr gemacht werden“, so Kopf.
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