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Härtetest für Spionageinfrastruktur

Militärische Nachrichtendienste rund um den Globus werfen derzeit alles in die Schlacht, was gut und teuer ist, um die seit letzter Woche verschollene Boeing 777 von Malaysia Airlines zu finden. Das chinesische Außenministerium gab am Dienstag etwa bekannt, dass man neben Radartechnologie nun auch 21 Satelliten auf die Ortung des Flugzeugs angesetzt habe.

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Mit der Unterstützung durch China wird nun in mehr als zwei Dutzend Ländern über ganz Asien nach dem Flugzeug gesucht - vom Kaspischen Meer bis in den südlichen Indischen Ozean. Das Suchgebiet wurde aufgrund der spärlichen Informationen zum Verbleib der Maschine einmal mehr ausgeweitet. „Die gesamte Suchregion umfasst nun 2,24 Millionen Quadratseemeilen (etwa 7,7 Mio. Quadratkilometer)“, sagte Malaysias Verkehrsminister Hishammuddin Hussein am Dienstag - ein Gebiet etwa von der Größe Australiens.

Hightech-Kräftemessen

26 Länder beteiligen sich inzwischen offiziell an der Spurensuche in dem mysteriösen Fall. Neben der Spurensuche zu Wasser und in der Luft bedeutet das vor allem die Nutzung von Geheimdienstinformationen. Vor allem Washington investiert dabei einiges, um Peking tunlichst mit dem ersten verwertbaren Hinweis zu Flug MH370 zuvorzukommen. Neben dem Einsatz von bereits in der Gegend stationierten Schiffen und Fluggeräten kommandierte Washington nun auch das Aufklärungsflugzeug P-8A „Poseidon“ zur Suche ab.

Die „Poseidon“ ist das Beste, was die US-Marine derzeit an Aufklärungsflugzeugen zu bieten hat. In neun Stunden Flugzeit kann es über 38.000 Quadratkilometer scannen. Angesichts der gewaltigen Größe des Suchgebiets würde die „Poseidon“ allerdings über 200 Flüge brauchen, um es komplett zu kontrollieren. Das muss freilich nicht sein, da vor allem China sich nun intensiv mit Marine und Luftstreitkräften an der Suche beteiligt. Das Problem: Die verschiedenen Missionen sprechen sich kaum untereinander ab - und das zum Teil mit voller Absicht.

China hat die „Hardware“, die USA haben die Kontakte

Exakt jene Gegend, in der nun nach dem Flugzeug gesucht wird, ist Schauplatz eines verdeckten Kräftemessens zwischen Washington und Peking. Die USA wollen beweisen, dass sie im asiatischen Pazifik noch immer die Schutzmacht Nummer eins sind, während China immer deutlicher auf dem Gebiet als seiner Einflusssphäre insistiert. Beide Mächte stehen dementsprechend unter Druck, den Anrainerstaaten zu beweisen, dass sie dort das Heft des Handelns in der Hand haben.

China sei in der Region „stark, wenn es um ‚Hardware‘ geht, aber es mangelt an Erfahrung und an gutem Einvernehmen mit regionalen Staaten“, zitiert die Nachrichtenagentur AP den Militärexperten Li Mingjiang. Die „US-Matrosen“ seien beim „Netzwerken mit ihrem Gegenüber an Ort und Stelle viel besser, weshalb sie beim Such- und Hilfseinsatz eher eine tragende Rolle spielen können“, ist der Professor der Technischen Universität von Singapur überzeugt.

Flugzeug mit „beträchtlichem Aufwand verborgen“

China umgekehrt liegt mit fast allen anderen Staaten in der Region über Kreuz: Erinnert sei etwa an den Inselstreit mit Japan und anderen asiatischen Nachbarn. Jene Staaten im asiatischen Pazifik, die mit Peking nicht direkt im Clinch liegen, beobachten Chinas Streben nach mehr Macht in der Region zumindest mit Argwohn. Was China, die USA und alle anderen beteiligten Geheimdienste eint, ist zudem das Interesse an der Vermeidung einer Blamage, nämlich dass man vor den Augen der ganzen Welt ein voll besetztes Flugzeug „verschwinden“ lassen könnte.

Die bisher erfolglose Suche offenbart nach Meinung von Experten erstaunliche Überwachungslücken etwa im südlichen Indischen Ozean, aber auch bis nach Kasachstan. Der hochrangige Luftfahrtberater Robert Agnew meinte etwa gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Die Leute, mit denen ich zu tun habe, betrachten das mit großer Sorge. Es sieht so aus, als habe jemand beträchtlichen Aufwand betrieben, um das Flugzeug zu verbergen.“

Erneut chinesische Kritik an Malaysia

Die Kritik aus China an den malaysischen Ermittlungs- und Kommunikationsmethoden lässt indes nicht nach: „Es ist bekannt, dass ungenaue oder zumindest unvollständige Informationen dazu geführt haben, dass die anfängliche Suche im Südchinesischen Meer ins Leere ging und kostbare Zeit vergeudet wurde“, hieß es in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Wegen mangelnder Transparenz seien intensive Bemühungen verpufft und viele Gerüchte aufgekommen. „Es gibt keine Entschuldigung, die gleichen Fehler zu wiederholen“, hieß es von offizieller Seite.

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