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„Absolute Unterstützung“ für Kim Jong Un

Nordkorea hat Anfang März nach der staatlich orchestrierten Parlamentswahl ein perfektes Ergebnis für die 687 Kandidaten verkündet: Sie seien mit jeweils 100 Prozent Zustimmung in die neue Oberste Volksversammlung gewählt worden, berichteten die Staatsmedien.

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Die Wahlbeteiligung wurde mit 99,97 Prozent angegeben. Das Ergebnis der Wahl vom 10. März demonstriere die „absolute Unterstützung“ der Wähler für den „höchsten Führer“ Kim Jong Un. Diese hätten sich praktisch geschlossen an der Abstimmung beteiligt, und „100 Prozent haben für Kim Jong Un gestimmt“, meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA.

Am Wahlausgang hatte es schon zuvor keinen Zweifel gegeben: In allen 687 Wahlbezirken war nur ein Kandidat für Kim angetreten, und die Stimmabgabe war verpflichtend. Die Oberste Volksversammlung des autoritär-kommunistisch regierten Staates wird alle fünf Jahre gewählt. Es war die erste Wahl, seit Kim nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il im Dezember 2011 die Macht übernommen hatte.

Kandidaten von Kims Gnaden

Mit der ersten Wahl unter seiner Herrschaft könnte Kim auch einige Gefolgsleute in der Volksversammlung untergebracht haben. Mehr als zwei Jahre nach seiner Beförderung an die Staatsspitze ließ sich Kim auch selber in Nordkoreas Scheinparlament wählen.

Im Westen wird die offiziell alle fünf Jahre stattfindende Parlamentswahl in Nordkorea als Farce angesehen, weil die Bürger nur mit Ja oder Nein und nur für einen vorher von der herrschenden Arbeiterpartei bestimmten Kandidaten stimmen können. Auch bei der Wahl 2009 hatte Nordkorea eine Zustimmung von 100 Prozent vermeldet.

Überraschende Kandidaten

Für Überraschung im benachbarten Südkorea sorgte die Wiederwahl von einstigen Gefolgsleuten von Jang Song Thaek, dem Ende Dezember hingerichteten Onkel von Kim. Auf der neuen Abgeordnetenliste erschien unter anderen der Name des Botschafters in China, Ji Jae Ryong. Ji sei einer der engsten Vertrauten Jangs gewesen, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Jang war wegen angeblichen Hochverrats hingerichtet worden. Danach hatte Südkoreas Regierung vor einer größeren Instabilität in Nordkorea gewarnt.

Auf der Wahlliste befand sich auch der Name von Jangs einflussreicher Frau Kim Kyoung Hui. Bei ihr könnte es sich um die leibliche Tante von Machthaber Kim handeln. Beamte des Vereinigungsministeriums in Seoul wollten jedoch nicht bestätigen, ob es sich tatsächlich um die Tante handelt oder eine Abgeordnete gleichen Namens. Kim Kyoung Hi ist seit längerem nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetaucht.

Tanzen für das staatliche TV

Daneben wurde auch Vizemarschall Choe Ryong Hae wiedergewählt, der nach der Hinrichtung Jangs als die Nummer zwei hinter Nordkoreas Machthaber angesehen wird. Seine Wiederwahl widerspricht zuletzt in Südkorea kursierenden Gerüchten, dass der Leiter des politischen Büros der Volksarmee ebenfalls entmachtet worden sei.

Das Staatsfernsehen zeigte am Wahltag Frauen in festlichen traditionellen Kleidern auf dem Weg zu den Wahllokalen und tanzende Menschen auf den Straßen von Pjöngjang. „Die Wahlbezirke sind gefüllt mit Wählern, die die revolutionäre Macht stärken und das sozialistische Heimatland weiter glorifizieren wollen“, hieß es.

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