In Richtung Indischer Ozean geflogen?
Das seit einer Woche verschollene Passagierflugzeug von Malaysia Airlines ist nach Regierungsangaben offenbar bewusst umgelenkt worden und noch stundenlang weitergeflogen. Der festgestellte Kursschwenk der Maschine deute auf „gezieltes Handeln von jemandem an Bord“ hin, sagte der malaysische Ministerpräsident Najib Razak am Samstag bei einer Pressekonferenz.
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Auch lassen das die Kommunikationssysteme, die höchstwahrscheinlich manuell und nacheinander abgeschaltet worden seien, vermuten. Allerdings sei eine mögliche Entführung nicht erwiesen: Noch immer würden „alle Möglichkeiten“ untersucht. Die Suche nach dem Flugzeug habe aber „eine neue Phase“ erreicht.
Funksignal sechseinhalb Stunden nach Verschwinden
Das letzte Funksignal der Boeing 777 sei mehr als sechseinhalb Stunden nach ihrem Verschwinden vom zivilen Primärradar am vergangenen Samstag empfangen worden, sagte der Regierungschef weiter. In der Zwischenzeit habe das Flugzeug die malaysische Halbinsel in Richtung des Indischen Ozeans überflogen. Die Suche nach möglichen Wrackteilen im Südchinesischen Meer sei deshalb eingestellt worden.
Über die Neuausrichtung der Suchaktivitäten werde noch beraten. Zu der internationalen Suchaktion waren am Samstag auch der US-Zerstörer „USS Kidd“ und ein P-8-Poseidon-Flugzeug der US-Luftwaffe hinzugestoßen. Insgesamt waren mehr als hundert Schiffe und Flugzeuge aus 13 Ländern im Einsatz.
„WSJ“: Gezielter Sabotageakt
US-Medien hatten davor bereits berichtet, dass sich die Ermittlungen zunehmend auf die Möglichkeit eines Sabotageakts konzentrierten. Nach Informationen des „Wall Street Journals“ („WSJ“) gebe es starke Hinweise, dass eine oder mehrere Personen an Bord der Maschine die Boeing von ihrem Kurs abgebracht haben und versucht haben, ihren Aufenthalt zu verschleiern. Offenbar seien zwei verschiedene Systeme nach dem Start der Maschine am vergangenen Wochenende kurz nacheinander abgeschaltet worden.
Nach einer Stunde habe der Transponder nicht mehr funktioniert. Dadurch sei es für die Luftverkehrskontrolle schwer gewesen, die Maschine über Radar zu orten. Einige Minuten später habe ein zweites System routinemäßig Daten an einen Satelliten gesendet, die darauf schließen ließen, dass jemand manuell eine Kursänderung scharf nach Westen vorgenommen habe, so das „WSJ“.
Ermittlungen in Richtung Entführung
„Es schaut immer mehr so aus, als ob wir uns dem kriminellen Bereich nähern“, sagte Richard Healing, ein früherer hoher Beamter der US-Verkehrssicherheitsbehörde. Die jüngsten Ergebnisse der Untersuchung zeigten, das man nun versuche, herauszufinden, ob ein Entführer oder ein Crewmitglied das Flugzeug vom Kurs abgebracht hat. Im chinesischen Staatsfernsehen wurde am Samstag ebenfalls berichtet, dass die Maschine nach Überzeugung der Ermittler entführt worden war. Quellen wurden dafür allerdings nicht genannt.
Der US-Sender CNN meldete, eine bisher geheim gehaltene Analyse der elektronischen und Satellitendaten würde darauf hindeuten, dass die Maschine wahrscheinlich über der Bucht von Bengalen oder in einem anderen Teil des Indischen Ozeans abgestürzt sei. Die von den Regierungen der USA und Malaysias durchgeführte Analyse habe eine Eingrenzung des Suchgebiets ermöglicht.
Höhe angeblich drastisch gewechselt
Nach Informationen der „New York Times“ („NYT“) wechselte die Maschine ihre Höhe und ihren Kurs wiederholt, nachdem der Kontakt mit der Bodenkontrolle abgebrochen war. Es sei so, als ob die Maschine zu diesem Zeitpunkt weiterhin von einem Piloten kontrolliert gewesen sei, berichtete die Zeitung am Freitag unter Berufung auf amerikanische Behördenvertreter und andere informierte Kreise.
Vom malaysischen Militär aufgezeichnete Radarsignale schienen demnach anzuzeigen, dass die Boeing 777-2000 kurz nach dem Verschwinden vom zivilen Radar auf eine Höhe von 13.700 Meter gestiegen sei - also höher, als es für diesen Flugzeugtyp zulässig sei. Dann habe sie eine scharfe Kurve in westlicher Richtung eingeschlagen und sei auf 7.010 Meter abgestiegen, als sie sich der dicht bevölkerten Insel Penang genähert habe. Von dort sei sie wieder hochgeklettert und auf nordwestlichem Kurs in Richtung Indischer Ozean geflogen.
„Ereignis“ auf Meeresboden registriert
Hinweise auf eine neue mögliche Spur kommen von chinesischen Forschern. Eineinhalb Stunden nachdem der Kontakt zu dem Flug MH370 abgebrochen war, registrierten Seismologen und Physiker demnach ein „Ereignis“ auf dem Meeresboden zwischen Malaysia und Vietnam, das von einem ins Meer gestürzten Flugzeug stammen könnte, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag berichtete.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, sprach bereits am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) von „neuen Informationen“, weswegen die Suchaktion nun auf den Indischen Ozean ausgeweitet wurde. Vietnam fuhr indes die Suche nach der Boeing zurück. Die Operation werde nicht länger als „dringend“ eingestuft, sagte der Sprecher des Rettungskomitees am Freitag. Daher würden statt fünf nur noch drei Flugzeuge für die Suche nach Flug MH370 eingesetzt.
Suche immer wieder ausgedehnt
Die Maschine mit 239 Menschen an Bord, davon zwei Drittel Chinesen, war vor einer Woche auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking von den Radarschirmen verschwunden, ohne dass zuvor ein Notruf abgesetzt worden wäre. Das ursprüngliche Suchgebiet wurde immer weiter ausgedehnt, von dem Flugzeug fehlt offiziell aber weiterhin jede Spur. Die Theorien zum Verschwinden der Maschine reichen von einem katastrophalen technischen Problem an Bord über eine Flugzeugentführung bis hin zu einem Pilotenselbstmord.
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