Geheime Beweise für Wendemanöver?
Schiffe und Flugzeuge aus zehn verschiedenen Nationen beteiligen sich inzwischen im südchinesischen Meer an der Suche nach Trümmern einer vermissten Boeing 777, die am Samstag rund eine Stunde vor ihrer Landung in Peking vom Radar verschollen ist. Das Verschwinden von Flug MH370, der mit 239 Menschen an Bord aus dem malaysischen Kuala Lumpur gestartet war, wird aber immer nur noch rätselhafter.
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Das Verschwinden des Flugzeugs sei ein „beispielloses Rätsel“ in der zivilen Luftfahrtgeschichte, erklärte der Chef der malaysischen Zivilluftfahrtbehörde, Azharuddin Abdul Rahman. Alle Meldungen über Spuren - angebliche Wrackteile, Ölteppiche - hatten sich zuvor als Fehlalarme erwiesen. Eine angeblich gesichtete aufblasbare Rettungsinsel entpuppte sich etwa als „moosbewachsene Kabelverschalung“, wie die Behörden bekanntgaben.
Suchaktion ausgeweitet
Der Suchradius rund um die vermutete Absturzstelle wurde am Montag auf 100 Seemeilen (185 Kilometer) verdoppelt. Die Ermittlungen gingen „in alle Richtungen“, sagte Rahman. Das schließe auch eine Entführung und einen möglichen terroristischen Hintergrund nicht aus. Bereits zuvor war spekuliert worden, dass das Fehlen jeglicher Wrackteile bedeuten müsse, dass das Flugzeug in großer Flughöhe „zerrissen“ worden sei. Eine Explosion dürfte jedoch nicht stattgefunden haben.

APA/AP/Binsar Bakkara
Dutzende Flugzeuge und Schiffe suchen nach Überresten der Boeing 777
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf Quellen in den US-Nachrichtendiensten, durch die „sorgfältige“ Satellitenüberwachung der Gegend wäre eine Explosion des Flugzeugs dokumentiert worden - man habe jedoch keinen Anhaltspunkt dafür gefunden. Die Boeing war in einer Höhe von 10.670 Metern ohne vorangehende Auffälligkeiten vom Radar verschwunden. Am Montag machten Gerüchte die Runde, militärisches Beweismaterial gebe Anhaltspunkte für ein plötzliches Wendemanöver kurz davor.
Ein Verdächtiger angeblich identifiziert
Ebenso mysteriös blieben am Montag Unregelmäßigkeiten bei der Passagierliste des Fluges. Bereits bekannt war, dass zwei Passagiere mit je einem italienischen und einem österreichischen gestohlenen Pass an Bord des Fluges waren. Es gibt jedoch Anhaltspunkte dafür, dass auch andere Personen mit gefälschten oder gestohlenen Pässen an Bord gegangen waren. Laut Passagierliste waren rund zwei Drittel der Passagiere Chinesen, 38 Malaysier, sieben Indonesier, sechs Australier, fünf Inder, vier Franzosen und drei US-Amerikaner.
Luftfahrtbehördenchef Rahman korrigierte am Montag jedenfalls seinen eigenen Innenminister Datuk Seri Zahid Hamidi, wonach die beiden Reisenden mit dem gestohlenen italienischen und österreichischen Pass „asiatische Gesichtszüge“ gehabt hätten. Die Sichtung von Videomaterial zeige, dass die beiden europäisch aussehen, so Rahman am Montag. Einer von beiden ist laut seiner Aussage mit der Hilfe „eines Geheimdienstes“ bereits identifiziert. Details dazu gab er nicht preis, er sehe jedoch ein wenig wie der „Fußballer namens (Mario) Balotelli“ aus.
Vitales Interesse an Aufklärung aus vielen Gründen
Dass mehrere Menschen mit gefälschten Identitäten an Bord der Maschine waren, muss nicht unbedingt auf ein verbrecherisches Komplott hindeuten. Die Route von Kuala Lumpur nach Peking wird auch von illegalen Einwanderern und „gewöhnlichen“ Kriminellen genützt, auch um von China weiter nach Europa zu reisen. Die Reise der beiden Unbekannten mit gestohlenen Pässen hätte sie demnach von Peking nach Amsterdam weitergeführt und wäre in Kopenhagen beziehungsweise Frankfurt geendet.
Man kann annehmen, dass Malaysia alles tun wird, um die mutmaßliche Flugkatastrophe aufzuklären. China erhöht den Druck, um Gewissheit über das Schicksal der vermutlich getöteten 154 chinesischen Passagiere an Bord zu bekommen. Außerdem will auch Flugzeughersteller Boeing den bisher makellosen Ruf seiner 777 wiederherstellen - umso mehr angesichts einbrechender Aktienkurse. Schließlich erklärte am Montag der Allianz-Konzern, er wolle seinen Klienten Malaysian Airlines bei Ermittlungen unterstützen.
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