Studie: Wirtschaftsstandort Österreich fällt seit Jahren zurück
Nach der Kritik der Industriellenvereinigung (IV) und von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl (ÖVP) im vergangenen Jahr an der abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Standorts schlägt nun auch der Wirtschaftsprüfer Deloitte Alarm: Im internationalen Vergleich falle Österreich kontinuierlich zurück und verspiele damit sein Zukunftspotenzial, warnt Deloitte.
Neuverschuldung als „Last für die Zukunft“
Im erstmals veröffentlichten „Deloitte Radar“ erhält der Wirtschaftsstandort Österreich im Bereich „Politisches und makroökonomisches Umfeld“ drei von fünf Punkten. Die strukturelle Neuverschuldung sei eine „Last für die Zukunft“, heißt es im Bericht.
Die „Unternehmensinfrastruktur in Österreich“ wird mit vier Punkten bewertet, müsse aber weiterentwickelt werden. Das „regulatorische Umfeld“ erhielt nur zwei Punkte, weil die regulatorischen Auflagen in Österreich noch nie so hoch waren.
Schlechteste Wertung im Bereich „Kosten“
Die schlechteste Wertung erhielt der heimische Wirtschaftsstandort im Bereich Kosten mit nur einem Punkt, weil Österreich im internationalen Vergleich eine hohe Abgabenquote mit aufwendig administrierbaren Steuerregeln habe.
Bei „Innovation, Forschung und Entwicklung“ vergaben die Wirtschaftsprüfer vier Punkte, bei der Verfügbarkeit von Arbeitskräften drei Punkte. Es seien „klare Strategien“ notwendig, um alle verfügbaren Talente in Österreich zu fördern.
Fünf von fünf Punkten gab es für die Lebensqualität in Österreich, was den Standort sehr attraktiv für Fachkräfte aus dem Ausland und als Standort für international tätige Unternehmen mache.
„Es braucht einen kompletten Reset“
Deloitte mahnte die Regierung vor allem zu Kurskorrekturen im Bereich Steuern, Arbeitsmarkt und Bildung. „Wir müssen das Steuersystem neu schreiben, es braucht einen kompletten Reset“, forderte Gröhs. Es gebe zwar Bausteine für ein Topsteuersystem im internationalen Vergleich, aber wegen Sonderbestimmungen und Novellierungen sei „es nahezu unadministrierbar und verfilzt“.
Der Administrationsaufwand im Bereich Steuern hemme bereits die wirtschaftliche Entwicklung. Die letzte große Steuerreform liege sogar bereits ein Vierteljahrhundert zurück.
Der Wirtschaftsprüfer hat die Österreich-Daten von fünf Standortvergleichen (WEF, IMD, INSEAD, Transparency International und OECD Better Life) miteinander verglichen sowie volkswirtschaftliche Kennzahlen und Deloitte-Untersuchungen zu einem Art Metaindex - dem „Deloitte Radar“ - zusammengefasst. Seit Jahren befinde sich Österreich in den Standortrankings in einem Abwärtstrend.