Vom Trendobjekt zum Klassiker
Auf der Wohnen & Interieur (Wiener Messe, Halle A bis D) werden noch bis zum 16. März die neuesten Trends rund ums Einrichten gezeigt. Von zeitlosen Klassikern bis zu jungem Design reicht die Bandbreite. Ob senfgelbes Sofa oder begrünte Wände - wer Ideen sucht, der wird auch fündig. Doch manches Möbelstück stellt die Besucher vor ein Rätsel.
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Ist das ein Tisch, ein Stuhl oder doch ein Regal? Möbel lassen sich heute nicht mehr in Schubladen stecken, sondern sind wandelbar geworden. Multifunktionales Design schafft neuen Raum, Arbeitsplätze verwandeln sich dank smarter Technik blitzschnell in Wohlfühloasen, und das Chaos verschwindet einfach hinter intelligent angebrachten Schiebetüren.

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Couch/Bett des kroatischen Herstellers Prostoria
Aus eins mach mehr
Wohnen hat sich stark verändert - die Zahl der Einpersonenhaushalte steigt stetig an, immer mehr Menschen leben in der Stadt und haben dort nur begrenzten Wohnraum zur Verfügung. Gleichzeitig löst sich die Trennung zwischen Privat- und Arbeitsleben zunehmend auf, wodurch ein Wohnzimmer schnell einmal zum Homeoffice wird. Das stellt Designer vor ganz neue Herausforderungen, aber verschwimmende Grenzen bieten auch viel Platz für Kreativität.
Da wird dann eine Garderobe zu einer Küche, der Schreibtisch zur Kindertafel oder das Sofa zum Bett. Ein zeitloses Raumwunder ist etwa der FNP Sekretär, den Axel Kufus 1989 für den Chiemgauer Unternehmer Nils Holger Moormann entworfen hat. Als äußerst situationselastisch erweist sich das Regalsystem Brix des Frankfurter Designers Olaf Schröder. Es besteht aus verschiedenen Modulen aus Holz und Blech, die sich beliebig zusammenstecken lassen und sich so jeder Raumgegebenheit anpassen.

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Die Küchen-Garderobe: Lösung für Kleinwohnung von P.MAX
Das situationselastische Möbel
Diese Flexibilität erzeugt gleichzeitig eine neue Nachhaltigkeit. Möbel werden nicht mehr einfach weggeworfen, wenn sich die Wohnsituation verändert, sondern umgebaut und angepasst. Und dann kann es schnell passieren, dass der alte Tisch aus der Studentenwohnung in der Designerküche von morgen landet. Doch Bestand hat nur, was qualitativ hochwertig ist. Soziale, gesellschaftliche und ökologische Gesichtspunkte spielen nicht nur im täglichen Leben eine immer größere Rolle, sondern auch beim Möbelkauf.

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Ein Bett, das sich untertags wieder versteckt
Produkte von österreichischen Tischlereien, am besten aus Holz aus den heimischen Wäldern, erleben einen regelrechten Boom. Das dabei nicht immer Bauernschränke und wuchtige Vollholzungetüme herauskommen, zeigt die Traditionstischlerei Anrei. Sie hat zum 120-jährigen Jubiläum gemeinsam mit Designer Thomas Feichtner die Fino-Kollektion herausgebracht. Feichtner nahm den Massivholzmöbeln ihre Schwere und Wuchtigkeit und verlieh ihnen einen modernen Touch.
In der Küche wird auf Holz geklopft
Aber Holz kommt nicht nur im Wohnbereich zum Einsatz, auch bei den Küchen feiert Naturholz fröhliche Urständ. Und da wird wieder gerne zu Eiche gegriffen - ein Holz, das bei vielen noch in Form von gewaltigen Wohnzimmerwänden in schlechter Erinnerung ist. Zu Unrecht: Denn dank neuer Farbtöne sind Eichenmöbel alles andere als rustikal. Und wer von Eiche noch immer nicht überzeugt ist, der kann sich bei Team 7 eines Besseren belehren lassen. Dort baut man Möbel aus dem Holz alter venezianischer Eichenpfähle.

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Von Gezeiten und Muscheln über Jahre gezeichnete Eichenpfähle werden von Team 7 zu Möbeln verarbeitet
Nordisch by Nature
Die Meister der klaren Linien und funktioneller Ideen sind aber nach wie vor die Skandinavier. Selbst Entwürfe aus den 40er Jahren wie das 1941 von Finn Juhl entworfene Sitzmöbel Poeten sehen auch mehr als 70 Jahre später nicht verstaubt aus. Das Zeug zum Klassiker hat auch die About-A-Chair-Kollektion, die der junge dänischen Designer Hee Welling für Hay entworfen hat.

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Die Sonderausstellung Living Trends steht ganz im Zeichen skandinavischer Designer
Viele Klassiker - wie der Sessel Lamino von Yngve Ekström aus dem Jahre 1956 und der von Verner Panton 1955 entworfene Bachelor Stuhl - finden sich in ähnlicher Form im Ikea-Katalog wieder. Doch wer einmal auf dem Original gesessen hat, will sich mit der Kopie nicht mehr zufrieden geben.
Von Radiant Orchid bis Currygelb
Schwieriger wird es da schon, wenn es um die Trendfarbe des heurigen Jahres geht. Glaubt man den Trendscouts des US-Farbenspezialisten Pantone, dann ist es in diesem Jahr Radiant Orchid: eine Mischung aus Violett und Pinktönen. Aber auch Currygelb findet sich nach wie vor in vielen Wohnzimmern wieder. Doch wenn bunt, dann dezent: Teppiche, Lampen, Bilder oder einzelne Möbelstücke dürfen gerne hervorstechen, der Rest sollte dann aber schlicht gehalten werden.

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Im Rahmen der Sonderausstellung GartenDesign 2014 wird alles zum Thema Gartenplanung und Objektbegrünung gezeigt
Auch Grün ist Trend - hier aber vor allem in Form von Pflanzen. Die Grenzen zwischen Garten und Wohnraum verschwimmen immer mehr. So zieht die Natur in Form von Wandgärten und Mini-Gewürzgärtchen mitten hinein ins Wohnzimmer. Statt Yucca-Palmen wachsen Bambushaine im Badezimmer, und graue Wände werden mit grünen Wiesen überzogen. Umgekehrt werden Balkone und Terrassen im Sommer dank Polstermöbeln, die Wind und Wetter standhalten, zum Wohnzimmer.
Gabi Greiner (Text) und Michael Baldauf (Bilder), ORF.at
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