Ausmaß erst Tage später erkannt
Nicht gerade alltägliches Strandgut führt laut britischen Medienberichten derzeit „Schatzsucher“ in Versuchung. Es stammt von einem Frachtriesen der dänischen Reederei A. P. Möller-Maersk. Bereits Mitte des Monats waren zwischen den britischen Inseln und Frankreich mehrere hundert Container über Bord gegangen, die nun langsam an den Küsten angeschwemmt werden.
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Insgesamt verlor der Frachtriese „Svendborg Maersk“ 520 Container, hatte bereits vor ein paar Tagen das Branchenmagazin „Seatrade Global“ gemeldet. Ursache waren ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten von über 110 km/h und neun Meter hohen Wellen. Die Reederei warnte anschließend in einer Aussendung Schiffe vor möglicherweise im Wasser treibenden Containern, die britische Küstenwache MCA begann aus der Luft mit einer Suche.
Gegenüber „Seatrade Global“ hieß es, die meisten der stählernen Frachtbehälter seien wohl gesunken, einige trieben noch im Wasser, vereinzelt wurden sie an der Küste angespült. Ein im südwestenglischen Devon gestrandeter Container enthielt 14 Tonnen Zigaretten.
Verlust erst viel später entdeckt
Laut MCA muss sich prinzipiell Maersk Lines um die Bergung des Treibguts kümmern. Von der Reederei hieß es, 85 Prozent der verlorenen Container seien leer gewesen, 15 Prozent hätten Trockenfracht wie Tiefkühlfleisch und eben Zigaretten enthalten, keinesfalls jedoch irgendwelche gefährlichen Substanzen.
Wie unter anderem die britische „Daily Mail“ berichtete, sei der Verlust - oder zumindest dessen tatsächliches Ausmaß - erst im spanischen Hafen Malaga entdeckt worden. „Die tatsächliche Zahl hat sich als noch schlimmer herausgestellt, als wir angenommen hatten“, sagte laut „Seatrade Global“ der Vizevorstand für das Frachtgeschäft bei der Reederei, Palle Laursen. Neben den über Bord gegangenen Containern seien weitere, die im Sturm von ihren Stapeln stürzten, beschädigt worden. Maersk kommt das Unglück nicht gerade billig.
Klage aus Frankreich droht
Laut „Daily Mail“-Bericht will außerdem die französische Umweltschutzorganisation Robin des Bois Klage gegen Möller-Maersk einbringen. Die Reederei habe das Ausmaß des Unglücks falsch eingeschätzt und andere Menschen gefährdet, Verschmutzung verursacht und Müll im Meer hinterlassen, hieß es einer Begründung auf der Website von Robin des Bois. Die Frachtcontainer seien eine „beständige Gefahr für Fischereischiffe und die Umwelt“.
Polizei warnt vor Stöbern im Strandgut
Auf den in Devon angeschwemmten Container voller Zigaretten - laut Rechnung der britischen Presse eine Million Stück - dürften weitere folgen, und schon jetzt finden sich offenbar viele potentielle „Interessenten“ dafür. Die Polizei sperrte den Strand und warnte „Schatzsucher“ davor, dass sie sich strafbar machten, sobald sie etwas von dem Strandgut an sich nähmen.
Die Fracht gehöre dem Eigentümer der Container, hieß es von der Polizei in Devon. Folglich mache sich „jeder, der irgendetwas an sich nimmt, das angeschwemmt wurde, und sei es nur eine Packung Zigaretten, effektiv des Diebstahls schuldig“ und müsse mit entsprechenden rechtlichen Konsequenzen rechnen. Außerdem gingen von gestrandeten Containern und anderem Strandgut prinzipiell Gefahren aus. „Die Botschaft lautet, die Polizei beschlagnahmt sie (die Container, Anm.) und würde die Bevölkerung bitten, sich fernzuhalten“, zitierte der „Independent“ Küstenwache und Polizei.
Riesiges Containerschiff
Bei den am häufigsten für die Handelsschifffahrt verwendeten Containern handelt es sich um den nach ISO-Norm zertifizierten Typ „40’ Standard“ („40 Fuß Standard“), der knapp über zwölf Meter lang ist, ein räumliches Fassungsvermögen von fast 68 Kubikmetern und ein maximales Ladegewicht von 26,630 Tonnen hat.
Die 1998 in Betrieb genommene „Svendborg Maersk“ (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, 1972 gebauten und 2002 verschrotteten ersten Vollcontainerschiff der dänischen Reederei, Anm.) ist 347 Meter lang und kann von der kleineren Norm 20’ (20 Fuß) 8.680 Einheiten (Twenty-foot Equivalent Unit, TEU) aufnehmen.
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