Seit 2001 auf der Flucht
Der meistgesuchte Drogenboss Mexikos ist festgenommen worden. Wie US-Sicherheitskreise der Nachrichtenagentur AFP bestätigten, wurde der Chef des Sinaloa-Kartells, Joaquin „El Chapo“ Guzman, am Sonntag in der mexikanischen Küstenstadt Mazatlan im Bundesstaat Sinaloa unter Beteiligung der US-Anti-Drogen-Behörde (DEA) gefasst.
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Auch die mexikanische Regierung bestätigte die Festnahme. „Meine Anerkennung gilt den mexikanischen Sicherheitskräften“, schrieb Präsident Enrique Pena Nieto auf Twitter. „Die Zusammenarbeit des Innenministeriums, der Verteidigungsministeriums, der Marine, der Generalstaatsanwaltschaft, der Bundespolizei und des Geheimdienstes war entscheidend. Meine Glückwünsche an alle“, so der Staatschef weiter.
Bei dem Zugriff in einem Hotel in der Hafenstadt an der Pazifikküste habe die mexikanische Marine mit Beamten der DEA zusammengearbeitet, zitierte die Agentur Notimex zuvor einen US-Ermittler, der anonym bleiben wollte. „Das ist großartig. Viele haben gesagt, dass er nie gefasst werden könnte, aber es hat geklappt.“ Bei der Festnahme soll es keinen Schusswechsel gegeben haben.
Seit fünf Wochen observiert
Weiter hieß es, die Drogenfahnder hätten „El Chapo“ seit fünf Wochen in Culiacan observiert, der Hauptstadt des nördlichen Bundesstaats Sinaloa. Angesichts dieses Drucks habe er sich nach Mazatlan zurückgezogen. Bei seiner Festnahme habe er sich in Begleitung einer „kleinen Gruppe von Personen“ befunden. Im Zuge der Observierungsoperation war am Freitag bereits einer der Sicherheitschefs von Guzmans Partner Ismael „Mayo“ Zambada festgenommen worden.
Guzman war seit 2001 auf der Flucht und wurde auch von den USA als meistgesuchter Rauschgiftbaron gelistet. In den USA war auf Guzmans Ergreifung ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (knapp 3,8 Mio. Euro) ausgesetzt, die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft setzte eine Belohnung von 30 Millionen Pesos (rund 1,6 Mio. Euro) aus.
„Wegweisender Erfolg“
Die USA lobten Mexiko für die Festnahme. Dass Guzman gefasst worden sei, sei ein „wegweisender Erfolg“, sagte US-Justizminister Eric Holder. Er sei erfreut darüber, dass die Zusammenarbeit der Behörden beider Länder so effektiv gewesen sei.
„Mächtigster Gangster der Welt“
Das Magazin „Forbes“ stufte Guzman als „mächtigsten Gangster der Welt“ ein. 2009 nahm ihn das Magazin mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde US-Dollar in seine Liste der reichsten Menschen der Welt auf. Das Sinaloa-Kartell kontrolliert weite Teile des Drogengeschäfts in Mexiko. Es ist vor allem im Westen des Landes aktiv und verfügt über enge Beziehungen zu Drogenhändlern in Kolumbien. Mit konkurrierenden Banden wie etwa „Los Zetas“ liefert sich das Sinaloa-Kartell einen blutigen Krieg um die Kontrolle des Rauschgiftschmuggels in die USA. Dabei wurden seit Ende 2006 mehr als 77.000 Menschen getötet.
Spitzname wegen Größe
„El Chapo“, in mexikanischer Umgangssprache „Der Kleine“ bzw. „Der Kurze“, war im Jahr 1983 in Guatemala gefasst und in ein mexikanisches Hochsicherheitsgefängnis gebracht worden, aus dem ihm im Jahr 2001 die Flucht gelang. Seitdem lebte der nur 1,55 Meter große Guzman im Untergrund. Die Spekulationen über seinen Aufenthaltsort rissen nicht ab. Einmal hieß es, er sei in Guatemala untergetaucht, dann wieder, er halte sich in den Bergen des nordwestlichen mexikanischen Bundesstaats Durango auf.
Machtkampf in „Federacion“ erwartet
Nach Guzmans Festnahme könnten nun interne Machtkämpfe um seine Nachfolge beginnen, heißt es in einer Analyse des auf Sicherheitsthemen spezialisierten Nachrichtenportals Insight Crime. Er war zwar steht der bekannteste, jedoch nicht der einzige Anführer der „Federacion“ (Bund), wie seine Organisation auch genannt wird. Das Sinaloa-Kartell ist traditionell dezentral strukturiert. Mehrere eigenständige Banden ringen innerhalb des Verbrechersyndikats ständig um Einfluss und Geschäftsfelder.
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