Asyl in der Schweiz gefordert
Bei dem Entführer einer äthiopischen Passagiermaschine hat es sich nach Angaben des Genfer Flughafens um den Kopiloten des Flugzeugs gehandelt. Der Mann habe bei seiner Festnahme nach der erzwungenen Landung in Genf erklärt, er fühle sich in seiner Heimat Äthiopien „bedroht“.
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Der 31-jährige äthiopische Kopilot übernahm laut Angaben des Schweizer Flughafens die Kontrolle, als der Pilot kurz auf die Toilette ging. Der nützte die Gelegenheit, schloss sich im Cockpit ein und änderte den Kurs von Rom nach Genf. Um 2.00 Uhr gab die Besatzung das Notsignal „7500“ ab, das bedeutet, dass das Flugzeug entführt wurde.
Kopilot war unbewaffnet
Der Kopilot war ersten Informationen zufolge nicht bewaffnet. Die Passagiere seien nicht darüber informiert worden, dass es sich um eine Entführung handelte. Die Übernahme erfolgte im Luftraum über Italien, zwei Kampfflugzeuge des Typs Eurofighter begleiteten die Maschine auf ihrem Weg bis nach Genf. Der Entführer gab an, er beabsichtigte, in der Schweiz Asyl zu beantragen.

APA/EPA/Salvatore Di Nolfi
Passagiere verlassen auf dem Genfer Flughafen die Maschine
Nach der Landung öffnete der Entführer auf dem Rollfeld ein Fenster des Cockpits und seilte sich auf den Boden ab, wie die Polizei erklärte. Er ließ sich von der Polizei ohne Widerstand festnehmen. Der Mann werde nun im Verlauf des Tages von der Staatsanwaltschaft befragt, sagte der Genfer Oberstaatsanwalt Olivier Jornot. Ein Gericht müsse danach entscheiden, ob er in Untersuchungshaft kommt.
Passagiere waren nie in Gefahr
Die Fluglinie Ethiopian Airlines erklärte in einem kurzen Statement auf ihrer Website, dass der Flieger „sicher gelandet“ sei und alle 202 Passagiere sowie die Crew unversehrt seien. Die Meldung verschwand jedoch kurze Zeit später wieder von der Onlineseite. Nach Angaben von Ethiopian Airlines sollte die Maschine aus der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba um 4.40 Uhr in Rom landen. Es handelt sich um eine Boeing 767-300.

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Robert Deillon (r.), Direktor des Genfer Flughafens, bei der Pressekonferenz
Den Passagieren war zunächst nicht klar, dass es sich um eine Entführung handelte. Als die Maschine in Genf auf dem Rollfeld stand, mussten alle mit erhobenen Händen aussteigen, bevor sie in Busse stiegen, um zum Terminal gebracht zu werden, wie AFP-Reporter berichteten. Sie werden nun psychologisch betreut.
Flugverkehr stundenlang gesperrt
Die Flugzeugentführung legte zudem den Flugverkehr auf dem Flughafen Genf zum Wochenstart für mehrere Stunden lang lahm. Wegen des außergewöhnlichen Ereignisses durften zunächst keine anderen Flugzeuge starten oder landen. Ungefähr 15 Flüge mussten umgeleitet werden. Zahlreiche Flüge wurden annulliert.
Äthiopier waren in den vergangenen 20 Jahren mehrmals in Entführungen verwickelt. So wurde die Besatzung einer Lufthansa-Maschine 1993 auf dem Flug von Frankfurt nach Addis Abeba gezwungen, New York anzusteuern. Der Entführer hatte in seinem Hut eine Waffe versteckt. 1996 stürzte eine Boeing 767 der Ethiopian Airlines wegen Treibstoffmangels in den Indischen Ozean. 125 der 175 Personen an Bord kamen dabei ums Leben. Sie war von drei Äthiopiern entführt worden, die nach Australien wollten.
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