Fortgeschrittene Verhandlungen mit Italien
Prall gefüllte Kassen, keine Altlasten und günstige Rahmenbedingungen wie ein zentrales 24-Stunden-Drehkreuz abseits von Lärmschutzdebatten & Co.: Neben Dubai und Qatar setzt auch Abu Dhabi auf dieses Erfolgsrezept und drängt mit Etihad Airways auf den Weltmarkt. Im hart umkämpften Fluggeschäft setzt Abu Dhabi aber nicht zuletzt auch auf den Einstieg bei angeschlagenen Konkurrenten - und diese Strategie sorgte zuletzt für verstärkten Gesprächsstoff.
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Bisher prominentester Partner ist Air Berlin, wo Etihad seit 2012 als größter Einzelaktionär ein gewichtiges Wort mitzureden hat und Anfang dieses Jahres ein massiver Streckenausbau Richtung Abu Dhabi angekündigt wurde. Im Etihad-Portfolio finden sich aber auch Indiens größte Privatfluglinie Jet Airways sowie Air Serbia und die Tessiner Darwin Airline. Nur noch eine Frage der Zeit erscheint nun auch ein Einstieg in die krisengeplagte Alitalia.
Etihad-Chef bestätigt Verhandlungen
Man verhandle derzeit mit Alitalia-Gläubigern über eine dringend benötigte Geldspritze für die Krisen-Airline, bestätigte Etihad-Chef James Hogan entsprechende Medienberichte. Derzeit durchleuchte sein Konzern die Bücher der Italiener. Ob eine Beteiligung zustande komme, könne er deshalb noch nicht sagen. Medienberichten zufolge soll bis Ende Februar eine gemeinsame Strategie stehen, wobei Etihad bis zu 40 Prozent von Alitalia übernehmen könnte.
Für Etihad wäre das ein großer Coup: Alitalia befördert im Jahr 25 Millionen Passagiere, steckt aber wegen Managementfehlern und starker Gewerkschaften in der Krise. Derzeit fliegen die Italiener 700.000 Euro Verlust ein - pro Tag.
„Kein fairer Wettbewerb“
Wenig begeistert von den Etihad-Plänen zeigt sich die Konkurrenz - allen voran die deutsche Lufthansa, die bereits die EU-Kommission zum Einschreiten aufforderte. Konkret ist Lufthansa die zunehmend gewichtige Rolle staatlich geförderter Gesellschaften in Europa ein Dorn im Auge, was neben Etihad auch Emirates und Qatar Airways betrifft.
Von einem fairen Wettbewerb könne keine Rede sein, sagte auch der hochrangige Manager der Lufthansa-Tochter Swiss, Jean-Pierre Tappy, gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“). Die Airlines der ölreichen Länder hätten einen handfesten finanziellen Vorteil. Dazu komme, dass Golf-Airlines ihre Hubs rund um die Uhr betrieben, weder Steuern noch Sozialabgaben bezahlten und auch nicht mit steigenden Gebühren zu kämpfen hätten, wird Tappy von der „NZZ“ weiter zitiert. Tappy reagierte damit auf den Einstieg der Araber in die bereits auf Etihad Regional umgetaufte Darwin Airline, die bei Etihad künftig eine wichtige Rolle als Zubringer für das Langstreckennetz spielen soll.

Reuters/Ben Job
James Hogan will von Wettbewerbsverzerrung nichts wissen
Hogan wies gegenüber der Zeitung „Schweiz am Sonntag“ die Swiss-Vorwürfe wegen angeblicher Wettbewerbsverzerrung entschieden zurück. Gleichzeitig wollte Hogan die Vorteile der eng mit Abu Dhabis Herrscherfamilie verflochtenen Airline gar nicht abstreiten und verwies unter anderem auf die steuerfreien Einkommen seiner Angestellten. Als junge Airline habe man zudem „keine Altlasten, und wir haben nur eine Homebase“, was „die Operation einfacher“ mache.
Gegenwind auch in den USA
Verstärkten Gegenwind bekommt Etihad unterdessen nicht nur in Europa, sondern auch in den USA zu spüren. Das US-Transportministerium untersagte zuletzt den Arabern, Flüge von Belgrad via Abu Dhabi in die USA anzubieten, so die Branchenwebsite Aerotelegraph.
Diese Route bedeutet zwar einen Umweg von rund 8.000 Kilometern, würde aber die Preise „künstlich verbilligen“, wie die Organisation amerikanischer Fluggesellschaften befürchtete. Etihad wollte das Codeshare-Abkommen mit der neuen assoziierten Fluggesellschaft Air Serbia ausnutzen. Dabei teilen sich zwei oder mehrere Fluggesellschaften einen Linienflug. Durch ein Abkommen mit der Billigairline Jetblue sicherte sich Etihad unterdessen erst im Jänner den Zugang zu über 40 US-Destinationen und setzt somit auch in den USA weiter auf Expansion.
Beobachter gehen davon aus, dass Emirates, Qatar Airlines und Etihad die angestammte Konkurrenz weiter das Fürchten lehren werden. Dafür sprechen auch die Geschäftszahlen: Etihad transportierte im Vorjahr rund zwölf Millionen Passagiere und damit rund 16 Prozent mehr als 2012. Neben den Fluggastzahlen verbuchte die Airline auch beim transportierten Frachtvolumen neue Rekordzahlen. Laut Hogan wird durch die Zahlen „der anhaltende Erfolg unserer strategischen Planung“ widergespiegelt: „Organisches Wachstum, Bildung von Codeshare-Partnerschaften und Minderheitsbeteiligungen an anderen Fluggesellschaften“.
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