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Legal und „in geeigneter Weise“

Nicht einmal der scharfe Protest der britischen und der US-Botschaft haben Japan beeindruckt: Am Dienstag begann im Zuge der laufenden Jagdsaison in der japanischen Bucht von Taiji, die durch den Tierschützerfilm „Die Bucht“ bekanntwurde, die alljährliche Tötung von Hunderten Delfinen, darunter Familienverbände mit trächtigen Weibchen und vielen Jungen.

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Die Tiere werden mit einer Treibjagd zur Strecke gebracht: Die Fischer hämmern dabei auf Metallstangen, die sie ins Wasser halten, und legen so den Orientierungssinn der Tiere lahm. Die rund 700 Kilometer südlich von Tokio gelegene Bucht wird deshalb gewählt, weil die Tiere wegen des seichten, klaren Wassers gut zu sehen sind - denn das beste Geschäft für die Fischer sind Lebendfänge, um die Tiere danach an Delfinarien weiterkaufen zu können. Unter den heuer zusammengetriebenen Tieren ist auch ein Albinojunges, das um weit über 150.000 Dollar (110.000 Euro) verkauft werden dürfte.

Film machte Bucht zu Symbol

Jene Delfine, die die anwesenden Tiertrainer nicht interessieren, werden getötet. Delfinfleisch gilt in Teilen Japans als Delikatesse. Die alljährliche Treibjagd in Taiji ist zu einem Quasisymbol für die Delfinjagd an sich geworden, die in Japan offiziell erlaubt ist und mit Fangquoten geregelt wird. Sowohl das Medieninteresse als auch die internationale Kritik daran sind enorm gewachsen, seit der US-Unterwasserfilmer Louie Psihoyos sie in seinem oscargekrönten Dokumentarfilm „Die Bucht“ mit versteckten Kameras dokumentiert hatte.

Delfinfänger auf einem Boot

APA/EPA/Sea Shephered Conservation Society

Der junge Albinodelfin dürfte Höchstpreise erzielen

Ein Sprecher der Stadtverwaltung von Taiji sagte am Montag, er könne nicht sagen, wie viele Tiere seit Beginn der Fangsaison im September getötet worden seien. Die Fischer schützten sich mit großen Planen vor Kameras und den Augen zahlreicher eigens angereister Tierschützer. Die Fischer reagieren mit Unverständnis. Laut ihrer Sicht ist zumindest der ein „Heuchler“, der welche Art von Fleisch auch immer esse und die Jagd kritisiere: Die Tötung eines Delfins sei nicht weniger statthaft als die jedes anderen Tieres.

Tokio weist Kritik zurück

Der Sprecher der japanischen Regierung, Yoshihide Suga, sagte zu der internationalen Kritik am Montag in Tokio, die Delfinjagd sei Teil von Japans „traditionellem Fischfang“. Die Jagd werde „auf Grundlage des Gesetzes in geeigneter Weise“ durchgeführt, rechtfertigte sich der Sprecher nach Angaben japanischer Medien. Die Meeressäuger unterlägen nicht dem seit 1986 geltenden Walfangverbot, betonte er. Zudem sind die Fangquoten seit Jahren rückläufig.

Delfinfänger auf einem Boot

APA/EPA/Sea Shephered Conservation Society

Die Tiere werden mit Treibnetzen in der Bucht festgehalten

In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der gejagten Delfine und Kleinwale um 83 Prozent zurückgegangen, und zwar von 18.369 auf 3.104 Tiere, hatte die Organisation Pro Wildlife anlässlich der noch bis März andauernden Treibjagdsaison mitgeteilt. Auch Daten der Regierung bestätigen den Trend. Demnach waren im Jahr 2010 noch 6.577 Delfine und Kleinwale gejagt worden, ein Jahr später seien es noch 3.283 Tiere gewesen.

Das Fischereiministerium in Tokio nannte als einen Grund für den Rückgang die Tsunami-Katastrophe vom 11. März 2011, bei der viele Fischer ihre Boote verloren. Pro Wildlife vermutete dagegen als Grund für die rückläufigen Jagdzahlen, dass jüngere Japaner um die Belastung des Fleisches der Delfine mit Giftstoffen wüssten und es kaum noch verzehrten. Auch eine sich verbreitende Tierschutzgesinnung mag dazu beitragen. Laut Pro Wildlife werden allerdings immer mehr Tiere für hohe Summen an Delfinarien weltweit verkauft.

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