Themenüberblick

Deponien ohne Genehmigung betrieben?

Im Zuge von Ermittlungen wegen illegalen Abfallmanagements hat die italienische Polizei laut Medienberichten vom Donnerstag den Chef von Europas größter Mülldeponie, Manlio Cerroni, festgenommen. Der 86-jährige „König des Mülls“, der die inzwischen geschlossene Deponie in Malagrotta bei Rom kontrolliert, sei ebenso wie weitere Verdächtige unter Hausarrest gestellt worden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Unter den Festgenommenen ist den Berichten zufolge ein ehemaliger Regionalgouverneur. Die Anlage in Malagrotta sollte eigentlich im Jahr 2007 geschlossen werden, weil offene Mülldeponien in der EU verboten sind. Immer wieder genehmigten örtliche Behörden Cerroni jedoch eine Verlängerung des Betriebs, bis schließlich im Oktober 2013 Schluss war. Die Anlage war völlig überlastet. Täglich wurden in Malagrotta auf einer Fläche von 250 Hektar 4.500 Tonnen Müll abgeladen.

Laut den Presseberichten kontrolliert Cerroni die gesamte Abfallwirtschaft in Rom und der Region Latium. Seine Firmen machen demnach einen Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro. Medienberichten zufolge werden Cerroni unter anderem Grundwasserverseuchung auf dem Malagrotta-Areal, irreguläre Kennzeichnungen von Problemstoffen und das Betreiben von Deponien ohne Genehmigung vorgeworfen. In Italien gibt es immer wieder Berichte über kriminelle Machenschaften in der Abfallwirtschaft. Das Geschäft mit dem Abfall gilt nicht zuletzt als zentrale Einnahmequelle des organisierten Verbrechens.

Kirche schlägt Alarm

Seit Ende der 1980er Jahre habe die Mafia daran verdient, den Abfall aus Norditalien und sogar aus dem Ausland illegal zu entsorgen, behaupten die Ermittler. Wegen der illegalen Giftmüllentsorgung schlug zuletzt auch die katholische Kirche in Neapel Alarm. Der Erzbischof von Neapel, Kardinal Crescenzio Sepe, und die Bischöfe der süditalienischen Region Kampanien verlangen per offenen Brief Maßnahmen zur Sanierung verseuchter Böden und strengere Kontrollen. Die Bevölkerung sei wegen der Umweltsituation in der Region zutiefst besorgt, schrieb der Kardinal.

Das Müllproblem gilt in Kampanien als besonders akut. Ganze Berge von Müll werden im nördlichen Teil von Neapel und in der angrenzende Provinz Caserta angezündet - und verursachen hohe Dioxinbelastungen. Wegen der nachts lodernden Flammen hat sich der Begriff „Land der Feuer“ eingebürgert - mehr dazu in religion.ORF.at.

Kampfansage durch Regierung

Die Regierung in Rom verabschiedete Ende des vergangenen Jahres ein Dekret, das bis zu sechs Jahre Haft für die Verbrennung von Giftmüll vorsieht. Wer normalen Müll verbrennt, muss mit Haftstrafen von bis zu fünf Jahren rechnen. Fahrzeuge, die zur illegalen Müllentsorgung genutzt werden, können konfisziert werden.

Links: