Rebellen kämpfen für eigenes Emirat
Sotschi und die Austragungsorte der Olympischen Winterspiele 2014 liegen in der Region Krasnodar im Föderationskreis Südrussland. Allerdings sind es nur wenige Hundert Kilometer zu den Republiken im Föderationskreis Nordkaukasus, in denen islamistische Rebellen für ein unabhängiges Emirat kämpfen. Nicht weit ist es auch nach Georgien, wo sich Abchasien und Südossetien für unabhängig erklärt haben.
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Der wohl nach außen hin bekannteste Konfliktherd ist Tschetschenien: Mit 15.700 Quadratkilometern und rund 1,3 Millionen Einwohnern ist die autonome Republik von der Fläche und Einwohnerzahl mit der Steiermark zu vergleichen. 1991 sagte sich die Kaukasusrepublik von Moskau los, woraufhin Russland im Dezember 1994 seinen ersten Tschetschenien-Feldzug startete. Der Krieg endete im August 1996 mit einem Friedensvertrag.
Wo Putins bekanntester Statthalter regiert
1999 marschierten die Russen auf Befehl von Premier Wladimir Putin erneut in Tschetschenien ein, nachdem tschetschenische Rebellen Dörfer in Dagestan angegriffen und Bombenanschläge mit fast 300 Toten in Moskau verübt hatten. Seit 2003 wird Tschetschenien von moskautreuen Republikchefs beherrscht. Achmat Kadyrow starb 2004 bei einem Bombenanschlag, seitdem regiert sein Sohn Ramsan Kadyrow mit harter Hand. 2009 erklärte Russland den zweiten Tschetschenien-Krieg offiziell für beendet. Seit 1994 starben durch die Kriege und deren Folgen geschätzte 160.000 Menschen.
Bis 1992 bildete Inguschetien, das mit 3.600 Quadratkilometern etwas kleiner als das Burgenland ist und knapp 430.000 Einwohner hat, einen gemeinsamen Teilstaat mit Tschetschenien. Inguschen und Nordosseten lieferten sich danach Kämpfe um umstrittene Siedlungsgebiete mit 700 Todesopfern. Auch in Inguschetien kämpfen islamistische Separatisten für ein unabhängiges „Kaukasus-Emirat“.
Wo die Rebellion am heftigsten ist
Laut Experten ist die militante islamistische Rebellion gegen Moskau derzeit jedoch in Dagestan am heftigsten. Die 50.300 Quadratkilometer große Republik liegt am Kaspischen Meer. Mit etwa 2,93 Millionen Einwohnern ist sie die größte Republik im Nordkaukasus. Dort leben etwa 40 verschiedene Völker und zehn Prozent aller Muslime in der Russischen Föderation. Der Krieg zwischen tschetschenischen Rebellen und Russlands Armee griff immer wieder auf Dagestan über.
In der Republik Kabardino-Balkarien galt die Lage hingegen bisher als relativ stabil, doch wird das Gebiet, wo der höchste russische Berg Elbrus die Touristen anlockt, mehr und mehr zum Ziel von Terroranschlägen. In der armen Republik bilden Arbeitslosigkeit und religiöser Fanatismus ein explosives Gemisch. Auf 12.500 Quadratkilometern, etwa der Größe Tirols, leben 860.000 Bewohner.
Seit dem Attentat in Beslan bekannt
Die Teilrepublik Nordossetien-Alanien ist im September 2004 weltweit in die Schlagzeilen geraten, als Bewaffnete eine Schule in Beslan in Nordossetien überfielen und 1.100 Kinder, Eltern und Lehrer als Geiseln nahmen. Nach offiziellen Angaben kamen 331 Geiseln und 31 Terroristen ums Leben. Als einer der Drahtzieher galt der tschetschenische Rebellenführer Schamil Bassajew, der später von russischen Spezialeinheiten getötet wurde. Die iranischsprachigen Osseten, die zum Großteil christlich (Ironen), teilweise aber auch muslimisch (Digoren) sind, stellen ungefähr die Hälfte der 710.000 Einwohner der 8.000 Quadratkilometer großen Republik.
Auch in Karatschai-Tscherkessien verüben islamistische Untergrundkämpfer immer wieder Anschläge gegen die Zentralgewalt Moskaus in der Republik. Rund 80 verschiedene Nationalitäten leben auf dem 14.100 Quadratkilometer großen Territorium. Die Karatschaier, ein Turkvolk, und die Tscherkessen, ein nordwestkaukasisches Volk, stellen zusammen etwas mehr als die Hälfte der 475.000 Einwohner, ein Drittel der Bevölkerung sind Russen. Die Mehrheit der Bevölkerung ist muslimisch.
Kriegerische Auseinandersetzungen
Ebenso in der Nähe befinden sich die beiden georgischen Teilrepubliken Südossetien und Abchasien - sie waren vor nicht allzu langer Zeit Schauplätze kriegerischer Auseinandersetzungen. Nach dem fünftägigen Krieg zwischen Georgien und Russland 2008 erkannte die Russische Föderation die Unabhängigkeit Südossetiens an. De facto ist Südossetien von Russland, das dort auch Truppen hat, wirtschaftlich und politisch abhängig. 75.000 Menschen leben in dem 3.900 Quadratkilometer großen Gebiet, das sich 1991 von Georgien für unabhängig erklärt hatte.
Nur ein Jahr danach erklärte sich Abchasien von Georgien für unabhängig. Seit 1993 hat der georgische Staat praktisch keine Kontrolle mehr über das Gebiet. Rund 250.000 Menschen, zum Großteil Georgier, wurden vertrieben. Nach offiziellen Schätzungen leben heute etwa 241.000 Menschen in dem 8.660 Quadratkilometer großen Gebiet. Abchasen stellen etwa die Hälfte der Bevölkerung. Der Versuch Georgiens, Abchasien 2008 zurückzuerobern, scheiterte aufgrund des Eingreifens Russlands aufseiten der Abchasen.
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