„Nicht die Hilfe entziehen“
Mexikos Regierung hat ein hartes Vorgehen gegen bewaffnete Bürgerwehren im Land angekündigt. Auslöser war der Vormarsch der selbst ernannten Selbstverteidigungsgruppen im Bundesstaat Michoacan. Sollten sich die Kämpfer nicht zurückziehen, würden sie entwaffnet und festgenommen, sagte Innenminister Miguel Angel Osorio Chong am Montag auf einer Sicherheitskonferenz in der Provinzhauptstadt Morelia.
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Die Bürgerwehren wiesen die Aufforderung zurück. „Die Bürgerwehren werden die Waffen nicht niederlegen und werden den Dörfern nicht die Hilfe entziehen, um die sie gebeten haben“, hieß es in einer im Internet verbreiteten Stellungnahme. „Wir setzen unseren Kampf fort, bis die Anführer der Verbrecher hinter Gittern sind.“
Weiter auf Vormarsch
Die Bürgerwehren haben in Michoacan zahlreiche Ortschaften besetzt und rücken auf die Bezirksstadt Apatzingan vor. Sie kämpfen gegen das Drogenkartell der Tempelritter, das weite Teile des Bundesstaats im Westen des Landes kontrolliert.

AP/Hans Maximo Musielik
Eine Polizistin übergibt in der Stadt Paracuaro ihre Waffen an die Bürgerwehr, die versucht, das Tempelritter-Kartell aus dem Bundesstaat zu vertreiben
Zuletzt lieferten die bewaffneten Bürgerwehren in der Stadt Nueva Italia Mitgliedern des Tempelritter-Kartells Feuergefechte, bis sie das Rathaus erreichten und den zentralen Platz unter ihre Kontrolle brachten. Die Auseinandersetzung habe etwa eineinhalb Stunden gedauert, sagte der Anführer einer der Bürgerwehren der Nachrichtenagentur AFP. Zwei zivile Kämpfer seien verletzt worden.
Milizen nehmen nächste Stadt ins Visier
In der Nähe der Stadt wurden später zwei Leichen entdeckt, die an einer Brücke hingen. Zunächst war nicht klar, ob dieses Verbrechen, das die Handschrift der Drogenkartelle trägt, mit den Kämpfen in Nueva Italia zusammenhängt. Die Bürgermilizen rückten unterdessen auf Apatzingan vor, um die Tempelritter auch aus dieser strategisch wichtigen Stadt zu vertreiben.
Die mexikanische Bundesregierung hatte im Mai Tausende Soldaten und Polizisten nach Michoacan entsandt, um gegen die rivalisierenden Drogenbanden vorzugehen. Die Eskalation der Gewalt führte in mehreren Städten zur Bildung bewaffneter Bürgerwehren, die auf eigene Faust für Ruhe und Ordnung sorgen wollen. In den vergangenen Wochen eroberten sie die Kontrolle über mehrere Gemeinden.
Mehr Geld für Sicherheit
Für die nunmehrige Sicherheitsoffensive, die auch gegen die Bürgerwehren gerichtet ist, sagte Osorio Chong zusätzliche 250 Millionen Pesos (14 Mio. Euro) zu. Am Montag erreichten laut Medienberichten weitere Marineinfanteristen und Bundespolizisten Michoacan. Die Bundesanwaltschaft ließ bewaffnete Einheiten per Hubschrauber einfliegen, wie die Zeitung „El Universal“ berichtete. In Mexiko wurden in den vergangenen Jahren im Drogenkrieg landesweit mehr als 77.000 Menschen getötet.
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