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Republikaner laufen Sturm

Manchmal wird man die Geister, die man rief, einfach nicht mehr los. Nachdem die Abgeordneten des US-Bundesstaates Oklahoma ein Denkmal mit den Zehn Geboten genehmigt hatten, setzte ein wahrer Ansturm anderer religiöser Gruppen ein. Zum Entsetzen der zuständigen Republikaner präsentierten nun Satanisten Pläne für eine Teufelsstatue.

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Die Organisation Satanic Temple mit Sitz in New York präsentierte auf Facebook eine Skizze des geplanten Denkmals. Es zeigt eine etwa zwei Meter große, sitzende Abbildung des Baphomet, eine gehörnte Figur mit Ziegenkopf, feuerroten Augen und Flügeln. Die Kunstfigur wird von Satanisten als Abbildung des Teufels gewählt. Wohl um besorgte Eltern milde zu stimmen, vervollständigen zwei lachende Kinderfiguren das Ensemble.

Denkmal mit Zusatznutzen

Doch die Statue soll nicht nur nett zum Ansehen sein, sondern auch praktischen Nutzen bringen. So sollen sich „Menschen allen Alters auf dem Schoß der Satansfigur ausruhen können und Inspiration und Ruhe finden“, erklärte Lucien Greaves, Sprecher der Satanic Temple. Für Kinder soll es zudem eine interaktive Spielmöglichkeit geben.

Monument der Zehn Gebote vor dem Oklahoma State Capitol

AP/Sean Murphy

Die Tafel mit den Zehn Geboten, die seit 2012 vor dem Regierungsgebäude steht

Die Teufelsstatue soll neben der 2012 aufgestellten Tafel mit den Zehn Geboten errichtet werden (die übrigens keine Sitzmöglichkeit aufweist), so der Wunsch der Satanisten. Das Monument soll dem US-Bundesstaat gratis zur Verfügung gestellt werden. Dafür rufen die Satanisten im Internet zu Spenden auf. Von den notwendigen 20.000 US-Dollar (ca. 14.000 Euro) sind bereits zwei Drittel eingelangt.

Doch die Satanisten sind mit ihren Plänen nicht allein. Auch von einem hinduistischen Führer aus Nevada, der Tierschutzorganisation PETA und der satirischen Kirche des Fliegenden Spaghetti-Monsters sind bereits Anträge auf Statuen eingebracht worden.

Alle Ansuchen vorerst gestoppt

Bei den Abgeordneten findet dieser Ansturm wenig Anklang. „Der Staat von Oklahoma muss die Spende einer satanischen Statue oder irgendeiner anderen Statue nicht akzeptieren“, wetterte Republikaner Mike Ritze, einer der größten Unterstützer der Granittafel mit den Zehn Geboten. Seine Familie spendete 10.000 Dollar für deren Errichtung - mitsamt Schreibfehler. So wurde „Sabbeth“ anstatt „Sabbath“ in den Stein graviert. Und in der letzten Zeile steht statt „maidservant“ (Magd) „maidseruent“ zu lesen.

Dennoch fand das Denkmal beim staatlichen Denkmalschutz seine Zustimmung und steht nun seit einem Jahr vor dem Regierungssitz in Oklahoma City. Dass es dort bald vor weiteren Denkmälern wimmeln wird, ist vorerst jedoch auszuschließen. Denn das Gremium, welches das öffentliche Grundstück rund um das Kapitol verwaltet, erließ Mitte Dezember ein vorläufiges Verbot für weitere Ansuchen - egal welcher Glaubensrichtung.

Weihnachtskrippen vs. Teufelssymbole

Man wolle zunächst das Urteil in der Klage der Amerikanischen Bürgerrechtsunion (ACLU) gegen den Staat Oklahoma abwarten, heißt es dazu in einer Stellungnahme. Die liberale Bürgerrechtsbewegung sieht die Errichtung des Zehn-Gebote-Denkmals als verfassungswidrig an und reichte Klage ein. Doch während das Verbot offenbar nur für unliebsame Religionen gilt, sind christliche Symbole im Staat Oklahoma weiterhin erlaubt. So errichtete die Stadt auch in diesem Jahr Weihnachtskrippen in den öffentlichen Schulen, und auch die Pläne einer Kapelle im Rathaus zu Ehren des „christlich-jüdischen Erbes“ sind bereits weit gediehen.

ACLU-Direktor Brady Henderson wirft den Abgeordneten Scheinheiligkeit vor. „Wenn die öffentliche Verwaltung den Ausdruck einer religiösen Form gestattet, müssen sie auch alternative Ausdrucksformen zulassen“, so Henderson gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Sollten also die Zehn Gebote als christliche Botschaft stehen bleiben, dann müsse auch die satanistische Statue genehmigt werden. Am einfachsten wäre es jedoch, so Henderson, wenn der Staat überhaupt keine religiösen Symbole auf öffentlichem Grund und Boden mehr zulassen würde.

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