Mit eisernem Willen hochgearbeitet
„Ich bin keine Legende. Ich bin einfach einer, der etwas gut kann, was er genießt.“ So hatte Michael Schumacher sich und seine historischen Triumphe einmal bescheiden beschrieben. Tatsächlich ist der Mann mit dem markanten Kinn nicht nur der erfolgreichste Formel-1-Rennfahrer der Geschichte, sondern er zählt auch zu den herausragenden Sportlern weltweit.
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Als der am 3. Jänner 1969 im deutschen Hürth-Hermülheim geborene Schumacher als Vierjähriger seine ersten Fahrversuche in einem umgebauten Kettcar mit einem fünf PS starken Mofamotor startete, konnte keiner ahnen, was für eine beispiellose Karriere der „Mischaäl“ einmal hinlegen würde. Angesichts der einfachen Verhältnisse - Vater Rolf war Kaminmaurer und dann Pächter der Kart-Bahn in Kerpen, Mutter Elisabeth betrieb dort später die Gastronomie - fehlten der Familie die finanziellen Möglichkeiten für ein Engagement im Motorsport.

Reuters/Wolfgang Rattay
Schumacher und Flavio Briatore in Hockenheim 1995
Private Förderer gefunden
Dank seines Talents, Ehrgeizes, seiner Verbissenheit und seines unglaublichen Siegeswillens fand Schumacher private Förderer, die ihm den systematischen Aufstieg über diverse Formel-Klassen finanzierten. 1989 übernahm Willi Weber das Management des vielversprechenden Nachwuchspiloten. Ein Jahr später holte Mercedes Schumacher ins neue Junior-Team. Starts in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) und Sportwagen-WM waren die nächsten Entwicklungsstufen.
Eine Gefängnisstrafe für Jordan-Stammpilot Bertrand Gachot öffnete Schumacher 1991 die Tür in die Königsklasse. Mercedes sicherte mit einer Bürgschaft die Grand-Prix-Premiere des 22-jährigen Ausnahmetalents in Spa-Francorchamps. Mit Startplatz sieben unterstrich Schumacher sein Können, fiel aber im Rennen an fünfter Stelle liegend nach nicht einmal einem Kilometer wegen eines Kupplungsschadens im Jordan aus.
Erster Formel-1-Sieg 1992
Die Grundlage für die glänzende Grand-Prix-Karriere und seine spezielle Beziehung zu dem Traditionskurs war damit gelegt. Benetton verpflichtete Schumacher sofort. Mit dem aufstrebenden Rennstall feierte er 1992 in Belgien seinen ersten Formel-1-Sieg, 2004 holte er dort auch seinen siebenten und letzten WM-Titel mit Ferrari. Nicht von ungefähr bezeichnete Schumacher Spa als „mein Wohnzimmer“.
Mit Benetton glückten Schumacher als erstem Deutschen die ersten beiden WM-Gewinne. Diese Phase war aber auch durch einige, häufig vom Rennstall um Teamchef Flavio Briatore zu verantwortende Skandale geprägt. Der makellose Rufe war damit dahin: „Schumi“ wurde zum „Schummel-Schumi“.
Schwere Verletzung 1999
Die Ära bei Ferrari von 1996 bis zum ersten Rücktritt 2006 veredelte seine Karriere: Nach jahrelanger Aufbauarbeit mit seinem Freund und Teamchef Jean Todt sowie Technikdirektor und Taktikguru Ross Brawn 2000 gelang der erste Titel für die „Scuderia“ nach 21 Jahren. Vier weitere in Serie folgten. „Michele“ war nicht nur der vergötterte Liebling der „Ferraristi“, er stieg auch zum absoluten Megastar auf.
Aber auch die Ferrari-Hochzeit blieb nicht ohne Skandale: Nach seiner „Rambo“-Aktion beim Saisonfinale 1997 in Jerez gegen seinen Titelrivalen und späteren Champion Jacques Villeneuve strich der Internationale Automobilverband (FIA) Schumacher nachträglich aus der WM-Endwertung. In die Ferrari-Zeit fiel 1999 auch seine schwerste Verletzung: In Silverstone brach er sich bei einem Unfall das Schien- und Wadenbein.
„Habe nicht mehr die Energie und Kraft“
Dann kam 2006 der erste Rücktritt: Nach seinem emotionalen Sieg in Monza verkündigte Schumacher tief bewegt: „Irgendwann kommt der Punkt, wo alles zu Ende sein wird. Ich habe nicht mehr die Energie und die Kraft gesehen, um in Zukunft vorne mitzufahren.“
Dass Rennfahren Schumachers Leben ist, zeigte sich aber im Ruhestand. Jobs als „Stallbursche“ seiner Frau Corinna, einer begeisterten Reiterin, oder als Berater für Ferrari füllten den PS-Pensionisten nicht aus. Erst heimlich, dann offiziell bestritt er Motorradrennen - und verunglückte dabei erneut schwer. Das kostete ihn ein Comeback bei Ferrari für den verunglückten Felipe Massa im Jahr 2009.
Comeback mit Mercedes-Team
Der mediale Kracher folgte wenige Monate später am 23. Dezember 2009: Mercedes holte den siebenmaligen Champion als Aushängeschild für sein neues Werksteam. Das deutsche Team mit Nico Rosberg als zweitem Piloten sollte an die glanzvollen Jahre der „Silberpfeile“ in den 1950ern anknüpfen. Siege und Titel waren fest eingeplant - doch Schumacher konnte die Erwartungen nicht erfüllen.
Dass die Marke mit dem Stern nach drei Jahren den Vertrag mit dem einstigen Fixstern der Formel 1 nicht verlängerte, bedeutete ein bitteres Ende. Davon unabhängig bleiben Schumachers einmalige, wohl größtenteils lange unerreichbaren Bestmarken: Sieben WM-Titel, 91 Grand-Prix-Siege, 155 Podestplätze, 68 Polepositions oder 77 schnellste Rennrunden. Schumacher gilt jedoch auch als guter Fußballer. Der Hobbykicker schaffte es beim Schweizer Amateurclub FC Echichens sogar in die Stammelf.
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