Ärzte gaben erstmals Auskunft
Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher befindet sich auch einen Tag nach seinem Skiunfall in einem kritischen Zustand. Das teilten die Ärzte des Krankenhauses in Grenoble am Montag in einer Pressekonferenz mit. Der Unfall sei mit großer Geschwindigkeit geschehen.
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Schumacher befinde sich in einem künstlichen Koma, so die Ärzte. Zurzeit werde alles unternommen, um den Druck im Gehirn nicht ansteigen zu lassen. „Es ist eine kritische Situation, keine stabile“, hieß es weiter. Schumacher wurde nach seiner Ankunft operiert, wie die Ärzte bestätigten. Die Lage werde als außerordentlich ernst eingeschätzt, so der Anästhesist Jean-Francois Payen. Offenbar herrscht für Schumacher weiterhin Lebensgefahr.
„Prellungen und Blutergüsse im Gehirn“
Schumacher habe bei seinem Skiunfall „im Gehirn weit verbreitete Verletzungen“ erlitten. Die Ärzte sprachen von Blutergüssen und Prellungen im Gehirn. Schumacher sei nach dem Unfall verwirrt gewesen. Er sei mit der rechten Seite aufgeprallt. Aufgrund der Stärke des Aufpralls könnten Teile des Gehirns beeinträchtigt sein. Über die Folgen des Unfalls und die Auswirkungen auf Schumacher könne man momentan nichts sagen. Auch über die Überlebenschancen könne man nichts sagen, erklärten die Mediziner. Das neurologische Ärzteteam sei permanent an seinem Bett.

APA; ORF.at
Schumacher wurde nach seinem Skiunfall in Meribel zuerst ins Spital nach Albertville gebracht und anschließend ins Krankenhaus nach Grenoble verlegt
Ohne Helm wäre Unfall nicht zu überleben gewesen
Jemand ohne Helm hätte den Unfall nicht überlebt, so die behandelnden Ärzte. Man stehe in engem Kontakt mit der Familie, die sich auch im Spital aufhalte. „Wir sind beunruhigt über seinen Zustand“, betonte Professor Gerard Saillant, der Schumacher in dessen Formel-1-Karriere bereits behandelt hatte und am Sonntag nach Grenoble gereist war.
Das künstliche Koma
Ein künstliches Koma ist ein mit Medikamenten herbeigeführter Tiefschlaf. Mediziner wollen mit der verlängerten Narkose den Organismus eines Patienten entlasten. Ein Beatmungsgerät stellt die Sauerstoffversorgung sicher, eine künstliche Ernährung entlastet den Stoffwechsel. Zahlreiche Körperfunktionen müssen von außen überwacht und gesteuert werden, von der Atmung bis zum Speichelabfluss. Das künstliche Koma ist mittlerweile eine Routinemaßnahme in der Medizin. Es lässt sich mehrere Wochen aufrechterhalten.
Schumacher war nach einem Sturz auf einem angeblich nicht markierten Hang in Meribel mit dem Kopf gegen einen Felsen geprallt. Trotz eines Helmes zog er sich dabei schwere Verletzungen zu. Um 11.53 Uhr sei Schumacher ins Krankenhaus nach Albertville-Moutiers geflogen und von dort um 12.45 Uhr in die Klinik nach Grenoble verlegt worden. Als er in das Krankenhaus in Grenoble eingeliefert wurde, musste Schumacher sofort notoperiert werden.
Laut französischen Medien war Schumachers Sohn bei dem Unfall dabei. Sabine Kehm, Managerin der Kerpener Formel-1-Legende, bestätigte lediglich, Schumacher sei nicht alleine gewesen.
Vettel wünscht Familie viel Kraft
In der Motorsportszene ist die Erschütterung groß. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel reagierte mit großer Bestürzung auf den Unfall von Schumacher. „Ich bin schockiert und ich hoffe, dass es ihm so schnell wie möglich wieder besser geht“, sagte der viermalige Champion am Montag der Nachrichtenagentur Deutsche Presse-Agentur. „Ich wünsche seiner Familie jetzt ganz viel Kraft“, betonte Vettel, der mit Schumacher sehr gut befreundet ist. Der mittlerweile 44-Jährige war das Kindheitsidol des 26 Jahre alten Heppenheimer Red-Bull-Piloten.

GEPA/Michael Riedler
Schumacher bei seinem Sieg 2003 beim Grand Prix von Österreich
Weggefährten und Freunde bangen
„Jeder wünscht Michael Schumacher eine schnelle Genesung, ich bin mir sicher: Die Motorsportwelt wird heute Nacht schlecht schlafen“, schrieb Rallye-Rekordweltmeister Sebastien Loeb am Sonntag. „Meine besten Wünsche an ihn und seine Familie #gutebesserung“, schrieb Landsmann Adrian Sutil über den Kurzmitteilungsdienst Twitter. „Schreckliche Nachrichten von MSC“, schrieb der Brite Paul di Resta. Das Force-India-Team, für das Sutil und di Resta in der vergangenen Formel-1-Saison zusammen fuhren, twitterte: „Come on Champion!“ „Komm Michael, gib uns eines deiner Rennen mit purem Quali-Speed, so wie du es immer gemacht hast. Du kannst es schaffen“, twitterte der ehemalige Formel-1-Pilot Martin Brundle.

Reuters/Alessandro Bianchi
Schumacher beim Skifahren in Madonna Di Campiglio im Jänner 2006
„Uhh, habe gerade von dem schrecklichen Unfall von Michael Schumacher gehört“, schrieb Top-Tennisspielerin Sabine Lisicki. „Werd bitte schnell wieder gesund“, meinte der deutsche Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski in dem Sozialen Netzwerk, „nur das Beste, mein Freund.“ „Meine Gedanken sind bei Schumi“, twitterte Deutschlands NBA-Basketballstar Dirk Nowitzki.
Betroffenheit bei Merkel
Boris Becker schrieb: „Lasst uns alle beten für @realschumacher michael für eine vollständige und schnelle Genesung!!!“ „Fight Michael!! Meine Kraft und meine Gedanken sind bei euch!!! FIGHT!!!!!!!“, twitterte der deutsche Reck-Vizeweltmeister Fabian Hambüchen. „Michael hat mehr als jeder andere die Kraft, das durchzustehen“, meinte Ex-Champion Jenson Button. Auch Schumachers ehemaliges Formel-1-Team MercedesAMG reagierte mit großer Betroffenheit. „Wir waren schockiert, davon zu erfahren, dass Michael sich in einem kritischen Zustand befindet, und verfolgen die neuesten medizinischen Entwicklungen zu seinem Gesundheitszustand aus Grenoble genau“, teilte der Rennstall am Montag mit. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel reagierte ebenfalls betroffen.
Familie dankt Ärzten
Schumachers Familie bedankte sich für die große Anteilnahme. „Wir möchten die Medien zudem bitten, unsere Privatsphäre und die unserer Freunde zu respektieren, und bedanken uns für ihre Unterstützung“, hieß es in einer Mitteilung, die Managerin Sabine Kehm am Montag im Namen der Familie verbreitete. Dank richtete die Familie auch an die Ärzte, die Schumachers schwere Kopfverletzungen in Grenoble behandeln. „Wir wissen, dass sie alles Mögliche tun, um Michael zu helfen.“ Nur Schumachers Familie darf ihn sehen, allen anderen wird der Zugang verwehrt, erklärte der stellvertretende Klinikdirektor Marc Penaud gegenüber Sky Sport HD News.
Legende der Formel 1
Medienberichten zufolge trafen auch Schumachers langjährige Wegbegleiter Jean Todt und Ross Brawn am späten Sonntagabend im Krankenhaus ein. Letzterer war an allen sieben WM-Titeln des Rekordsammlers maßgeblich beteiligt. Brawn hatte Schumacher zu dessen Comeback in der Formel 1 bei Mercedes motiviert. 2010 war Schumacher in die Königsklasse des Motorsports nach drei Jahren Pause zurückgekehrt, nachdem er ein geplantes Comeback 2009 für Ferrari wegen der gesundheitlichen Nachwirkungen seines schweren Motorradunfalls im Februar desselben Jahres hatte absagen müssen.
Siebenmal wurde Schumacher Weltmeister in der Formel 1. 1999 überstand er seinen schwersten Unfall, als er in Silverstone im Ferrari verunglückte. Der Arzt, der damals seinen Schien- und Wadenbeinbruch behandelte, war am Sonntag ebenfalls nach Grenoble gereist.
Im „Silberpfeil“ hatte er von 2010 bis einschließlich 2012 an die Erfolge seiner ersten Karriere (1991 bis einschließlich 2006) nicht anschließen können und seinen 91 Grand-Prix-Erfolgen keinen weiteren Sieg hinzufügen können. Mit seiner deutlich lockereren Art sammelte Schumacher aber viele Sympathiepunkte.
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