Aufruf zu Terror vor Sotchi
Bei einem Anschlag auf einen Bahnhof in der südrussischen Stadt Wolgograd sind am Sonntag laut Ermittlungsbehörde mindestens 14 Menschen getötet worden - zuvor war von 18 Toten die Rede gewesen. Nach offiziellen Angaben hat sich eine Selbstmordattentäterin in die Luft gesprengt. Dem Sprecher der russischen Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, zufolge wurden Terrorermittlungen eingeleitet.
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Die Bombe wurde laut staatlichen Ermittlern im Eingangsbereich des Bahnhofs unmittelbar vor einem Metalldetektor gezündet. Auf TV-Aufnahmen ist ein riesiger Feuerball zu sehen, der sich durch die Eingangshalle wälzte. 34 weitere Menschen sollen bei dem Anschlag verletzt worden sein. Erst im Oktober hatte eine Selbstmordattentäterin in der Millionenstadt an der Wolga sechs Passagiere eines Busses mit in den Tod gerissen.
Schwere Schäden am Bahnhof
Zahlreiche Krankenwagen rasten zu dem Bahnhof in Wolgograd, dem früheren Stalingrad. Das Gebäude werde evakuiert, teilte das Zivilschutzministerium mit. Augenzeugen berichteten von deutlichen Schäden. Überall liege zersplittertes Fensterglas, zudem habe die Feuerwehr einen kleinen Brand löschen müssen, hieß es. Der Bahnhof war zum Zeitpunkt der Explosion besonders gut besucht, da viele Russen über das Neujahrsfest verreisen.

APA/ORF.at
Auf TV-Bildern ist zu sehen, wie Helfer Opfer aus dem Gebäude tragen. „Ich hörte die Explosion und rannte hin“, erzählt ein Augenzeuge dem TV-Sender Rossiya-24. „Ich sah überall verbogenes, geschmolzenes Metall, zerbrochenes Glas und Leichen auf der Straße.“
Islamistenführer ruft zu Terror auf
Die Stadt liegt rund 700 Kilometer von Sotschi entfernt, wo im Februar Olympische Winterspiele stattfinden, und in unmittelbarer Nähe zum Konfliktherd Nordkaukasus. Der Terroristenführer Doku Umarow aus dem früheren russischen Kriegsgebiet Tschetschenien hatte mehrfach damit gedroht, den Terror auch wieder ins Kernland zu tragen. Im Juli hatte er in einer Videobotschaft dazu aufgerufen, alles dafür zu tun, um die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 zu verhindern.
Anti-Terror-Gesetze verschärft
Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Kurort am Schwarzen Meer gelten bereits jetzt als extrem. Das Innenministerium hatte betont, dass Athleten und Gästen keine Gefahr drohe. Anfang November verschärfte der Kreml seine Gesetze zur Terrorabwehr. Demnach können Verwandte nun dazu verpflichtet werden, für die Schäden bei Angriffen durch Aufständische aufzukommen. Unter bestimmten Umständen könnten dann ihre Besitztümer beschlagnahmt werden. Zugleich können potenzielle Terroristen, die ein entsprechendes Training durchlaufen haben, allein dafür mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden.
NATO verurteilte Anschlag
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat den Anschlag als „barbarischen Akt“ verurteilt. Für die Attacke gebe es keinerlei Rechtfertigung, erklärte Rasmussen in einer Mitteilung. Auch der derzeitige OSZE-Vorsitzende, der ukrainische Außenminister Leonid Koschara, verurteilte den Anschlag. „Die internationale Gemeinschaft muss vereint gegen den Terrorismus kämpfen. Solch verabscheuungswürdige Terrorakte sind nicht zu entschuldigen und dürfen keinen Platz in der zivilisierten Welt haben“, so Koschara.
Der ukrainische Außenminister forderte zudem eine verstärkte Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus und sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. „Die NATO und Russland stehen zusammen im Kampf gegen Terrorismus, auch indem sie gemeinsam an der Technik arbeiten, die Attacken auf öffentliche Verkehrsmittel verhindert“, so Rasmussen. Die Zusammenarbeit für eine verbesserte Sicherheit der Bürger und der Länder werde fortgesetzt. Rasmussen sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und wünschte den Verwundeten eine rasche Genesung.
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