Walfang für weitere fünf Jahre
Trotz des von der EU im Sommer verfügten Hafenboykotts will Island sein Walfangprogramm für mindestens fünf Jahre betreiben. Fischereiminister Sigurdur Ingi Johannsson legte vergangene Woche die Quoten für 2014 auf 229 Zwergwale und 154 Finnwale fest. Das entspreche jeweils rund einem Prozent des geschätzten Bestandes und sei somit nachhaltig, hieß es.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Gleichzeitig fasste das Ministerium einen Grundsatzbeschluss für die Jahre bis 2018. So lange will Island jedenfalls am international heftig kritisierten Walfangprogramm festhalten. In der vergangenen Saison fingen die Schiffe der Walfängerflotte des Unternehmens Hvalur 50 Zwergwale und 134 Finnwale. Während erstere großteils in Island verarbeitet und konsumiert werden, ist Finnwalfleisch hauptsächlich für den Export nach Japan bestimmt.
Walfangunternehmen hofft auf Gesetzeslücke
Im Sommer 2013 blockierte die Umweltorganisation Greenpeace erfolgreich eine für Japan bestimmte Fracht Walfleisch. Die EU verhängte eine Hafensperre. Hvalur hatte die Jagd auf die als gefährdet geltenden Finnwale heuer wieder aufgenommen. Davor gab es eine zweijährige Zwangspause - der Tsunami von Fukushima hatte die japanischen Verarbeitungsbetriebe im März 2011 restlos zerstört.
Mit Hilfe einer nicht näher erklärten Gesetzeslücke im Regelwerk der Europäischen Union hofft Hvalur nun laut Medienberichten, im kommenden Jahr den Export nach Japan wieder reibungslos bewerkstelligen zu können. Wegen der unausgenützten Quoten aus dem Vorjahr dürften die von Fischereiminister Johannsson festgelegten Fangquoten für 2014 insgesamt noch höher ausfallen.
Fleisch geht nach Japan
Ein Mitglied des Hvalur-Eigentümerclans, Birna Björk Arnadottir, kritisierte in einem Gastartikel in der Zeitung „Frettabladid“ im Sommer die fortgesetzte Walfangpraxis Islands und ihrer eigenen Familie. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife forderte die isländische Regierung auf, die Jagd umgehend zu beenden.
„Finnwale sind bedroht - und dennoch wird ihr Fleisch in Japan verramscht oder gar weggeworfen“, sagte die Biologin Sandra Altherr. Im letzten Jahr sei das unverkäufliche Fleisch der Meeresgiganten schließlich zu Hundefutter verarbeitet worden.
Kommerzieller Walfang eigentlich verboten
Der kommerzielle Walfang ist eigentlich seit 1986 weltweit per Moratorium verboten. In der Praxis gibt es allerdings Schlupflöcher. Für Norwegen und Island ist das Übereinkommen nicht bindend, weil die Länder Einspruch beziehungsweise Vorbehalt erhoben haben. Japan deklariert seinen Walfang als wissenschaftliche Forschung. In Grönland dürfen die Ureinwohner per Sondergenehmigung für den Eigenbedarf auf Walfang gehen.
Der frühere isländische Außenminister Össur Skarphedinsson hatte in Zusammenhang mit den EU-Beitrittsverhandlungen stets betont, dass Island am Walfang festhalten wolle. „Wir wollen, dass die EU die Tatsache berücksichtigt, dass das zu unseren Traditionen gehört.“
Links: