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Weniger Flexibilität

Deutliche Kritik üben die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer (AK) an den neuen ÖBB-Tarifen. Laut AK-Präsident Rudolf Kaske gibt es zwar auch mehrere Verbesserungen - doch Kaske stößt sich vor allem an einer „kundenfeindlichen Informationspolitik“. Reisen würden durch die neuen Regeln schwerer planbar. Und die Flexibilität für Fahrgäste werde eingeschränkt.

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Die AK moniert zunächst, dass auch wenige Tage vor Inkrafttreten der neuen Bedingungen Kunden nicht wüssten, ob sie nach dem alten oder dem neuen Tarifsystem billiger fahren. Denn derzeit können Bahntickets für nächstes Jahr noch zum alten Preis gekauft werden - doch bleibt es ein Lotteriespiel, da die ÖBB keine Auskunft darüber geben, welche Variante günstiger ist.

„Ratespiele gehören in die Millionenshow und nicht in die ÖBB-Kundeninformation“, so Kaske in einer Aussendung und betonte, dass aus diesem Grund auch die Konsumentenschützer noch nicht umfassend einschätzen könnten, ob die Vor- oder die Nachteile überwiegen. Eines steht laut AK aber bereits jetzt fest: Die Flexibilität, „die für die Fahrgäste immer ein Vorteil ist, wird deutlich eingeschränkt, und nachvollziehbare, übersichtliche Tarifinformationen fehlen“.

Suche nach offenem Schalter

So wird etwa die Gültigkeitsdauer von Hin-und-Rückfahrtickets bei Strecken ab 100 Kilometern radikal eingeschränkt: Waren sie bisher 30 Tage gültig, verfallen sie künftig bereits nach zwei Tagen. Wenn jemand ein Ticket zurückgeben will, steht er vor der nächsten Hürde: Es kann nämlich nur an einem Bahnhof mit besetztem Schalter zurückgegeben werden. Das sei außerhalb von Städten vor allem an Wochenenden „fast unmöglich“. Tatsächlich werden seit Jahren immer mehr Schalter geschlossen - wer auf dem Land lebt, muss damit teils lange Wegstrecken auf sich nehmen, um eine Onlinebuchung rückgängig machen zu können.

Positiv sieht die AK, dass der „Tarifdschungel“ gelichtet werde. Eine „echte Verbesserung“ stelle die neue Vorteilscard für Familien dar, mit der man künftig nicht nur eigene Kinder gratis mitnehmen kann. Lobende Worte findet die AK auch zu Erleichterungen für Menschen mit Behinderungen beim Ticketkauf und zur Gratisvorteilskarte für Mindestpensionisten.

Weniger Vergleichbarkeit

Das neue Tarifsystem wird laut AK aber nicht nur einfacher, sondern teils auch „undurchsichtiger“: Der Preis wird nur noch bei der Buchung angegeben, und eine Übersicht über die Kosten von Bahnkilometern, Gebühren und Kundenkarten fehlt. Die einzelnen Informationen seien „unübersichtlich auf der Internetseite“ verteilt. So wird es laut AK unmöglich zu beurteilen, ob ein Spar- oder Kombiangebot wirklich günstiger ist.

Während im Handel nach entsprechendem öffentlichen Druck wieder Grundpreise ausgezeichnet werden, würden die ÖBB genau den umgekehrten Weg gehen: Bahnkilometerangaben - bisher standardmäßig bei der ÖBB-Fahrplanauskunft dabei - werden laut AK abgeschafft. Das Fazit der Konsumentenschützer: „Die neue Tarifstruktur beginnt mit einem Fehlstart.“

ÖVP: Mehrkindfamilien werden belastet

Kritik kam am Freitag auch von der Chefin der ÖVP-Frauenorganisation, Dorothea Schittenhelm. Sie kritisierte, dass mit der neuen Vorteilscard Family künftig nur noch zwei Kinder mitgenommen werden können. Weitere Kinder zahlen den Halbpreis. Damit werde ein familienunfreundliches Signal gesetzt, das dem „expliziten Ziel des Regierungsvertrags“ widerspreche. Schittenhelm warf den ÖBB vor, damit Familien keinen Anreiz zu geben, Bahn zu fahren. Sie forderte die ÖBB dazu auf, diese Bestimmung zu ändern.

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