Flüchtlinge erniedrigt? Ermittlungen nach Lampedusa-Bericht
Der mit schockierenden Bildern untermauerte Vorwurf der Erniedrigung von Flüchtlingen im Aufnahmezentrum der italienischen Insel Lampedusa hat jetzt auch die EU-Kommission auf den Plan gerufen. Nach Italiens Premier Enrico Letta kündigte auch die zuständige EU-Kommissarin Cecilia Malmström Ermittlungen an und drohte laut ANSA bereits mit einer Einstellung der EU-Hilfe.
Diese könne nur fortgeführt werden, wenn menschenwürdige Konditionen für Flüchtlinge garantiert werden können, wurde Malmström zitiert. Über die „schlimmen Bilder“ empört zeigte sich zuvor auch Letta, der ebenfalls eine Untersuchung ankündigte.
„Wer für diese Behandlung der Migranten verantwortlich ist, wird dafür zahlen“, versicherte auch Innenminister Angelino Alfano. Die Präsidentin der Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, betonte, dass die Behandlung der Flüchtlinge auf Lampedusa eines zivilisierten Landes unwürdig sei.
Justizministerin will Hintergründe klären
Auf Videoaufnahmen, die vom TV-Sender RAI2 veröffentlicht wurden, sind Dutzende Flüchtlinge zu sehen, die nackt in einem Hof stehen und mit Desinfektionsmitteln abgespritzt werden. „Man behandelt uns wie Tiere“, sagte ein syrischer Jugendlicher, der vor zwei Tagen mit seinem Handy die Szene aufgenommen hatte. „Das sind Bilder, die an Konzentrationslager erinnern“, so Lampedusas Bürgermeisterin Giusi Nicolini.
Justizministerin Anna Maria Cancellieri zeigte sich unterdessen weit zurückhaltender. Man müsse erst die genauen Hintergründe prüfen. Das Video vermittle einen falschen Eindruck, so der für das Aufnahmelager zuständige Cono Galipo in italienischen Medienberichten.
„Es gibt kein Konzentrationslager“, so Galipo, der gleichzeitig die Vorgangsweise verteidigte. Demnach seien an dem Tag, an dem das Video aufgenommen wurde, 300 Personen neu angekommen. Das „Video ist falsch“, so Galipo, dem zufolge lediglich die vorgegebenen Hygienevorschriften umgesetzt worden seien. Zudem versicherte er, dass auf Lampedusa „Tag und Nacht mit einer beispiellosen Aufopferung gearbeitet“ werde.