Künftig kein „too big to fail“ mehr?
Die künftige US-Notenbankchefin Janet Yellen will Großbanken härter an die Kandare nehmen. Diese großen und stark vernetzten Institute bedrohten das Finanzsystem, warnte Yellen im November vor dem Bankenausschuss des US-Senats. „Wir sollten ihnen den Wettbewerb erschweren und sie animieren, kleiner und weniger systemisch zu werden.“
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Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) erwägt demnach zusätzliche Regeln, etwa neue Anforderungen für den Handel mit physischen Rohstoffen. Damit geht die Zentralbank über die Gesetze zum Umbau des Finanzsystems hinaus, mit denen sich die USA gegen eine neue Finanzkrise wappnen wollen. Weil die Regierung in Zukunft Banken nicht mehr mit Steuergeldern retten will, verpasste die Ratingagentur Moody’s bereits vier großen Instituten eine schlechtere Bonitätsnote.
Moody’s stutzt vier US-Großbanken ihr Rating
Moody‘s stufte die Bewertung von Morgan Stanley, JPMorgan Chase, Goldman Sachs und Bank of New York Mellon um jeweils einen Schritt herunter. Die Behörden hätten deutliche Fortschritte bei ihren Bemühungen gemacht, staatlichen Rettungsaktionen in Zukunft aus dem Weg zu gehen, erklärte die Ratingagentur zur Begründung. Deshalb sei es nun wahrscheinlicher geworden, dass die Gläubiger der Institute im Notfall zur Kasse gebeten würden.
Ringen um Finanzmarktreform: „Dodd-Frank-Act“
Im US-Kongress wurden bereits Gesetzesinitiativen auf den Weg gebracht, die Großbanken zum Schrumpfen zwingen sollen. Einer der Initiatoren ist der demokratische Senator Sherrod Brown. Derzeit gingen die Märkte jedoch noch davon aus, dass der Staat die Institute in einer Notlage rette, wie Yellen vor dem Bankenausschuss betonte.
Das könne, so die designierte Fed-Chefin, den großen Wall-Street-Banken einen ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil gegenüber kleineren Banken verschaffen. Die großen Geldhäuser könnten sich wegen dieser Effekte noch immer billiger Geld leihen als kleinere Wettbewerber, erklärte Yellen, die ab Februar 2014 das Erbe von Fed-Chef Ben Bernanke antreten soll.
Die USA haben 2010 als Reaktion auf die Finanzkrise den „Dodd-Frank-Act“ auf den Weg gebracht, mit dem die Finanzbranche grundlegend umgebaut werden soll. Unter anderem sollen die Märkte für Derivate und Hypothekendarlehen strenger kontrolliert werden. Die US-Regulierer hinken jedoch bei der Umsetzung der geplanten Reform hinterher.
Rohstoffhandel im Visier
Konkret könnte die Fed etwa beim Rohstoffhandel der Banken ansetzen: Die Zentralbank erlaubte den Instituten erst 2003 den Einstieg in dieses Geschäft. Das führte dazu, dass einige Institute im Besitz von Öltanklagern, Lagerhäusern oder Kraftwerken sind. Derzeit überprüft die Fed diese Entscheidung, nachdem Kritiker den Banken Preismanipulationen vorgeworfen hatten.
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