Ehren-Oscar für Lebenswerk
Die Filmwelt muss von einer Leinwandlegende Abschied nehmen. Der irische Schauspieler Peter O’Toole, der als „Lawrence von Arabien“ berühmt wurde, ist tot. Der 81-jährige Schauspieler, der in mehr als 50 Filmen mitspielte und auch auf zahlreichen Theaterbühnen Erfolge feierte, starb am Samstag nach langer Krankheit in einer Londoner Klinik, wie Agent Steve Kenis am Sonntag mitteilte.
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O’Toole wurde achtmal für den Oscar nominiert, ging aber immer leer aus. Damit ist er jener Schauspieler, der am häufigsten für einen Oscar in einer Hauptrolle nominiert wurde - und nie einen bekam. 2003 wurde ihm der Ehren-Oscar für sein Lebenswerk verliehen, dessen Annahme er zunächst aber verweigerte.
„Nicht mehr mit dem Herzen dabei“
Erst im Vorjahr erklärte O’Toole unmittelbar vor seinem 80. Geburtstag schließlich seinen Rückzug von der Theaterbühne und aus dem Filmgeschäft. „Ich bin nicht mehr mit dem Herzen dabei, und das wird sich auch kaum noch ändern“, begründete O’Toole im Juli 2012 seine Entscheidung. Man solle selbst entscheiden, wann es zu Ende ist: „Deswegen beende ich meinen Job ohne eine Träne und sehr dankbar.“
Der Schauspieler pflegte den Ruf eines Exzentrikers: „Ich werde kein gewöhnlicher Mann sein, weil es mein Recht ist, ein ungewöhnlicher Mann zu sein“, schrieb O’Toole einmal in einem Gedicht. Über den Beginn seiner Schauspielerausbildung sagte er zudem, dass er in die Londoner Academy of Dramatic Arts lediglich gestolpert sei. „Nicht aus glühendem Eifer“ habe er sich demnach um ein Stipendium bemüht, „sondern wegen der vielen, wunderbar aussehenden Mädchen.“ Ungeachtet einer misslungenen Theaterpremiere schaffte es O’Toole dennoch bereits während seiner Lehrjahre zum Titel „Schauspieler des Jahres“.
In einer Reihe mit Richard Burton & Co.
Als ihm Filmregisseur David Lean schließlich den Part des britischen Offiziers anbot, der die Araber in ihrem Freiheitskampf unterstützt und in der Wüste zu sich selbst findet, tauschte O’Toole die Theaterbühne gegen die Leinwand. Bis heute ist sein Name mit seiner Rolle in „Lawrence von Arabien“ verbunden. Jahrzehnte später sagte er, die Arbeit an dem Wüstenklassiker aus dem Jahr 1962 sei zum Maßstab für fast alles in seinem Leben geworden. Nie wieder feierte er einen solchen Erfolg.
O’Toole glänzte aber auch in vielen anderen Rollen - unter anderem als Henry II. an der Seite von Richard Burton in Peter Glenvilles Anouilh-Verfilmung von „Becket“ (1964). In Woody Allens „Was gibt’s Neues, Pussy“ (1965) war O’Toole mit Peter Sellers zu sehen, als Joseph Conrads gefallener Engel in „Lord Jim“ (1965) und als Schulmeister in „Leb wohl Mr. Chips“ (1969).
Comeback mit „The Stunt Man“
Mitte der 70er Jahre geriet der Schauspieler in eine schwere Krise. O’Toole-Filme galten als „Kassengift“, seine langjährige Ehe mit der Schauspielerin Sian Phillips scheiterte, seine Eltern starben. „Sogar der Hund starb“, sagte er damals. Er trank zwanghaft, aber eine Krankheit zwang ihn schließlich, den Alkohol aufzugeben.
Sein Comeback erlebte O’Toole in Richard Rushs „The Stunt Man“ (1980) in der Rolle eines tyrannischen Regisseurs. Auch diese trug ihm eine Oscar-Nominierung ein. Noch die kleinste Filmrolle wie die des Schulmeisters in Bernardo Bertoluccis Film „Der letzte Kaiser“ (1987) machte der exzentrische Schauspieler zum Ereignis.
„Giganten des Films verloren“
„Er war im besten Sinne einzigartig und ein Riese in seinem Bereich“, sagte Agent Kenis. Tochter Kate O’Toole, die gleichfalls Schauspielerin ist, sagte, die Familie habe nach Bekanntwerden des Todes ihres Vaters eine überwältigende Zahl von Bekundungen „der Liebe und Zuneigung“ erhalten. Irlands Präsident Michael Higgins, den mit O’Toole nach eigenen Angaben eine Freundschaft verband, gab seiner „großen Trauer“ Ausdruck. „Irland und die Welt haben einen der Giganten des Films und des Theaters verloren“, sagte er. Der britische Premier David Cameron bezeichnete „Lawrence von Arabien“ als seinen „Lieblingsfilm“, in dem O’Tooles Darstellerkünste „überwältigend“ gewesen seien.
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