Letzte Oscar-Nominierung im Jahr 2007
Er spielte Könige und Kaiser, Alkoholiker und Erzengel, aber sein Name wird immer mit einem Wüstenhelden verbunden sein. Der Film „Lawrence von Arabien“ verschaffte dem Schauspieler Peter O’Toole Anfang der 60er Jahre internationalen Ruhm, und bisher ritt keiner schöner durch die Wüste als der Mann mit den eisblauen Augen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
In der Filmgeschichte hält der gebürtige Ire jedoch einen weniger zufriedenstellenden Ehrenplatz: Er ist der Schauspieler, der am häufigsten für einen Oscar in einer Hauptrolle nominiert wurde - und nie einen bekam. Zuletzt ging er 2007 nach einer Nominierung für das Drama „Venus“ zum achten Mal leer aus. Dass er 2003 den Ehren-Oscar gewann, nahm er nicht als Kompliment und wies die Auszeichnung kurzerhand zurück. Er sei zwar sehr geschmeichelt, wolle aber lieber warten, bis er 80 sei, schrieb der damals 70-Jährige an die Academy. Er sei nämlich durchaus noch „im Rennen“ und fühle sich im Stande, das „entzückende Kerlchen“ auf reguläre Weise zu gewinnen.
Turbulente Dreharbeiten
Der Schauspieler galt immer als exzentrisch. Nach den Dreharbeiten zu „Der Löwe im Winter“, in dem er als König Heinrich an der Seite von Katharine Hepburn spielt, musste er angeblich seine Gage vor Gericht erstreiten. Die Produzenten hatten ihm Alkoholorgien, den Gebrauch obszöner Wörter und das Abfackeln eines Hotelbetts vorgeworfen. Einen flotten Spruch hatte O’Toole stets auf den Lippen, auch wenn es um sein Geburtsland Irland geht, zu dessen Ehren er der Legende nach meist grüne Socken trug. „Die schönsten Hintern der Welt haben die irischen Mädchen“, lobte er. Schließlich trügen diese immer ihre Männer aus dem Pub, und das sei das beste Training überhaupt.
Karriere mit Höhen und Tiefen
O’Toole wuchs als Sohn eines Buchmachers und einer Krankenschwester in ärmlichen Verhältnissen in der englischen Arbeiterstadt Leeds auf. Zunächst arbeitete er als Reporter und diente bei der Marine. Doch seine Bestimmung war die Schauspielerei: 1952 wurde er an der Royal Academy of Dramatic Art in London angenommen. Später spielte er am Theater Bristol Old Vic und am Londoner Royal Court, bis ihm 1962 mit dem Monumentalfilm „Lawrence von Arabien“ der Kinodurchbruch gelang.
Hinter dem Erfolg verbirgt sich aber auch eine traurige Geschichte: O’Toole ging fast an seiner Alkoholsucht zu Grunde, 1976 musste er sich deshalb einen Teil seines Magens entfernen lassen. Eine tiefe persönliche Krise führte Ende der 70er Jahre zum Scheitern seiner fast 20 Jahre langen Ehe mit der Schauspielerin Sian Phillips, mit der er zwei Töchter hatte. Später zeugte er mit einem Fotomodel seinen Sohn Lorcan, um den es einen spektakulären Sorgerechtsprozess gab.
„Man kann nicht ewig auf richtige Rolle warten“
Neben seinen Glanzrollen spielte O’Toole auch in einer Reihe minderer Filme mit, er begründete das mit chronischem Geldmangel. „Man kann nicht ewig auf die richtige Rolle warten. Ich muss meine Miete bezahlen.“ Auch das Sandalenepos „Troja“, in dem er den König von Troja mimte, war ein Flop.
„Es war ein Desaster“, soll O’Toole geschimpft haben. Den deutschen Regisseur Wolfgang Petersen nannte er schlicht „that kraut“. Um den einst aufbrausenden Mann war es in den letzten Jahren aber deutlich ruhiger geworden: O’Toole lebte in London, spielte gern Cricket, und statt über seine Alkoholexzesse las man über seine Autobiografien in der Zeitung. Und seinen Ehren-Oscar holte der Schauspieler schließlich doch noch ab.
Annette Reuther, dpa
Links: