Absturz um zehn Plätze
Österreich wird in der Geschäftswelt immer mehr als korruptes Land wahrgenommen. Das zeigt der Anfang Dezember veröffentlichte „Korruptionswahrnehmungsindex“ (CPI) von Transparency International (TI). Demnach verschlechterte sich Österreich in zwei Jahren von Platz 16 auf 26. Das korrupteste EU-Land Griechenland konnte hingegen Boden gutmachen.
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TI erhebt alljährlich anhand von Analysen durch Unternehmensberatungen, NGOs und Stiftungen sowie Umfragen unter Managern, wie korrupt der öffentliche Sektor eines Staates wahrgenommen wird. Die Staaten werden auf einer Skala von null (umfassende Korruption) bis 100 (keine Korruption) verortet.
Dänemark und Neuseeland am wenigsten korrupt
Am „saubersten“ in der globalen Liste von 177 Staaten sind Dänemark und Neuseeland (je 91 Punkte), Schlusslichter sind Somalia, Nordkorea und Afghanistan mit je acht Punkten. Österreich kommt im CPI-Index 2013 auf 69 Punkte. Das ist der gleiche Wert wie im Vorjahr, es bedeutet aber eine Verschlechterung um einen Platz, weil Irland Österreich überholte.
TI-Österreich-Vorsitzende Eva Geiblinger sagte letzte Woche im Ö1-Morgenjournal, das Studienergebnis „gibt Anlass zur Sorge“. „Es bedeutet eine nachhaltige Verschlechterung der Reputation Österreichs in der internationalen Geschäftswelt“, sagte sie. Österreich liege nämlich nur noch im Durchschnitt der EU-28, lediglich die mediterranen Mitgliedsstaaten sowie die neuen EU-Staaten Mittelosteuropas seien noch schlechter. Geiblinger kritisierte unter anderem das Lobbyinggesetz, das „zu verwaschen“ sei.
Ermutigung für Griechenland
In der Spitzengruppe mit mindestens 80 Punkten liegen neben den skandinavischen Staaten auch Singapur, die Schweiz, Australien und Kanada. Diese Länder zeigten, wie „Transparenz Verantwortung fördert und Korruption stoppen kann“, sagte die TI-Vorsitzende Huguette Labelle. Das korrupteste Land innerhalb der Europäischen Union bleibt Griechenland (Platz 80), doch konnte es sich im Vergleich zum Vorjahr um 14 Ränge verbessern.
Experten sehen darin ein Ergebnis der unter Druck internationaler Gläubiger durchgesetzten Reformpolitik. „Das Ergebnis nach vier schlechten Jahren ist positiv und ermutigend“, sagte der Vorsitzende von TI Griechenland, Kostas Barkouris, am Dienstag im APA-Gespräch.
Royaler Korruptionsskandal in Spanien
Griechenland schnitt im Jahresvergleich besser ab als andere Euro-Krisenländer. So stürzte Spanien nach einer Reihe von Korruptionsskandalen der Regierungspartei und der Königsfamilie um zehn Ränge auf Platz 40 ab. Spanien verzeichnete zusammen mit Mali, Gambia, Guinea-Bissau und Libyen den zweitgrößten Einzelverlust in der Skala, lediglich das Bürgerkriegsland Syrien verlor noch massiver.
Transparency-Experte Finn Heinrich sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Vergleich Griechenlands mit Spanien sei besonders interessant, weil Athen viel unternommen habe, um die Korruption zurückzudrängen. So habe Griechenland etwa einen obersten Korruptionsbekämpfer eingesetzt. Madrid hingegen widme mehreren jüngst aufgedeckten Korruptionsskandalen wenig Aufmerksamkeit.
Auch Italien steigt auf
Von den anderen Euro-Krisenländern verbesserte sich Italien um drei Ränge auf Platz 69, Portugal blieb auf Platz 33, während Slowenien um sechs Ränge auf Platz 43 zurückfiel. Insgesamt rangieren sieben der 28 EU-Staaten unter 50 Punkten im CPI-Index. Neben Griechenland sind das Bulgarien (41), Italien und Rumänien (je 43), die Slowakei (47), Tschechien und Kroatien (je 48). An der Spitze liegen neben Dänemark noch Finnland und Schweden (je 89). Vor Österreich liegen außerdem die Niederlande (83 Punkte, Platz acht), Luxemburg (80 Punkte, Platz elf), Deutschland (78 Punkte, Platz zwölf), Großbritannien (76/14.) und Frankreich (71/24.).
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