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Bilbo Beutlins Mittelerde-Tour

Peter Jackson ist der offizielle Vergolder von J.R.R. Tolkiens Fantasy-Welt Mittelerde. Die erste Trilogie „Der Herr der Ringe“ hat 17 Oscars eingeheimst, der erste Teil der zweiten Trilogie „Der Hobbit“ Rekorde an den Kinokassen gebrochen. Nun läuft der zweite Teil an: „Der Hobbit: Smaugs Einöde“.

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Sollte jemand neu einsteigen wollen in die Abenteuer der Hobbits, Zwerge und Elben, ist das kein größeres Problem. Man sollte dann nur den Wikipedia-Eintrag über den ersten Teil lesen. Denn der erste Teil der zweiten Trilogie ist der allererste der Saga. Die Handlung von „Der Hobbit“ ist 60 Jahre vor „Der Herr der Ringe“ angesiedelt. Tolkien schrieb das Buch auch 20 Jahre früher.

Der Wikipedia-Eintrag ist ebenfalls all jenen empfohlen, die den ersten Teil gesehen haben. Denn so mannigfach sind die Allianzen und Verwerfungen, dass man sich oft fragt: Die Elben, waren das nicht gerade noch die Freunde der Hobbits und sind in einem Himmelsboot für immer davongefahren? Oder war das doch 60 Jahre danach im „Herr der Ringe“? Und wieso gibt es das Böse noch? Hatten sie da nicht gerade den endgültigen Sieg errungen?

Martin Freeman in einer Filmszene von "Hobbit"

Warner Bros. Pictures

Bilbo Beutlin ist nicht zum Helden geboren - aber das wird schon

Ein Drache als Hausbesetzer

Kurz zusammengefasst: In Mittelerde leben mehrere Völker, die von dem bösen Drachen Smaug und dem furchterregenden Herrscher Sauron terrorisiert werden. Dem bösen Smaug helfen die Orks. Die Friedliebendsten in Mittelerde sind die Hobbits. Ausgerechnet zu ihnen kommen die Zwerge auf Anraten des Zauberers Gandalf (Ian McKellen), um Hilfe zu suchen. Der anfangs gar nicht so mutige Bilbo Beutlin (Martin Freeman) zieht mit ihnen los, um den Drachen Smaug aus der Zwergenburg und dem Zwergenland zu vertreiben.

Auf dem Weg dahin wartet so einiges Ungemach. Im zweiten Teil sind das zum Beispiel animierte Riesenspinnen. Die wickeln die starken und kriegerischen Zwerge ein - und Bilbo auch. Der Zauberer kann ihnen nicht helfen, der kämpft gerade an einer ganz anderen Front gegen Azog, der seinerseits die Orks anführt.

Evangeline Lilly und Orlando Bloom in einer Filmszene von "Hobbit"

Warner Bros. Pictures

Die schönen Elben: Evangeline Lilly als Tauriel und Orlando Bloom als Legolas

Höhepunkt für Höhepunkt für Höhepunkt

Wer bisher keine von Jacksons Tolkien-Verfilmungen versäumt hat, wird sich jedoch keine allzu großen Sorgen machen. Wie auch in der Vorlage funktioniert die Dramaturgie recht simpel: Gefahr kommt - und wird abgewendet. Gefahr kommt - und wird abgewendet. Gefahr kommt - und so weiter, bis es am Ende die ganz große Schlacht zu schlagen gilt. Aber die flache Handlung zu kritisieren wäre müßig - zumal beim fünften Film. Man kann Jacksons Streifen nur noch an ihnen selbst messen.

Und in diesem Sinne ist „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ gar nicht so schlecht. Die Kampfszenen dürften Fans einmal mehr verzücken. Wenn die Zwerge und Bilbo vor den Elben fliehen, aber eigentlich Orks davonlaufen und dabei von zwei Elben gerettet werden, ist das nicht nur kompliziert, sondern auch schön anzuschauen, in 3-D und 48 Bildern pro Sekunde.

Die schöne Elbin und der Zwerg

Die wunderschöne Elbin Tauriel (Evangeline Lilly) hat sich in den ansehnlichsten der Zwerge verliebt, deshalb die Hilfsaktion. Sie und ihr athletischer Elbenbegleiter (gespielt von Orlando Bloom) schlagen Köpfe ab und durchbohren Orks mit Pfeilen, während sie auf den Köpfen der Zwerge stehen, die in Fässern auf dem Fluss treiben. Und am Ende beginnt der sowieso imposante Kampf gegen den Drachen.

Der zweite Hobbit-Teil wirkt etwas dichter als Teil eins, der recht langsam in die Gänge gekommen war. Zum Abhaken der Gefahren kommt diesmal eine schöne Liebesgeschichte dazu. Teil eins war ethnologischer gewesen, man lernte etwa die Zwerge und ihre Eigenheiten kennen. Diesmal wird mehr gekämpft.

Beste Schauspieler: Gandalf und der Drache

Schauspielerisch stach einmal mehr Ian McKellen in der Rolle des Zauberers Gandalf hervor. Sein facettenreiches Mienenspiel kann sich sehen lassen - und wird entsprechend oft gezeigt. Die Kostüme und Animationen sind hervorragend, alle Monster überzeugen optisch. Dem Drachen verleiht Benedict Cumberbatch sein Antlitz und seine Mimik. Nur an den computerspielartigen Bewegungen merkt man, dass die Technologie noch nicht ganz an ihrem Ziel - naturnahen Bewegungen - angelangt ist.

Wenn man bei anderen Filmen als Empfehlung abgibt „strictly for fans“ - dann ist das meist als herbe Kritik gemeint. In diesem Fall muss man das nicht so verstehen - zählt doch scheinbar die halbe Welt der Kinogänger zu den Fans, samt der Academy, die für die Vergabe der Oscars zuständig ist. Vielleicht wird ja diesmal der Drache ausgezeichnet - als bester animierter Hauptdarsteller mit dem Gesicht eines Menschen.

Simon Hadler, ORF.at

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