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Häufige Unfallursache

Jeder fünfte Unfall auf Autobahnen und Schnellstraßen ist auf zu dichtes Auffahren zurückzuführen. Drei Menschen starben dabei im Vorjahr, 439 wurden verletzt. Das Problem: Praktisch all jene, die zu nah an den Vordermann auffahren, überschätzen sich selbst und glauben, im Notfall die Situation in den Griff bekommen zu können.

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Jeder zweite Autofahrer fühlt sich von Dränglern stark bedroht, acht von zehn Lenkern haben bereits negative Erfahrungen gemacht. Das geht aus einer Umfrage der ASFINAG hervor, die Anfang Dezember im Rahmen einer neuen Infokampagne in Wien präsentiert wurde.

„Der typische Drängler ist männlich, jung und rasant unterwegs“, konstatierte ASFINAG-Vorstand Alois Schedl. Fast doppelt so viele Männer (41 Prozent) wie Frauen (21 Prozent) gaben in der Umfrage an, schon einmal gedrängelt zu haben. Bei jungen Männern bis 34 Jahre gab sogar jeder Zweite zu, manchmal zu dicht aufzufahren.

Drängler verleiten zum Schnellerfahren

„Das Risiko wird von uns Autofahrern unterschätzt“, sagte Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV). „Typische Drängler glauben, mit ihrer Fahrerfahrung das erhöhte Risiko eines geringen Abstandes kompensieren zu können.“ Doch „der ideale Sicherheitsabstand bei 100 km/h beträgt 60 Meter oder die Zweisekundenregel“, so Thann. Hierbei wird ein Punkt am Fahrbahnrand fixiert. Sobald das vorausfahrende Auto diesen passiert, wird zu zählen begonnen (21, 22). Erst dann darf man selbst den angepeilten Punkt erreichen.

„Drängeln ist gefährlich und nicht zuletzt auch tödlich“, so Schedl. 500 Autobahnnutzer wurden im Oktober 2013 von IFES zu Drängeln auf Autobahnen befragt. „Das Ergebnis ist eindeutig: 60 Prozent fühlen sich von Dränglern abgelenkt“, so Schedl. Solche Lenker werden nervös, können sich nicht mehr auf den übrigen Verkehr konzentrieren, fahren schneller als gewollt. Mehr als ein Drittel der Autobahnnutzer ist dadurch schon in eine gefährliche Situation geraten. Im Schnitt blickten die Befragen auf sieben Drängelvorfälle innerhalb des vergangenen Halbjahres zurück.

Deutlicher Anstieg bei Anzeigen

Die Anzeigen wegen zu geringen Sicherheitsabstands stiegen in den vergangenen Jahren sprunghaft. „Zwischen 2005 und 2012 stieg die Zahl der Übertretungen um 61 Prozent“, sagte Gottfried Macher vom Landespolizeikommando Niederösterreich. Im Vorjahr wurden 54.779 Anzeigen erstattet. Die Polizei überwacht mit 48 mobilen Abstandsmessgeräten den Sicherheitsabstand, in den vergangenen drei Jahren kamen elf stationäre Geräte dazu.

Infokampagne der ASFINAG

Die ASFINAG hat im Dezember eine bewusstseinsbildenende Kampagne unter dem Namen „Drängeln tötet“ gestartet, um verstärkt auf das Thema aufmerksam zu machen. Die Kosten dafür betragen 525.000 Euro.

Drohen mit Handzeichen, Hupe und Licht

Auch der „Umgangston auf Autobahnen ist manchmal sehr rau“, sagte Schedl. Sieben von zehn Befragten gaben an, selbst bereits jemanden angehupt bzw. angeblinkt zu haben, drei von zehn drohten anderen Verkehrsteilnehmern mit Handzeichen und Gesten. Ein Viertel missachtet das Rechtsfahrgebot auf Autobahnen und Schnellstraßen. Thann erinnerte daran, dass dies auch auf Stadtautobahnen wie beispielsweise der Wiener Südosttangente (A23) gilt, „hier gibt es keine freie Spurwahl“. Fährt ein anderes Fahrzeug zu dicht auf, dann gelte es, Ruhe zu bewahren und sich rechts zu halten, so Thann.

Was Dränglern droht

Bei 100 km/h muss der Sicherheitsabstand zwei Sekunden oder umgerechnet 60 Meter betragen. Für einen Sicherheitsabstand zwischen 0,4 und 0,6 Sekunden (14 bis 21 Meter bei 130 km/h) droht eine Verwaltungsstrafe. Fährt man noch knapper auf und hält zum Vordermann lediglich sieben bis 14 Meter Abstand bei 130 km/h, also 0,2 bis 0,4 Sekunden, ist eine Mindeststrafe von 72 Euro fällig. Dazu gibt es eine Vormerkung. Aggressive Drängler, die nicht einmal 0,2 Sekunden (bis sieben Meter) einhalten, sind ihren Führerschein für mindestens sechs Monate los. Zusätzlich drohen Verwaltungsstrafen bis 2.180 Euro und eine Gerichtsstrafe wegen Nötigung.

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