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Für Fischer „Lichtgestalt“

Der Tod von Nelson Mandela hat in der gesamten Welt Trauer ausgelöst. „Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren“, sagte Südafrikas Präsident Jacob Zuma am Donnerstagabend bei der Bekanntgabe von Mandelas Tod im Fernsehen. Politiker weltweit würdigten den im Alter von 95 Jahren verstorbenen ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas als Vorbild für Versöhnung und als Quelle der Inspiration.

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„Unser geliebter Nelson Mandela, der Gründungspräsident unserer demokratischen Nation, hat uns verlassen“, sagte Zuma in seiner Fernsehansprache. Mandela sei gegen 20.50 Uhr (Ortszeit, 19.50 MEZ) friedlich im Kreis seiner Familie gestorben. „Wir sprechen unsere tiefe Dankbarkeit für ein Leben im Dienste der Menschen dieses Landes und der Sache der Menschheit aus“, sagte Zuma. Landesweit wurden die Flaggen bis zur Beerdigung auf halbmast gesetzt - ebenso etwa bei der EU, der Afrikanischen Union und dem Internationalen Olympischen Komitee.

Größtes Staatsbegräbnis der Geschichte?

Mandelas Leichnam wurde in ein Militärkrankenhaus der Hauptstadt Pretoria gebracht. Dort soll vermutlich am Samstag eine Trauerfeier stattfinden, bevor er in seinem Heimatort Qunu beigesetzt wird. Das Staatsbegräbnis dürfte eines der größten der Geschichte werden. Von mindestens zehntägigen Trauerfeierlichkeiten unter Beisein von Staatsspitzen aus aller Welt war die Rede. Vor Mandelas Haus in Johannesburg und seinem ehemaligen Haus in Soweto kam es nach der Todesnachricht zu spontanen Trauerfeiern.

Kerzen und Blumen rund um ein Bild von Nelson Mandela

APA/AP/Alastair Grant

Trauerbotschaften und Kerzen am Fuße der Mandela-Statue in London

Der Tod des südafrikanischen Nationalhelden vereinte Politiker aller Nationen und Religionen in Trauer. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon würdigte Mandela als „Giganten für die Gerechtigkeit“ und als „Quelle der Inspiration“ für die ganze Welt. US-Präsident Barack Obama nannte den Verstorbenen einen „mutigen und zutiefst guten“ Menschen, der mit dem Beispiel vorangegangen sei, „seine eigene Freiheit für die Freiheit der anderen zu opfern“. Trauerbekundungen trafen unter anderem auch aus China, Moskau, Japan und Israel ein.

Faymann würdigt „Friedensstifter und Humanisten“

Auch alle europäischen Regierungen würdigten das Wirken Mandelas. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte ihn etwa ein „leuchtendes Beispiel“ und eine „Inspiration“. Frankreichs Präsident Francois Hollande sagte, Mandela habe für Südafrika und die gesamte Welt Geschichte geschrieben. In Österreich sprach Bundespräsident Heinz Fischer von Mandela als „Lichtgestalt der Menschlichkeit, der Weisheit und Toleranz“. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) würdigte den „großen Friedensstifter und Humanisten“.

Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) wurde in einer Aussendung mit den Worten zitiert, die Welt verliere „einen Staatsmann von epochaler Größe“, dessen Beispiel immer zeigen werde, „dass die friedliche Lösung unlösbar geglaubter Konflikte möglich ist“. Ebenso meldeten sich am Freitag alle Parlamentsparteien sowie heimische Gewerkschaftsverbände verschiedener Couleurs mit eigenen Trauerbekundungen zu Wort. In Wien wird die Benennung einer Straße nach Mandela überlegt - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Dalai Lama trauert um „teuren Freund“

Die britische Königin Elizabeth II. zeigte sich „tief traurig“ über den Tod Mandelas. Er habe „unermüdlich für das Wohl seines Landes gearbeitet, und sein Vermächtnis ist das friedliche Südafrika, das wir heute erleben“, erklärte die Queen. EU-Kommissionschef Jose Manuel Durao Barroso und EU-Ratspräsident Herman van Rompuy bezeichneten Mandela als „größte politische Persönlichkeit unserer Zeit“, der allen „eine bedeutende Lektion in Versöhnung, politischer Umgestaltung und sozialem Wandel erteilt“ habe.

Todesnachricht auf der Leuchtafel des Apollo Theatre in Harlem

APA/AP/John Minchillo

Auch das legendäre Apollo Theatre in Harlem, Manhattan, würdigte Mandela

Es sei „eine Ehre“ gewesen, mit Mandela zusammenzuarbeiten, um die Demokratie nach Südafrika zu bringen, sagte Ex-Präsident Frederik de Klerk, der 1993 zusammen mit Mandela den Friedensnobelpreis erhalten hatte. Der Dalai Lama schrieb in einem Brief an Mandelas Familie, er werde seinen „teuren Freund“ vermissen, den er als „Mann von Mut, Prinzipien und unbestreitbarer Integrität“ kennengelernt habe. In zahlreichen Hauptstädten rund um die Welt wurde ebenfalls des Vorkämpfers gegen die Rassentrennung gedacht.

Angeschlagene Gesundheit als Nachwirkung von Haft

Mandela kämpfte seit Jahren mit Gesundheitsproblemen und musste wiederholt zur Behandlung ins Krankenhaus. Anfang September war er nach fast drei Monaten im Krankenhaus in sein Haus in Johannesburg zurückgekehrt, wo er bis zu seinem Tod medizinisch betreut wurde. Mandela war wegen seines Kampfs gegen die Rassentrennung in Südafrika 27 Jahre lang im Gefängnis gesessen. Im Jahr 1994 wurde Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten seines Lands gewählt, bis zum Jahr 1999 blieb er im Amt.

„Kein Heiliger“

Ein langjähriger Kämpfer gegen die Apartheid in Südafrika, der Wiener Universitätsprofessor Walter Sauer, forderte am Freitag ein differenziertes Bild Mandelas ein. Er verehre Mandela zutiefst, betonte er gegenüber der APA. „Aber man darf nicht sagen, dass er ein Heiliger war.“ Zwar seien das Ende der Apartheid und die Vermittlung zwischen auseinanderklaffenden Interessen und Strömungen in Südafrika klar Mandelas Verdienst - allerdings seien auch viele Probleme, die es im heutigen Südafrika gebe, schon zu Mandelas Regierungszeit entstanden.

Als Präsident habe Mandela die soziale Frage unterschätzt, so Sauer. Sein Konzept, Sozialprojekte mit Spenden zu starten, sei „nicht nachhaltig“ gewesen. Mandela hätte nach Ansicht Sauers auf eine gerechtere Verteilung des vor allem in den Händen der Weißen befindlichen Vermögens achten müssen. Der Tod Mandelas werde keine großen Auswirkungen auf die südafrikanische Politik haben. Die wesentlichen Fragen blieben Arbeitslosigkeit, Reformkrise und Aids. Dank ihm könne die Bevölkerung aber nun frei über die Regierung entscheiden, die sich dieser Themen annehmen müsse.

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