Unfallursache noch unklar
Nach dem Einsturz des Dachs eines Einkaufszentrums in der lettischen Hauptstadt Riga ist die Zahl der Toten auf 33 gestiegen. Das meldeten die Nachrichtenagentur LETA und regionale Medien am Freitag unter Berufung auf die Polizei.
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Nach Angaben einer Sprecherin des Innenministeriums erreichten die Rettungskräfte in der Früh den am schwersten betroffenen Bereich des Einkaufszentrums. Das Dach war am Donnerstagabend eingestürzt. Zahlreiche Helfer, darunter Dutzende Soldaten, suchten mit einem Großaufgebot weiter nach Überlebenden. Unterschiedlichen Angaben zufolge wurden noch 30 bis rund 70 Vermisste unter den Trümmern vermutet. Die „Baltic Times“ spricht von insgesamt bis zu 25 Toten.
Krankenhäuser der Metropole riefen zu Blutspenden auf. Unterdessen leitete die lettische Polizei Ermittlungen ein gegen den Betreiber des Marktes, das Unternehmen Maxima Grupe. Sie hätten vermutlich zu spät auf Warnungen reagiert. Innenminister Rihards Kozlovskis sprach im Fernsehen von einem „tragischen und schwarzen Tag in der Geschichte Lettlands“. Regierungschef Valdis Dombrovskis berief den Krisenrat ein.
Bauarbeiten auf dem Dach
Die Unfallursache war zunächst noch unbekannt. In Medienberichten war von einer Explosion die Rede, später wurden Bauarbeiten am Dach als Auslöser der Unglücks vermutet. Laut „Baltic Times“ sollte ein Wintergarten auf dem Dach errichtet werden. Die Rettungskräfte arbeiteten die ganze Nacht hindurch - doch sie wissen nicht einmal, wo die Opfer sind.
Im Fernsehen waren geborstene Trägerelemente und die Trümmer des Daches zu sehen, dahinter das Gemüsesortiment eines Supermarktes. Mit mehreren Kränen werden nach und nach die Trümmer zur Seite geräumt.

APA/EPA/Emil Desjatnikov
Dramatische Szenen in Riga
Suche nach Lebenszeichen
Die Angehörigen von Mitarbeitern und Kunden des Einkaufszentrums hofften verzweifelt auf ein Lebenszeichen der Vermissten. „Meine Mutter wollte in dem Geschäft Lebensmittel einkaufen gehen. Ihr Auto steht dort, aber das Telefon ist aus. Ich habe unzählige Male angerufen, aber keine Antwort“, sagte ein Mädchen im Fernsehen.
Eine Kundin konnte sich in letzter Minute in Sicherheit bringen: „Gott sei Dank war ich fünf Schritte entfernt von der Ausgangstür“, schilderte die Frau ihre Erlebnisse. „Von allen Seiten brach alles zusammen - von der Decke, den Wänden.“ Die Behörden richteten Telefonhotlines ein.
Auch Rettungskräfte unter den Opfern
Unter den Toten sind auch drei Feuerwehrmänner, sieben weitere wurden bei dem Einsatz verletzt. Ein Sprecher des Rettungsdienstes sprach von einer sehr komplizierten und gefährlichen Rettungsaktion. Es sei nicht auszuschließen, dass noch stehende Teile des Gebäudes zusammenbrechen. Vor dem Supermarkt wurde ein Rettungszelt zur Erstversorgung errichtet.
Das Dach des erst vor zwei Jahren gebauten Einkaufszentrums in einem Vorort der Stadt war am Donnerstagabend auf einer Fläche von insgesamt rund 500 Quadratmetern eingebrochen. Das Gebäude stürzte daraufhin ein „wie ein Kartenhaus“, sagte der stellvertretende Bürgermeister von Riga, Andris Ameriks.
Pfusch am Bau nicht ausgeschlossen
Der lettische Regierungschef Valdis Dombrovskis eilte noch am Abend zum Unglücksort. Rigas Bürgermeister Nils Usakovs wies die Behörden an, alle im Bau befindlichen Projekte des zuständigen Unternehmens zu überprüfen. Ameriks schloss Pfusch am Bau nicht aus. Das Einkaufszentrum ist üblicherweise abends gut besucht.
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