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Ford sieht „Staatsstreich“

Der Stadtrat der kanadischen Metropole Toronto hat den Skandalbürgermeister Rob Ford erneut drastisch in seiner Macht beschnitten. Der 44-Jährige werde in Zukunft nicht mehr den Exekutivausschuss der Stadt leiten, entschied das Gremium am Montag (Ortszeit) mit großer Mehrheit.

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Zudem würden ihm 60 Prozent seines Budgets gekürzt, und der stellvertretende Bürgermeister werde seine Mitarbeiter übernehmen. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Stadtrat entschieden, dass Ford künftig seinen Stellvertreter und andere ranghohe Mitarbeiter nicht mehr feuern und neue einstellen darf und dass in Notsituationen die Entscheidungshoheit an seinen Vize geht.

„Bei der nächsten Wahl wird es offenen Krieg geben“

Damit behält Ford zwar offiziell den Titel des Bürgermeisters und darf seine Stadt bei offiziellen Anlässen repräsentieren - er hat aber so gut wie keine Entscheidungsbefugnisse mehr. Doch Ford war mit dieser Entscheidung alles andere als einverstanden und reagierte mit einem - mittlerweile zu seinem Markenzeichen gewordenen - Wutausbruch.

Rob Ford (Bürgermeister von Toronto)

APA/AP/The Canadian Press/Paola Loriggio

Ford mit hochrotem Kopf, wie er gerade eine Stadträtin niederrennt

„Ihr habt gerade Kuwait angegriffen“, brüllte Ford seine Kollegen an - in Anspielung auf den Auslöser des zweiten Golfkriegs 1990. „Niemals werdet ihr so etwas sehen - erinnert euch an meine Worte, meine Freunde: Bei der nächsten Wahl wird es offenen Krieg geben, und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um euch zu schlagen.“

Crackrauchend und fluchend

Daraufhin kam es im Stadtrat zu tumultartigen Szenen. Der Ex-Footballer Ford rannte plötzlich los und stieß dabei eine 60-jährige Stadträtin zu Boden. Er half der entsetzten Abgeordneten wieder auf die Beine und sagte, er habe seinem Bruder - ebenfalls ein Abegordneter - helfen wollen, da dieser in einen beginnenden Streit mit Besuchern auf der Galerie involviert gewesen sei.

Feuern kann der Stadtrat Ford nicht, das ginge nur, wenn der schwergewichtige Bürgermeister eines gravierenden Verbrechens für schuldig befunden würde. Und daran schrammte der 44-Jährige, seit 2010 Bürgermeister der ostkanadischen Stadt, in jüngster Zeit mehrmals knapp vorbei. So musste er eingestehen, völlig betrunken Crack geraucht zu haben. Ein Video lieferte den erdrückenden Beweis. In einem anderen Video drohte Ford wütend, jemanden umzubringen.

Die Ex-Mitarbeiter machten die veröffentlichten Aussagen bei der Polizei. Die Vorfälle sollen sich im März 2012 ereignet haben, berichteten kanadische Medien unter Berufung auf die Dokumente. Ford sei damals schwer betrunken gewesen.

„Sind zum Gespött geworden“

In dem seit Wochen andauernden Skandal waren erst vor wenigen Tagen neue Anschuldigungen gegen Ford bekanntgeworden: Zeugen und Ex-Mitarbeiter Fords gaben bei der Polizei an, sie hätten den 44-Jährigen beim Kokainschnupfen und Feiern mit einer mutmaßlichen Prostituierten beobachtet. Das geht aus letzte Woche veröffentlichten Gerichtsdokumenten hervor.

Letzte Woche gab Ford beim Stadtrat von Toronto zu, in den vergangenen zwei Jahren Drogen gekauft zu haben, wies aber Rücktrittsforderungen oder Forderungen nach einer Beurlaubung zurück. Er sei nicht abhängig und habe seine Pflichten nicht vernachlässigt. Mitglieder des Stadtrats befürchten durch den Skandal bereits wirtschaftliche Folgen für die Millionenstadt. „Das ist eine echte Krise“, zitierte die „New York Times“ („NYT“) die Stadträtin Sarah Doucette. „Die Folge ist, dass die gesamte Stadt zum Gespött geworden ist. Wie können wir Unternehmen unter diesen Umständen dazu überreden hierherzukommen?“

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